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Bergbau im Erzgebirge wird nach zwanzig Jahren wiederbelebt

Bergbau im Erzgebirge wird nach zwanzig Jahren wiederbelebt

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Foto: dpa
Der Bergbau im Erzgebirge erlebt eine Wiederauferstehung. Nach mehr als zwei Jahrzehnten Pause eröffnet in Oberwiesenthal jetzt ein neues Bergwerk. Seit die Preise auf den Rohstoffmärkten weltweit steigen, ist die Region für Bergbauunternehmen wieder interessant.

Oberwiesenthal. 

Neues „Berggeschrey“ im Erzgebirge: Mit dem Betriebsstart einer Grube in Niederschlag bei Oberwiesenthal wird an diesem Freitag einen neues Kapitel Bergbaugeschichte geschrieben. „Es ist das erste neue Bergwerk in Deutschland seit etwa 40 Jahren“, sagt der Geschäftsführer der Erzgebirgischen Fluss- und Schwerspatwerke, Wolfgang Schilka. Etwa drei Jahre lange war am Aufbau der Anlagen – am Bergwerkaufschluss – gearbeitet worden.

Seit etwa zwei Wochen läuft der Probebetrieb. In dem neuen Bergwerk soll Fluss- und Schwerspat gefördert werden. Diese gelten als wichtige Grundstoffe der chemische Industrie. Die Pläne für das Bergwerk hatte es schon 1966 in der DDR gegeben. Daraus war damals aber nichts geworden.

Bergbau im Erzgebirge seit Mitte des 12. Jahrhunderts

Der Bergbau im Erzgebirge hat eine lange Geschichte. Silberfunde machten Mitte des 12. Jahrhunderts die damals noch nahezu unbewohnte Gegend zum Klondike des Mittelalters. Aus dem unwirtlichen Miriquidi – einem ungemütlichen, finsteren Urwald – wurde das Erzgebirge. Dessen Silber hat Land und Herrscher einst reich gemacht. Der Bergbau zählte lange Zeit zu den wichtigsten Einnahmequellen Sachsens. Neben Silber und Kupfer wurde vor allem Zinn sowie später auch Blei, Molybdän und Uran gefördert.

Der Silberbergbau wurde 1913 eingestellt. Mit Gründung des Deutschen Reiches 1871 war die Währung auf Gold umgestellt worden, das Silber büßte seine Bedeutung ein. Die letzten Erweiterung eines Bergwerkes in der Region gab es laut Oberbergamt in den 1980er Jahren, als die DDR viel Geld in die Modernisierung der Zinngrube in Altenberg steckte. Als 1991 für die letzten Zinngruben in Altenberg und Ehrenfriedersdorf das Aus kam, schien der Bergbau im Erzgebirge Geschichte. Die Errichtung eines vollständig neuen Bergwerks wie in Niederschlag sei deshalb eine Besonderheit, heißt es im Oberbergamt.

Gewinnung von Erzen ist aufwendig

Das Erzgebirge ist zwar noch immer reich an Rohstoffen. Allerdings ist der Metallgehalt der Erze oft niedrig, die Gewinnung aufwendig. Doch seit die Preise auf den Rohstoffmärkten weltweit steigen, ist die Region für Bergbauunternehmen wieder interessant. Derzeit wird vor allem nach Kupfer, Zinn, Wolfram, Nickel, Indium und Molybdän sowie Fluss- und Schwerspat gesucht. Aktuell hat das Oberbergamt 18 Mal die Erlaubnis zur Erkundung von Lagerstätten nach Spat oder Erz erteilt. In drei Fällen gibt es schon eine Bewilligung zum Abbau: Neben Niederschlag ist das in Pöhla (Wolfram, Zinn, Flussspat und andere) sowie in Ostsachsen in Schleife (Kupferschiefer).

„Schwerpunkt der Erkundungsaktivitäten sind bisher die Nacherkundung und Verifizierung alter Ergebnisse bekannter Lagerstätten“, sagt Martin Herrmann vom Oberbergamt. Der Grund: Zur Finanzierung von Bergbauprojekten müssten die Unternehmen eine Bewertung der Lagerstätten vorweisen, die jetzigen Standards entspricht. Das Land helfe, indem es zu bekannten Lagerstätten „Steckbriefe“ bereitstelle. Zudem ist unlängst ein Projekt zur Erkundung von Lagerstätten per Hubschrauber aus der Luft gestartet worden. (dpa)