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Fünf Lektionen wie Tanzanfänger Karneval überstehen

Fünf Lektionen wie Tanzanfänger Karneval überleben

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Foto: Matthias Graben
Karneval wird nicht nur geschunkelt, sondern auch getanzt. Trainerin Carolin Dubbert verrät, wie auch Anfänger beim Schwofen eine gute Figur machen.

Oberhausen. 

Wer an den tollen Tagen mit dem falschen Bein aufsteht, hat wenig Spaß mit Prinz, Kamelle und Kostümen: Wenn sich die Fehltritte auch noch beim heiteren Schwof-Abend fortsetzen, ist meistens endgültig Schluss mit lustig. Damit närrische Novizen beim großen Karnevalsball nicht ernüchtert am Rand stehen müssen, haben wir die „Regiments Sterne“ der Ehrengarde Oberhausen besucht. Erste-Hilfe für zwei linke Beine: Diese Tipps helfen Otto-Normal-Helauern beim Aus-der-Reihe-tanzen.

1. Füße still halten, erst folgt die Theorie!

Was kann man sich von Karnevals-Profis abschauen und was nicht? Trainerin Carolin Dubbert (22) hält seit elf Jahren nicht still, tanzte in mehreren Garden. Sie weiß: Spektakuläre Spreiz-Sprünge und Spagate sind für Tanzanfänger zunächst ungeeignet. Was auf Karnevalsbühnen eine Augenweide ist, erfordert eine mehrmonatige Vorbereitung in der Prärie karger Turnhallen. Alles beginnt beim tanzbaren Basiswissen: Was unterscheidet den karnevalistischen Tanz vom Programm aus der Tanzschule? Dubbert: „Der Gardetanz ist vergleichsweise statisch. Es gibt sehr viele gerade Bewegungen. Bei Standard- oder lateinamerikanischen Tänzen wird dagegen oft die Körpermitte bewegt.“ Beim karnevalistischen Tanz existiere zudem häufig ein gleichbleibender Beat, bei Standardtänzen wechsele der Rhythmus dagegen.

2. Was eignet sich beim Schwof?

Die Mariechen-Uniform, das Offiziersgewand können Anfänger im Schrank lassen. Wer beim Jeckenball aufwendig geschminkt in protziger Profi-Kluft über seine Beine stolpert, kann direkt wieder abtanzen. Verkleidungen sind beim ersten Schritt auf eine Tanzfläche nützlich, aber sie sollten klug gewählt sein. „Aufblasbare Kostüme sind beim Tanzen ungeeignet, da der Kontakt mit dem Partner schwierig ist“, sagt Carolin Dubbert. Angesagte Cowboy-Pferd-Kombinationen mit eingebauter Batterie-Luftpumpe halten das Cowgirl der Wahl eher auf Abstand. Besser: Nicht zu viel hinderlicher Stoff. „Morphsuits, also hautenge Ganzkörperkostüme, sind toll, weil der elastische Stoff eng anliegt“, sagt Dubbert. „Außerdem können schüchterne Anfänger mit den Gesichtskapuzen abtanzen, ohne erkannt zu werden.“ Frauen mit ausladenden Kleidern sollten auf ihre Schleppe achten. Mit Stolperfallen droht schnell eine Bauchlandung.

3. Ein Partner muss her, aber welcher?

Groß, klein, dick, dünn? Prinzen nur mit Prinzessinnen? Sicher, für die gelungene Partnerwahl sollte bei einer Karnevalsparty zunächst die Chemie stimmen. Aber allzu große Körperunterschiede sind bei unerfahrenen Tänzern eine zusätzliche Barriere. „Die Tanzpartner sollten nicht zu weit auseinander stehen. Oft reichen die Arme bei stark unterschiedlich großen Personen nicht weit genug zu den Schultern.“ Soll heißen: Die Kostüme Wladimir Klitschko und Hayden Panettiere sind eher ungeeignet. Ist der Partner gefunden, gelten keine Ausreden. In der Disco muss sich keiner stundenlang aufwärmen, um nicht hinterher von der Tanzfläche zu humpeln. Bei den Tanzgarden ist das vor einem Bühnentanz schon anders. „Das Aufwärmen ist wichtig, damit Verletzungen wie Zerrungen ausbleiben“, sagt die Trainerin der Regiments Sterne. Flexibel bleiben, heißt die Devise. Ausgiebiges Dehnen ist hier kein Spiel auf Zeit, sondern gehört zum wichtigen Standardprogramm.

4. Sie will tanzen, er bekommt Panik – was tun?

Zwei Kostümierte finden sich – und schon soll es losgehen. Wer bisher einen großen Bogen um Tanzschulen gemacht hat, kommt nun ins Schwitzen. An karnevalistische Figuren sollte jetzt keiner denken. „Der Discofox-Basis-Schritt hilft immer weiter“, meint Carolin Dubbert. Eins, zwei, Tap – eins, zwei, Tap. Beim Herrenschritt geht der linke Fuß zuerst nach vorne. Bei den Damen der rechte Fuß zuerst zurück. Mit dem Grundschritt können sich Laien prima durch die ersten Zappel-Runden mogeln. „Ein bisschen Rhythmusgefühl reicht aus. Dieser Schritt klappt bei den meisten modernen Liedern.“ Beim Gardetanz ist es komplexer: Bis der Spagat sitzt, dauert es mitunter ein halbes Jahr. Auch die Varianten wechseln oft: Krakowiak, Spreiz-Sprünge, Märsche. Die Regiments Sterne treffen sich zweimal in der Woche zwei Stunden lang zum Training. Manchmal häufiger, wenn Turniere anstehen.

5. Es läuft, und läuft, doch plötzlich…

Die Musik spielt, der Körper bewegt sich. Alles schunkelt, wippt und dann plötzlich: ein Rempler, ein übler Ausrutscher in der Bierpfütze auf dem Fußboden. Erstes Gebot: Nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch auf den Bühnen der Prunksitzungen passieren den Profis manchmal Pannen. Mitunter schmerzhafte: „Wenn man bei einem Sprungelement falsch mit den Händen aufkommt, kann im schlimmsten Fall sogar etwas brechen.“ Solch extreme Verletzungen seien aber selten, so Carolin Dubbert. Für kleinere Stolperer beim Zappel-Laien gilt: lächeln und weitermachen. Grundsätzlich rät die Gardetrainerin, egal ob Hausball oder große Afterzugparty, zum Mut: „Es ist im Karneval für Tanzanfänger deutlich einfacher, sich von der Theke wegzubewegen. Das Kostüm hilft, beim Tanzen Hemmungen abzubauen.“ Ganz Mutige könnten vielleicht auch narrenfrei die Bläck Fööss rezitieren: Tanz doch eene met!