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Zeichnungen von Fix und Foxi -Erfinder in Amerika ausgestellt

Zeichnungen von Fix&Foxi -Erfinder ausgestellt

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Foto: ddp

Washington. 

Ein Schmankerl für echte Fans: Das Archiv des verstorbenen Comic-Zeichners Rolf Kauka gibt Originale für eine erste Ausstellung in Washington frei. Im „German-American Heritage Museum“ sind diese zu bewundern.

Und dafür würden echte Fans vermutlich morden“, sagt Christoph-Maassen-Winkelschmidt und zeigt an diesem ersten Frühherbst-Donnerstag in Washington im kleinen, aber feinen „German-American Heritage Museum“ beinahe ehrfürchtig auf ein blau grundiertes Aquarell, auf dem zwei der bekanntesten Füchse der Welt harmlosen Schabernack treiben: Fix und Foxi.

Der heiter beleibte Mann vom Niederrhein hat zusammen mit Ehefrau Inge einiges dazu beigetragen, dass ein gutes Dutzend Originale aus der Zeichenfeder des vor elf Jahren verstorbenen deutschen Comic-Giganten Rolf Kauka bis November zum ersten Mal auf amerikanischem Boden zu sehen sein werden.Maasen-Winkelschmidt, Comic-Infizierter von Kindesbeinen an, ist in Deutschland so etwas wie der Generalbevollmächtigte von Kauka-Witwe Alexandra, einem ehemaligen Foto-Modell, das von einer Plantage im US-Südstaat Georgia das Familien-Imperium verwaltet.

Maassen-Winkelschmidt kümmert sich in Deutschland um die Lizenzen. Und allfällige Verstöße dagegen. Vor allem aber kümmert er sich um den „Schatz“ – eine siebenstellige Zahl von Originalzeichnungen, Filmen und Collagen aus der kreativsten Schaffensphase von Rolf Kauka. Untergebracht in 76 jeweils zwei Meter hohen Doppelstahlschränken an einem Ort, auf den man selbst bei ausgeprägter Fantasie nicht kommt. Und von dem bis dato kaum jemand wusste.

Unter dem Den Heyberg-Gelände in der Wallfahrtsstadt Kevelaer nahe der deutsch-niederländischen Grenze hatten die USA bis vor wenigen Jahren Raketensprengköpfe vom Typ Cruise Missile gelagert. Die Abrüstung machte 2004 den Wechsel von atomaren Massenvernichtungs- zu ungefährlichen Massenbelustigungswaffen möglich. „140 Quadratmeter für 400 Euro Miete im Monat, noch dazu an einem top-gesicherten Ort mit dicken Stahlwänden“, sagt Christoph-Maassen-Winkelschmidt, „das findet man heute nicht überall.“

Hefte ab 1960 digitalisiert

Wo exakt in dem weitläufigen unterirdischen Areal das Archiv jenes Mannes untergebracht ist, der nach Schilderungen des Washingtoner Museumsleiters Rüdiger Lentz Ende der 50er Jahre ein gut dotiertes Kooperations-Angebot von US-Comic-Papst Walt Disney (Mickey Mouse, Donald Duck etc.) ausgeschlagen hat, wird nicht verraten. Bunker-Mentalität. Alles nicht öffentlich. Ein Wallfahrts-Ziel muss reichen in Kevelaer.

Zu groß, sagt Maassen-Winkelschmidt, würde wohl der Andrang in die Jahre gekommener Verehrer, die mit den stets berechenbaren und unverfänglichen Abenteuern von Lupo, Oma Eusebia und natürlich Fix & Foxi aufgewachsen sind. Das gleichnamige Heft erschien seit 1953 mit zwei Unterbrechungen erst wöchentlich, später monatlich. Insgesamt mehr als 2000 Mal. Die weltweite Auflage des vielfach übersetzten Werkes dürfte nach Angaben von Branchenkennern bei mehr als einer Milliarde Hefte und Bücher liegen.

Aber an die Gruppe der Alt-Fans, erzählt Alexandra Kauka im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe, ist auch gedacht, wenn der „kaukasische“ Zeichenkreis demnächst am virtuellen Kiosk Wiederauferstehung feiern soll. „Alle Heft-Jahrgänge ab 1960 sind inzwischen vollständig digitalisiert“, berichtet Christoph Maassen-Winkelschmidt, „in zwei, drei Monaten können sich Interessierte fehlende Hefte einfach aus dem Internet herunterladen.“ Preis? Um die zwei Euro pro Nummer.

Wöchentlich bis zu 400.000 Hefte verkauft

Neues Material wird seit 2006 nirgends mehr auf der Welt publiziert. Veränderte Lesegewohnheiten, Spielekonsolen, das Internet und der Siegeszug der multimedial auftretenden japanischen Manga-Comics haben die lange Jahre uneinnehmbare Kauka-Festung, die zu Glanzzeiten wöchentlich 400 000 Hefte unter das Volk brachte, längst geschleift.

Kaukas Witwe, seit kurzem mit einem Industriellen aus Chicago neu verheiratet, glaubt dennoch an die nie versiegende Kraft der Figuren und Geschichten ihres früheren Mannes; gerade in Amerika. Schließlich war es der US-Zeitungs-Zar Randolph Hearst, der einst deutsche Emigranten mit entsprechenden Talenten dazu anhielt, für seine Zeitungen amüsant bebilderte Geschichten im Stile von Max und Moritz zu entwickeln. „Ich wäre eine sehr aufmerksame Zuhörerin, wenn die US-Comic-Gemeinde auf uns aufmerksam wird“, sagt Alexandra Kauka.

Sollte es dazu kommen, wird das Ehepar Massen-Winkelschmidt in Kevelaer noch des öfteren in den Bunker hinabsteigen und alte „Füchse“ über den großen Teich schicken müssen.