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Zwei Familien bringen sich in Sat.1-Komödie auf die Palme

Zwei Familien bringen sich in Sat.1-Komödie auf die Palme

Hübsche Sat.1-Komödie mit Nadeshda Brennicke, Heio von Stetten, Dirk Borchardt und Valerie Niehaus thematisiert das Thema Arm gegen Reich.

München. 

Wir sind arm, aber sexy, trösten sich die Berliner. Damit verknüpft wird natürlich die Hoffnung, dass Reichtum unglücklich macht, was beispielsweise die Geissens so nicht unterschreiben würden. In der Filmgeschichte wurden aus diesem schlichten Motto aber schon viele Werke geschnitzt, was Sat.1 jedoch nicht an einer Neuauflage gehindert hat. „Zwei Familien auf der Palme“ kümmert sich ausgiebig um den Konflikt zwischen Arm und Reich – und macht das nicht mal schlecht.

Dass dieses Drama vor der tropischen Kulisse von Mauritius spielt, tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Geschichte wird dennoch vom Beginn an zügig erzählt und geht auch in der Folge nie in der Postkartenschönheit verloren.

Konflikte gibt’s auf beiden Seiten

Zwei Familien machen Urlaub: Die von Zangenheims und die Kowalskis, und, jawohl, natürlich sind die Kowalskis, wie der Name schon sagt, die Prolls und die von Zangenheims die Vornehmen. Und jawohl, alle sind so wie im Komödienstadl. Arroganter Schnösel, trunksüchtige Bankiersgattin, verzogene Göre auf der einen Seite, handfestes Handwerker-Trio auf der anderen, das ganze Panoptikum.

Man lernt sich schon am Flughafen kennen, weil Franky Kowalski, eher zufällig, einen Handtaschenraub vereitelt. Zum Dank werden die Retter zum Essen eingeladen, eher widerwillig, weil Verbrüderung eigentlich nicht zum Standardprogramm derer von Zangenheims zählt. Alkohol reißt aber die Klassenschranken ein, man entschließt sich noch zu einer nächtlichen Spritztour auf dem Meer – und strandet prompt auf einer einsamen Insel. Einer wirklich einsamen Insel.

Am Ende wird natürlich alles gut

Jetzt geht’s ums Überleben, was aber keinesfalls zur Solidarität animiert. Man zerstreitet sich vielmehr so heftig, dass eine Demarkationslinie gezogen wird, und spürt doch jeden Tag mehr, dass man aufeinander angewiesen ist.

Natürlich wird alles gut, wir sind hier schließlich nicht bei William Golding. Der hat aber auch für seinen „Herr der Fliegen“, angesiedelt in einer ähnlichen Situation, einen Nobelpreis bekommen. Wie sehr der Zusammenbruch der Zivilisation Gewalt und Faschismus fördern könnte, wird bei Sat.1 generell eher unterschwellig thematisiert, aber auch so kommt keine Langeweile auf.

Schlummernde Familienkonflikte brechen auf

Schließlich geht es nicht nur um Feuerholz und Fischfang, sondern auch um die schlummernden Familienkonflikte, die sich jetzt Bahn brechen. Und keinesfalls nur bei den Reichen, die sich mit kaputter Ehe und schnöseligem Töchterchen quälen. Auch die Armen haben ihre Probleme, das wird dankenswerterweise nicht verschwiegen. Andi Niessner hat die Robinsonade unauffällig inszeniert, Timothy Trempers Drehbuch leistet sich wenig Hänger, aber vor allem sind es die Schauspieler, die diese nette Komödie tragen. Mit Nadeshda Brennicke, Valerie Niehaus, Dirk Borchardt und Heio von Stetten wird es auch auf einer einsamen Insel eben nie langweilig.

Fazit: Nichts Umwerfendes, aber dennoch mehr als eine Komödie vor Traumkulisse. Für Karnevalsdienstag passabel.

Sat.1, 20.15 Uhr