Veröffentlicht inPolitik

NRW-Wissenschaftsministerin Schulze ist besorgt um Ansehen des Doktortitels

NRW-Ministerin Schulze besorgt um Ansehen des Doktortitels

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze meint, dass die Debatten über Plagiate dem Ansehen des Doktortitels geschadet haben. Trotzdem leide die Wissenschaft nicht an einem Glaubwürdigkeitsproblem. Eine zentrale, übergeordnete Prüfungsstelle für Doktorarbeiten will Schulze dennoch nicht.

Düsseldorf. 

Zahlreiche Politiker haben in den vergangenen Monaten mit Plagiaten und verlorenen Doktortiteln für Schlagzeilen gesorgt. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Svenja Schulze meint: „Die intensiven Debatten über Plagiate haben dem Ansehen des Doktortitels geschadet.“ Die SPD-Politikerin sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd, da es sich um „kriminelles, betrügerisches Vorgehen“ handele, schade jeder Fall der Wissenschaft.

Nach Einschätzung der Ministerin geht die Mehrheit der Doktoranden zwar nach wie vor mit großem Engagement an die Sache heran. In der Öffentlichkeit entstehe allerdings ein anderes Bild. Nun gehe es darum, Vertrauen zurückzugewinnen.

Trotz der Plagiatsaffären um die ehemaligen Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan leide die Wissenschaft nicht an einem Glaubwürdigkeitsproblem. „Wir haben nach wie vor sehr hohe wissenschaftliche Standards in Deutschland.“ Schwerwiegende Verstöße seien nicht die Regel, sondern die Ausnahme.

Einen hundertprozentigen Schutz gegen Plagiate gebe es nicht

Allein in Nordrhein-Westfalen gebe es pro Jahr rund 5.000 Promotionen und im Verhältnis dazu nur eine „verschwindend geringe Zahl“ an Plagiaten. Einen hundertprozentigen Schutz gegen diese Form des Betruges gebe es aber nicht.

Um die Zahl der Plagiate in Zukunft zu senken, will Schulze bei der Betreuung der Doktoranden ansetzen. Diese sei zwar schon jetzt sehr gut. „Aber es gibt immer Verbesserungspotenzial“, sagte die Sozialdemokratin. Erfolgversprechend seien sogenannte Promotionskollegs, in denen jungen Wissenschaftler intensiv betreut und von mehreren Professoren gleichzeitig begleitet würden. „Über diese Herangehensweise fallen Leute, die abschreiben wollen, viel schneller auf“, sagte sie.

Svenja Schulze will keine übergeordnete Prüfungsinstanz

Der Fall der mittlerweile zurückgetretenen Bundesbildungsministerin Schavan hatte in den vergangenen Monaten eine intensive Debatte über den Umgang mit Plagiatsvorwürfen ausgelöst. Die zuständige Universität Düsseldorf stand in der Kritik und es wurde darüber diskutiert, den Hochschulen die Kontrolle zu entziehen und eine übergeordnete Prüfungsinstanz zu schaffen.

NRW-Ministerin Schulze sieht solche Forderungen skeptisch. Zwar sollte vorrangig der Wissenschaftsbetrieb darüber diskutieren. „Aus meiner Sicht sollten Promotionen, die dezentral vergeben werden, auch dezentral überprüft werden können“, sagte sie. Die Vorstellung, dass es für alle Fachbereiche eine zentrale Stelle für Plagiatsvorwürfe gebe, sei „wenig praktikabel“.

Allein in Nordrhein-Westfalen gebe es rund 1.800 Studiengänge. Wenn die Wissenschaft aber entscheide, lieber zentrale Gremien über Plagiate entscheiden zu lassen, sei sie als zuständige Ministerin dafür offen. (dapd)