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Ernährungsexperten empfehlen vegetarische Tage

Ernährungsexperten empfehlen vegetarische Tage

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Foto: ThinkStock
Ernährungsexperten raten Bürgern, weniger Fleisch zu essen. „Jeden Tag Fleisch ist viel zu viel“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW und rät zu einem vegetarischen Tag pro Woche. Besonders die fetthaltigen Wurst- und Fleischwaren halten Experten für problematisch.

Essen. 

Pferdefleisch, „falsche“ Bio-Eier, giftiger Futtermais: Ernährungswissenschaftler, Verbraucherschützer und Politiker sind wegen der Lebensmittel-Skandale alarmiert. Sie raten Bürgern, weniger Fleisch zu essen. Fleischfreie Tage seien gut für die Gesundheit und helfe gegen Massentierhaltung. Dutzende Städte, darunter Dinslaken, unterstützen die Vegetarier-Initiative „Donnerstag ist Veggie-Tag“.

„Jeden Tag Fleisch ist viel zu viel“

„Ein vegetarischer Tag in der Woche wäre hervorragend“, sagt Christiane Kunzel (Verbraucherzentrale NRW). „Jeden Tag Fleisch ist viel zu viel. Die Folgen sind Übergewicht und hohe Cholesterin-Werte.“ Anzuraten ist aus ihrer Sicht der Kauf von hochwertigem Fleisch, möglichst aus artgerechter Tierhaltung. Laut Kunzel sind die Bürger heutzutage zwar gut über Ernährungsfragen informiert und sähen sich gern Koch-Sendungen im Fernsehen an. „Das heißt aber noch lange nicht, dass sie sich auch gut ernähren“, so die Expertin. In vielen Familien werde gar nicht mehr richtig gekocht, die Kochkunst werde daher auch nicht mehr an Jüngere weitergegeben. Auch an den Schulen gebe es so gut wie keinen Koch-Unterricht mehr. Kunzel: „Das ist ein echter Verlust an Wissen.“

Norwich Rüße, Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion für Ernährung, sagt: „Für alle, die viel Fleisch essen, wäre ein fleischfreier Tag in der Woche gesünder. Verzicht bedeutet einen Gewinn für die Gesundheit und die Umwelt.“ Der fleischfreie Tag müsse aber freiwillig sein. Rüße: „Wer das von oben verordnen will, erreicht das Gegenteil: eine Trotzreaktion. Wir setzen auf die Einsicht der Verbraucher. Der Staat muss aber etwas dagegen tun, dass Fleisch so billig ist wie Gemüse. Der Niedrigpreis führrt zur Massentierhaltung, und die richtet bei uns und weltweit riesige ökologische Schäden an.“

40 Kilo Schweinefleisch pro Kopf und Jahr

Gisela Olias (Deutsches Institut für Ernährungsforschung) warnt: Viel rotes Fleisch erhöhe das Risiko für Darmkrebs, Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gicht. Fleisch solle maßvoll genossen werden. Olias empfiehlt „300 bis 600 Gramm pro Woche.“

Die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Ursel Wahrburg (FH Münster) warnt davor, Fleisch völlig zu ächten: „Mageres Fleisch ist eigentlich ein hochwertiges Nahrungsmittel. Es enthält Eiweiß, Eisen, Zink, Vitamine und andere wertvolle Inhaltsstoffe. Problematischer sind die oft sehr fetthaltigen Wurst- und Fleischwaren. Würde die Bevölkerung auf Wurst verzichten, dann gäbe es keine Mangelerscheinungen. Auch Muskelfleisch ist nicht lebensnotwendig. Es spricht aber nichts dagegen, hochwertiges Fleisch aus artgerechter Haltung zu essen. Nur sollte man auch das nicht jeden Tag tun. Der Trend zur Massentierhaltung ist ein Ergebnis der Verbraucher-Nachfrage nach billigem Fleisch.“

89 Kilo Fleisch verbrauchen die Deutschen pro Kopf und Jahr, verzehrt werden nur 61 Kilo – der Rest landet im Müll. Damit essen die Deutschen doppelt so viel Fleisch wie vor 100 Jahren, ergab der „Fleischatlas“ des BUND. Bei jedem Skandal bricht der Fleischkonsum kurzfristig ein. Ob Schweinepest, BSE, Vogelgrippe, Gammelfleisch oder Gift-Futter – stets reagiert der Verbraucher mit Verzicht. Dennoch behauptet Schweinefleisch einen Spitzenplatz, der Konsum schwankt um die 40-Kilo-Marke pro Kopf, ergab der Report „Fleischversorgung in Deutschland“, der auch ein stark erschüttertes Vertrauen der Verbraucher ins Fleisch feststellte.