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Wirbel um Geheimrezept von Coca-Cola

Wirbel um Geheimrezept von Coca-Cola

Ein US-Radiosender will die Zutatenliste gefunden haben – doch das Unternehmen winkt ab

Essen/Atlanta. 

„Ich mache jetzt keinen Witz“, hat Ira Glass, Moderator der Sendung, „This American Life“, vorausgeschickt. Und dann hat er gesagt. „Wir glauben, dass wir das Rezept von Coca-Cola kennen.“ Hätte er die Zugangscodes für die US-Atomraketen verraten, hätte er wahrscheinlich weniger Staub aufgewirbelt.

Denn die Coca-Cola-Rezeptur, die legendäre 7x-Formel, gilt seit fast 125 Jahren als eines der bestgehüteten Geheimnisse der Wirtschaftswelt. Ein Mythos. Das Original, so die Legende, befindet sich streng gesichert in einem Tresor der Sun Trust Bank in Atlanta. Für diesen Tresor sollen lediglich zwei Topmanager des Unternehmens einen Schlüssel besitzen. Die beiden, lässt Coke gerne verbreiten, seien auch die einzigen lebenden Menschen, die alle Teile kennen, die man benötigt, um Coca-Cola herzustellen. Deshalb dürfen sie auch nie gemeinsam in einem Flugzeug fliegen. Und zur Sicherheit hat die Firma ihre geheime Formel auch nie patentieren lassen. Denn US-Patente laufen nach 20 Jahren aus und müssen bei einer Verlängerung offengelegt werden.

Hat aber alles nichts genutzt, behauptet Glass. Man komme ganz einfach an das Rezept. Weil es in der Tageszeitung stand, im Februar 1979 schon. Die Seite eines Notizbuches ist da auf einem Foto zu sehen. Von Orangen- und Zitronenöl ist zu lesen und von Koriander. Aber auch von Alkohol und Kokain-Extrakt. Das Besondere an dem Büchlein: es hat einem Freund John Pembertons gehört, der 1886 Coca-Cola ersann. „Ganz sicher ist das eine Version der Formel“, glaubt der Cola-Historiker Mark Pendergrast.

Testtrinker enttäuscht

Doch bei Coca winken sie ab. „Alles Quatsch. Das Rezept ist weiter geheim.“ Und 28 von 30 Testtrinkern, die die Mixtur aus dem alten Notizbuch kosteten, waren sich einig: „Nee, keine Coke.“

Selbst wenn die Zutaten korrekt sein sollten, gibt Phil Mooney, Archivar des Unternehmens, zu bedenken, nutze das allein gar nicht. „Man muss sie auch richtig zusammenmixen.“ Und das kann bisher wirklich nur einer: Coca-Cola.