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Der verdrängte Pädophilie-Skandal bei den Grünen

Der verdrängte Pädophilie-Skandal bei den Grünen

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Foto: Thinkstock
Ein inzwischen verstorbenes Mitglied des Landesvorstandes der Grünen in NRW soll in der 80er Jahren zwei Jungen sexuell missbraucht haben. Die Jungen von einst lebten in einer WG in Kamp-Linfort. Erneut stellt sich die Frage, wie weit die Grünen tatsächlich in pädophile Vorgänge verstrickt sind.

Düsseldorf/Kamp-Lintfort. 

Gewaltfreier Sexualverkehr zwischen Eltern und Kindern muss straffrei bleiben – diese Forderung nahmen die Grünen 1985 in ihr Wahlprogramm in NRW auf. Doch während der entsprechende Beschluss des Parteitags in Lüdenscheid in einem Leitz-Ordner schwarz auf weiß archiviert und bis heute unter „Protokolle LDK 4/83“ einsehbar ist, blieb die Seelenpein zweier Männer bislang verborgen.

Jetzt haben die Jungen von einst ihr Schweigen gebrochen. Jahrelang seien sie sexuell missbraucht worden – von einem inzwischen verstorbenen Mitglied des Grünen-Landesvorstandes in NRW.

Bei den Opfern handelt es sich laut „Welt am Sonntag“ um ehemalige Mitbewohner einer Wohngemeinschaft in Kamp-Lintfort . Dort sei es in den 80er-Jahren regelmäßig zu sexuellen Übergriffen gekommen. Die links-alternative Lebensgemeinschaft gehörte zur Emmaus-Gemeinschaft, deren Vorsitzender der jetzt beschuldigte Grünen-Politiker war.

Tägliche Übergriffe zwischen 1979 und 1984

Die beiden Opfer berichten für die Zeit von 1979 bis 1984 von täglichen Übergriffen. „Die Kinder von damals haben alle mit den Folgen zu kämpfen“, sagen sie. Einige der insgesamt zehn Opfer hätten nur durch Psychopharmaka überlebt. Manchmal habe eine Mutter die männlichen Mitbewohner ermahnt, die Finger von den Kindern zu lassen. Doch das sei sinnlos gewesen. Über die WG habe es überall geheißen, ,,da leben die Pädophilen“.

Die Opfer, die zum Zeitpunkt ihres Missbrauchs zwölf Jahre alt waren, erlebten mit, wie die Grünen bei einem Kinder- und Jugendkongress in ihrem Haus, einem ehemaligen Landschulheim, offen über Sex mit Kindern sprachen. Bei Kaffee und Kuchen sei es lediglich um die Altersgrenze gegangen. Für ihre Aussagen hinterlegten sie eidesstattliche Versicherungen.

Die heutige Parteispitze um Cem Özdemir zeigt sich bestürzt und verweist auf eine Aufklärungsstudie von der Uni Göttingen. Doch während deren Ergebnis erst Ende 2014 vorliegt, wird die Erklärungsnot bei den Grünen immer größer. Hatte die Partei zunächst behauptet, dass es niemals einen Beschluss zum Thema „Sex mit Kindern“ gegeben habe, ist das Gegenteil inzwischen erwiesen. Besagtes Arbeitspapier wurde unter dem Titel „Sexualität und Herrschaft“ auf dem Lüdenscheider Parteitag 1985 verabschiedet.

Michael Vesper bestätigt Parteitagsbeschluss

Jeder hätte es erfahren können. Zum Beispiel durch Gespräche mit Zeitzeugen wie Michael Vesper. 1985 war er Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Grünen und nahm an Landesparteitagen teil. „Die Grünen waren nie eine Partei von Pädophilen oder Päderasten “, stellt er heute fest. „Aber was damals passiert ist, war Ausfluss einer weit verbreiteten falschen Toleranz.

Auf den Parteitagen kamen die Stadtindianer an und brachten Kinder mit. Die waren zwischen sechs und sieben Jahre alt und teilweise sehr aggressiv.“ Man sei genervt gewesen und habe falsch auf diese Gruppierung reagiert. Zum Beispiel bei antrainierten Sprüchen wie „Sex mit Papa ist herrlich“. Die Panne mit dem Parteitagsbeschluss habe die Grünen schließlich den Einzug ins Landesparlament gekostet, „da sind wir abgeschmiert“, sagt Vesper heute.

Dass es im Umfeld der Grünen nicht zu Übergriffen auf Kinder kam, kann angesichts der Aussage besagter Opfer bezweifelt werden. Auslöser für die Päderasten-Debatte, die die Grünen mitten im Bundestagswahlkampf trifft, war jedoch Daniel Cohn-Bendit.

Der frühere Studentenführer und heutige grüne EU-Politiker hat durch seine Einlassungen über seine Arbeit in einem Frankfurter Kinderladen in den 70er-Jahren Befremden ausgelöst. Ein Grüner, der von der Erotik der Kinder schwärmt und über geöffnete Hosenschlitze spricht, ist aus heutiger Sicht ein ,,no go“.

Cohn-Bendit brachte Stein ins Rollen

Nicht nur Cohn-Bendits Gedanken, nachzulesen in seinem Buch „Der große Basar“, werfen Fragen auf. „Letztes Jahr hat mich ein 6-Jähriges Genossenmädchen verführt. Es war eines der schönsten und sprachlosesten Erlebnisse, die ich je hatte.

Vielleicht war es so schön, weil es so sprachlos war. Es war das einzige Mal, wo es mir nicht zu früh kam. Aber das war nicht wichtig in dem Moment, und es ist auch jetzt nicht wichtig, ein Traktat über das Für und Wider von Päderastie zu schreiben“, schrieb Cohn-Bendit im etwa ,,Pflasterstrand“ von 1978.

Angesichts der pädokriminellen Kapitel in der Grünen-Parteigeschichte, in der es eine AG für Schwule und Päderasten oder die pädosexuelle Indianerkommune gab, fällt es manchen schwer, Cohn-Bendits Entschuldigung, „meine Worte von einst sind schlechte Literatur, Provokation und leider eine Anleitung für Pädophile“ zu trauen. Eckard Stratmann-Mertens, Mitbegründer der Grünen, wirft seinem ehemaligen Parteifreund offen vor, zu lügen.

Norbert Denef, als Kind von einem Priester missbraucht und vom Bistum Magdeburg mit 25.000 Euro entschädigt, fordert von den Grünen personelle Konsequenzen. Denef, Vorsitzender des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt, findet: „Cohn-Bendit muss zurücktreten.“ Doch die Grünen haben genug mit sich zu tun. Eine Stellungnahme zu Cohn-Bendit gibt es nicht.