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Bahn will 31 Bahnhöfe in NRW verkaufen

Bahn will 31 Bahnhöfe in NRW verkaufen

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Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Die Bahn will in NRW weitere 31 Bahnhöfe verkaufen. Kurl, Bergeborbeck, Kleve oder Siegen-Weidenau: Für manche dieser Stationen beginnt jetzt vielleicht ein besseres Leben. Die Landesregierung fördert das Immobiliengeschäft daher nach Kräften. Sie gibt 180.000 Euro als „Vermarktungshilfe“.

Düsseldorf. 

Biete großzügige Immobilie mit Geschichte in verkehrsgünstiger Lage. Immer mehr Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen stehen zum Verkauf, weil die historischen Empfangsgebäude für den technischen und geschäftlichen Ablauf des Schienenverkehrs längst überflüssig geworden sind. Seit 2002 hat die Deutsche Bahn AG mit Unterstützung des Landes bereits 105 Haltepunkte veräußert.

Wo einst Fahrkarten über den Tresen gingen, entstanden Bibliotheken, Jugendtreffs, Büros, Restaurants und schon mal ein buddhistischer Tempel. Nun wird ein weiteres Paket mit 31 zum Teil stattlichen Bahnhöfen für eine mögliche neue Nutzung vorbereitet – von Wattenscheid über Dortmund-Kurl, Essen-Bergeborbeck und Kleve bis hin zu Mönchengladbach-Rheydt, Mülheim-Styrum und Siegen-Weidenau.

Obwohl Bahnhöfe das Bild eines Ortes prägen und nicht selten emotionale Zufluchtsorte sind, ist das Immobiliengeschäft mit ihnen nicht leicht. Es bedarf seit zehn Jahren einer gemeinschaftlichen Anstrengung von Bahn AG, Land und Kommunen, um solche Bauwerke zu erhalten und neu zu beleben. Von den 105 Haltepunkten in NRW, die seit 2002 einen anderen Eigentümer fanden, erstrahlen zwar inzwischen mehr als die Hälfte wieder in neuem Glanz. In etwa 60 Prozent aller Fälle haben jedoch die Kommunen oder ihre Tochtergesellschaften, die ein Erstzugriffsrecht besitzen, selbst den Bahnhof übernommen. Manch geschichtsträchtiger Bahnhof erwies sich als Ladenhüter. Andererseits gibt es wahre Monumente mit Gleisanschluss, die von Privatinvestoren gerne übernommen wurden.

Das Land gibt 180.000 Euro als Vermarktungshilfe

Das Land bezuschusst Gutachten, um den Wert eines Bahnhofs, mögliche Sanierungskosten und neue Nutzungschancen auszuloten. Für das nunmehr dritte Bahnhofspaket mit 31 Immobilien stellt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) erneut rund 180.000 Euro als eine Art Vermarktungshilfe zur Verfügung. „Viele sanierte oder in Sanierung befindliche Gebäude bekunden den Erfolg“, findet Groschek. Allein in 22 Standorte seien in den vergangenen Jahren 25 Millionen Euro investiert worden, erklärt ein Sprecher des Verkehrsministeriums. „Für uns hat das Engagement des Landes bundesweiten Vorbildcharakter. Die Käufersuche ist hier eingebunden in eine städtebauliche und verkehrliche Gesamtkonzeption“, lobt der Vorstandschef der „DB Station & Service AG“, André Zeug.

Bahn und Land nähern sich dem schwierigsten Teil des großen Bahnhofs-Verkaufs in NRW. War es in ländlichen Gegenden des Sauerlands oder der Eifel noch vergleichsweise leicht, die jeweilige Gemeinde für den Erhalt des örtlichen Empfangsgebäudes zu mobilisieren, dürfte es bei größeren und zentraler gelegenen Immobilien in Großstädten auch manchen Rückschlag geben. In Essen etwa, wo zuletzt viel Geld, Energie und politisches Verhandlungsgeschick in die Restaurierung des Hauptbahnhofs geflossen sind, liegt ein Stadtteil-Halt wie Bergeborbeck eben in den Randzonen der Wahrnehmung.

[kein Linktext vorhanden]Enttäuschung in Schwelm, Initialzündung in Moers

In Schwelm erfuhr die Bahn AG schmerzlich, dass sie trotz aller Bemühungen keinen Käufer fand. In Soest oder Moers habe der Verkauf des Bahnhofs hingegen eine „städtebauliche Initialzündung“ ausgelöst, sagt Thomas Lennertz, Geschäftsführer der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW (BEG). Als Erfolgsbeispiel gelte auch das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Wetter, das heute die Stadtbücherei beherbergt. Lennertz sagt, dass man in seinem Geschäft Geduld und gute Vorbereitung benötige: „Niemand sagt so einfach, ich kaufe mir jetzt mal einen Bahnhof.“