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Otto Rehhagel ist „Deutschlands bester Botschafter“ in Athen

Otto Rehhagel ist „Deutschlands bester Botschafter“ in Athen

Otto Rehhagel
Otto Rehhagel ist als "Botschafter" für Deutschland in Griechenland unterwegs. Foto: dpa
Otto Rehhagel begleitet Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel nach Griechenland. Dort wirbt er für das Image der Deutschen. Der ehemalige griechische Nationaltrainer ist eine Art Nationalheld. Rehhagel wird wohl nichts daran ändern können, dass der Frust der Griechen über die Deutschen tief sitzt.

Athen. 

Als Otto Rehhagel zu singen anhebt, verschlägt es sogar dem sonst so redseligen Griechenland-Beauftragten der Kanzlerin die Sprache. „Ich schau den weißen Wolken nach und fange an zu träumen“, stimmt der in Griechenland verehrte Trainer, der in Essen geboren wurde, eine Liedzeile des griechischen Schlagerstars Nana Mouskouri an.

Der deutsche Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel und die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni stehen staunend daneben – und freuen sich über die schöne Szene, mit der „König Otto“ soeben für einen kleinen Moment alle deutsch-griechischen Unstimmigkeiten vergessen machte.

Fast ein Jahr ist es her, dass Angela Merkel den berühmten Trainer am Rande der Wahl des neuen Bundespräsidenten fragte, ob er nicht einmal Fuchtel nach Griechenland begleiten wolle. Der umtriebige Baden-Württemberger versucht seit etwa zwei Jahren, den Griechen durch gemeinsame Projekte auf kommunaler Ebene über die Folgen der Finanzkrise hinwegzuhelfen.

Rehhagel absolviert in Athen einen Terminmarathon

Mit konkreter Hilfe von unten, bei der Wiederbelebung des Tourismus oder der Installation stromsparender Straßenlampen, will die Bundesregierung so auch ihr im Zuge der Euro-Krise angeschlagenes Image wieder ins bessere Licht rücken.

„Fuchtel hat mich eingeladen, und dann habe ich gesagt OK“, begründete Otto Rehhagel am Dienstag knapp sein ungewöhnliches Engagement auf diplomatischem Parkett. Eine einstündige Talkshow, zwei Minister und ein Kirchenoberhaupt – diszipliniert absolvierte der Trainer am Dienstag einen Terminmarathon, in dem er immer wieder den Griechen Mut machte und die deutsch-griechische Freundschaft lobte. Alle müssten helfen, die durch die Finanzkrise entstandenen „Irritationen“ zu beheben. „Was auch immer geschieht, die Griechen bleiben unsere Freunde.“

Der ehemalige Nationaltrainer Griechenlands ist eine Art Nationalheld

Seit er die als Chaos-Truppe berüchtigte griechische Nationalelf 2004 völlig überraschend zum Europameistertitel führte, ist Otto Rehhagel in dem Land eine Art Nationalheld. Diesen Sonderstatus nutzte der 74-Jährige auch für strenge Worte an die Griechen, die manchem deutschen Politiker sicher übel genommen würden: „Man muss sich immer an Regeln halten, sonst klappt ja nichts.“ Auch die in Griechenland immer wieder angefeindete Merkel nahm Rehhagel in Schutz: „Unsere Bundeskanzlerin hat die Krise nicht erfunden.“

Ganz in seinem Element schien der Trainer dann doch erst auf dem Fußballplatz: Bei einem Freundschaftsspiel zweier Athener Jugendmannschaften verteilte er Trikots der deutschen Nationalmannschaft und plauderte – lieber ohne die Presse – mit den Jungfußballern.

Die dramatische Lage im Nachbarland Zypern wollte an diesem milden Frühlingstag in Athen niemand in der deutschen Delegation offen kommentieren.

Rehhagels Ruhm wird nicht ausreichen, um die Vorbehalte der Griechen zu vertreiben

„Deutschlands bester Botschafter“, so lobte Fuchtel seinen prominenten Begleiter, konnte sich bei seinem Besuch in seiner einstigen Wahlheimat davon überzeugen, dass die Griechen ihn bis heute lieben. Doch Rehhagels Ruhm dürfte nicht ausreichen, um deren Vorbehalte gegenüber Deutschland zu vertreiben – zu tief sitzt bei vielen der Frust über das Spardiktat aus Brüssel, für das vor allem die Regierung Merkel verantwortlich gemacht wird.

Innenminister Euripides Stylianidis verband die Verleihung einer Ehrenplakette an Rehhagel für dessen Verdienste um den griechischen Fußball mit einer Spitze gegen die Bundesregierung: Otto Rehhagel habe den Griechen Disziplin beigebracht, ihnen zugleich aber Freiraum gelassen, ihre Kreativität und ihr Talent zu entfalten. „Dieser Geist muss auch in die Politik Einzug halten.“ (afp)