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Giftmais auch in NRW verfüttert

Giftmais auch in NRW verfüttert

Essen. 

Auf Bauernhöfen in Deutschland, vor allem in Niedersachsen, sind rund 10 000 Tonnen Mais verfüttert worden, die durch ein krebserregendes und leberschädigendes Pilzgift verseucht waren. Der Grenzwert für diese Aflatoxine war bis zum Zehnfachen überschritten. Sie können für Verbraucher vor allem in Milch zu einem Problem werden. Die betreffenden Höfe dürfen deshalb bis auf Weiteres keine Milch mehr ausliefern.

Auch mindestens 15 Betriebe in Ostwestfalen und Lippe haben mit solchem Mais ihre Rinder, Schweine und Geflügel gefüttert; hinzu kommt in Nordrhein-Westfalen noch ein Mischfutterhersteller, der den Mais bezog. „Seine Vertriebswege werden ermittelt, die Zahl kann noch etwas steigen“, sagte Wilhelm Deitermann, der Sprecher des NRW-Landwirtschaftsministeriums.

Pilz verbreitete sich durchBalkan-Hitzewelle 2012

Die Untersuchungsämter mehrerer Bundesländer begannen gestern, auf Höfen und in Molkereien Proben zu nehmen und auszuwerten. Eine Gefahr für Verbraucher sei unwahrscheinlich, da sich die Milch von verschiedenen Höfen vermische, wenn die Molkereien sie abholten, erklärte die Leiterin der Verbraucherschutzabteilung im Ministerium, Heidemarie Helmsmüller.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung sah „keine Anzeichen“ für eine Gefährdung.

Der Futtermais gehörte zu einer Lieferung, die aus Serbien importiert wurde und über Niedersachsen ins Land kam. Der Pilz soll sich während der balkanischen Hitzewelle vom Sommer 2012 verbreitet haben.

Das Bundesverbraucherministerium hatte bereits im Herbst die Länder vor Mais mit Schimmelpilz vom Balkan gewarnt. In Serbien und anderen Ländern Ex-Jugoslawiens wurde zu viel Aflatoxin in Milch bereits vor wenigen Wochen gemessen; Serbien erhöhte daraufhin die zulässigen Grenzwerte um das Zehnfache.

Umwelt- und Verbraucherschützer machten die wachsende Intensiv-Tierhaltung verantwortlich für solche Skandale. „Wir kritisieren gemeinsam die Vermaisung der Landschaft in Deutschland, aber sie reicht offensichtlich noch nicht aus“, sagte Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Düsseldorf.

„Tiefer Blickin den Abgrund“

Pilzgift im Mais ist der dritte Lebensmittelskandal direkt nacheinander: erst das Pferdefleisch, dann die falsch deklarierten Hühnereier, nun giftiges Futter. „Das gibt teilweise einen tiefen Blick in den Abgrund, der da vor uns liegt“, sagte NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne). Er forderte eine bessere Eigenkontrolle der Betriebe.