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Pegida-Gründer Bachmann – vorbestraft und abgeschoben

Pegida-Gründer Bachmann – vorbestraft und abgeschoben

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Pegida-Chef Lutz Bachmann in Dresden auf einer Pegida-Kundgebung. Foto: dpa
Lutz Bachmann kennt kein Pardon. Für straffällige Ausländer fordert er harte Strafen. Er selbst nimmt es allerdings nicht so genau mit dem Gesetz.

Essen. 

Er ist derjenige, der die Dresdner inzwischen wie ein Popstar mit „Guten Abend, Dresden!“ begrüßt. Lutz Bachmann, der Mann am Mikro bei den „Dresdner Abendspaziergängen“. Gerade einmal 100 Menschen folgten seinem ersten Aufruf vor acht Wochen – zuletzt waren es 15.000. Doch der 41-Jährige, der sie mit Parolen wie „Nulltoleranz gegenüber kriminellen Zuwanderern“ lockt, hat selbst eine kriminelle Vergangenheit. Einbrüche in Serie. Kokain. Zwei Jahre saß er im Gefängnis, und auch zur Zeit steht er unter Bewährung.

Und Lutz Bachmann ist nicht der einzige der Pegida-Vorderen, der polizeibekannt ist. Aus dem zwölf Personen starken Orga-Team sollen zwei weitere Mitglieder wegen „allgemeiner Kriminalität“, auch Gewaltdelikten, und Betrug auffällig geworden sein. Unter denjenigen, die ihnen allmontäglich in vermeintlicher Tradition der DDR-Montagsdemos folgen, habe die Polizei auch Mitglieder der als rechtsextrem eingestufte Hooligangruppen „Faust des Ostens“ und „Hooligans Elbflorenz“ ausgemacht sowie „Problemfans“ des Fußballvereins Dynamo Dresden.

Dass diese Redaktion das alles anführt, entspricht bereits Bachmanns festgezurrtem Bild, seiner Argumentation. Denn Bachmann, das Gesicht von „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, eben Pegida, hetzt gerne gegen die „gleichgeschalteten Medien“, von denen er erwarte, derart über ihn zu berichten. Interviews hingegen verweigert er.

„Auffällig ist, wie sehr Pegida von der neuen rechten Publizistik protegiert wird, während der Rest der Medien abgewertet, verächtlich gemacht wird“, sagt Alexander Häusler, Rechtspopulismusforscher der Fachhochschule Düsseldorf. Zeitschriften wie etwa dem rechten Chemnitzer Jugendmagazin „Blaue Narzisse“ habe Bachmann sogar ein Interview gegeben, und der Internet-Blog „Politically incorrect“ feiert die Abend-Spaziergänge seit neuestem mit einem Liveticker: „Der Kampf gegen die Islamisierung Europas hat begonnen“.

Pegida-Gründer wurde aus Afrika abgeschoben

Doch die Informationen über das Führungspersonal von Pegida sind noch rar. Pegida-Gründer Bachmann behauptet, seinem Orga-Team gehörten „zwölf Personen aus verschiedenen Ländern, Religionen und Berufen“ an. Er selbst, Sohn ei­nes Metzgers, Inhaber einer Foto- und PR-Agentur, soll laut MDR 16 Firmeneinbrüche im Raum Dresden begangen haben. Vor der knapp vierjährigen Haftstrafe floh er 1998 nach Südafrika, wurde zwei Jahre später erwischt und abgeschoben.

Seit acht Wochen nun wettert er gegen „den Islamismus“ sowie „kriminelle Asylanten“, attackiert „die etablierten Parteien“ und fordert mehr Polizei und „Null-Toleranz“ gegenüber „radikalreligiösen Gruppierungen“. Wie es scheint, durchaus mit Erfolg. Für den Dresdner Spaziergang am Montagabend wurden von der rechten Szene wieder Tausende Demo-Teilnehmer erwartet und auf Facebook feiert man sich bereits selbst: „Wir alle sind Thema Nummer 1 in Deutschland und werden auch im Ausland thematisiert! Der Wind wird stärker und stärker!“

„Das Spektrum derjenigen, die Pegida folgen, ist sehr breit. Das sind nicht nur Neonazis, sondern auch normale deutsche Rentner, die sich selbst als bürgerliche Mitte verstehen, die aber Sorge vor einer Islamisierung haben – und davor, dass Weihnachten bald in Winterfest umbenannt wird“, sagt Alexander Häusler. Wer die Internet-Blogs der Neo-Nazi-Szene beobachte, könne dort lesen, wie sie von Pegida schwärmten, von einer „Gelegenheit“, „die wir noch nie hatten, dort unsere Inhalte reinzutragen“.

„Tatsächlich ist auffällig, dass zu der Dügida-Demo in Düsseldorf Aktivisten von der AfD und von Pro NRW aufgerufen haben, zu der Bogida-Demo in Bonn ebenso. In Kassel waren NPD-Leute und Hooligans dabei“, so Häusler. Ob Pegida letztendlich gefährlich werde, hänge vor allem davon ab, inwieweit es der Bewegung gelänge, einen politischen Anker zu werfen.