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„Wir Geiseln der SS“

„Wir Geiseln der SS“

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Wir Geiseln der SS Foto: ZDF/Frank van Vught
ZDF zeigt die letzten Kriegstage der Gefangenen des KZ Dachau. Während die Dokumentation bereits auf Arte lief, zeigt das ZDF den Film leider in einer verkürzten Form.

Essen. 

Kurz nach Kriegsende sorgte die Episode international für Schlagzeilen, dann aber geriet sie lange in Vergessenheit. Nun erzählt das ZDF in einem Dokumentarspiel diese dramatische, wenig bekannte Geschichte: Sie spielt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und beginnt im Konzentrationslager Dachau.

Kurz vor der Befreiung durch die Amerikaner werden Tausende Gefangene auf einen Todesmarsch durch das verwüstete Land geschickt. Für 139 Häftlinge aber hat die SS andere Pläne: Sie sollen als Faustpfand dienen für spätere Verhandlungen mit den Alliierten. Die Männer, Frauen und Kinder sind, was die Nazis Sonder- und Sippenhäftlinge nennen.

Todesangst und Hoffnung

Aus 17 Ländern stammen diese Verschleppten. Am 26. April 1945 bricht die Schicksalsgemeinschaft in Dachau zu einer letzten Reise auf. Es geht in die Alpen, der Zweck der Fahrt ist selbst dem SS-Kommando nicht ganz klar. Es beginnt eine Woche zwischen Todesangst und leiser Hoffnung, den Krieg doch zu überstehen. Nicht alle glauben noch daran: „Ich war 14 Jahre alt und ich dachte, das Leben ist zu Ende“, erinnert sich Benigna Goerdeler, die als Tochter des ermordeten Widerstandskämpfers Teil des Konvois war.

Letzte Woche zeigte Arte bereits „Wir – Geiseln der SS“, das ZDF führt den Film von Christian Frey in einer gekürzten 45-Minuten-Version vor. Das Doku-Drama ist eine Mischung aus Interviews mit den letzten noch lebenden Zeitzeugen und Historikern, Archivmaterial und Spielsequenzen. Letztere sind aufwändig in Szene gesetzt und mit guten Schauspielern besetzt – etwa Tim Bergmann als aufrechter, selbst in Gefangenschaft seine Uniform tragender Oberst von Bonin oder Uwe Bohm als sadistischer Untersturmführer Bader.

Manche Szenen wirken allerdings merklich verknappt. Die Kürzung tut dem Werk nicht gut, das ZDF hätte seiner Version eine Viertelstunde mehr Zeit gönnen sollen.

Die Rettung, die wie ein Wunder war

Der Horrortrip der prominenten Häftlinge endet in einem kleinen Dorf in Südtirol. Die SS-Offiziere haben den Kontakt zum Hauptquartier verloren, unter den Gefangenen wächst die Angst davor, kurzentschlossen umgebracht zu werden. Es ist der in Ungnade gefallene Oberst von Bonin, der einen Hilferuf absetzen kann: Die Wehrmacht soll sich den Geiseln annehmen. Die Rettung muss den Verschleppten vorgekommen sein wie ein Wunder. Am 4. Mai rücken die Amerikaner ein. Die Verschleppten sind frei.

Fazit: Ein dramatisches und wichtiges, im TV selten gezeigtes Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Leider gekürzt.


ZDF, Dienstag 20.15 Uhr