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Wieviel Sprit die Klimaanlage im Auto wirklich kostet

Wieviel Sprit die Klimaanlage im Auto wirklich kostet

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Foto: Haenisch / waz fotopool
Zu den schönsten Stammtischthemen rund ums Auto zählen die vielfältigen Antworten auf die Frage: Was verbraucht mein Auto durch die Klimaanlage mehr? Von „fast nichts“ bis „fünf Liter auf 100 Kilometer“ ist alles dabei – und jede Antwort kann stimmen.

Eine Klimaanlage im Auto zählt zu den großen Annehmlichkeiten des Fortschritts auf vier Rädern. Wäre da nicht das schlechte gewissen darüber, dass die Kühlung auch zusätzlichen Sprit kostet – doch wieviel mehr hängt von Dutzenden Faktoren ab.

Natürlich braucht die Klimaanlage in einem schwarzen Van mit großem Glasdach, in dem die Sonneneinstrahlung quasi aufgesaugt wird, während der Sommerzeit ein Mehrfaches der Energie als in einem weißen Kleinwagen. Ein starkes Kühlaggregat in einem großen Pkw zwackt bei voller Belastung dem Motor über vier PS ab. Diese Leistungsabnahme gibt es nicht umsonst.

Auf das Tempo kommt es an

Das Grundproblem bei der Berechnung ist, dass sich der Energiebedarf für das Herunterkühlen als Verbrauch pro Stunde recht genau beziffern lässt. Der ADAC ermittelte in seinem jüngsten Test mit einem Skoda Octavia einen Verbrauch im Stand von zusätzlich 0,2 (vollautomatische Anlage) bis 0,4 Liter (manuelle Anlage) pro Stunde.

Was bedeutet das für den Verbrauch in Litern pro Kilometer? Wer bei zügiger Autobahnfahrt im Durchschnitt 100 Kilometer pro Stunde mit seinem Octavia schafft, der kann den oben genannten Durchschnittsverbrauch eins zu eins auf seinen Verbrauch aufschlagen, bestenfalls also nur zwei Zehntelliter. Wer im innerstädtischen „Stop & Go“-Verkehr nur auf einen Schnitt von 20 km/h kommt, muss den Wert mal fünf nehmen, um auf den Mehrverbrauch pro Kilometer zu kommen. Aus harmlos erscheinenden 0,4 Liter pro Stunde werden dann bereits 2,0 Liter auf 100 Kilometer. Und extremere Ergebnisse sind jederzeit möglich.

Die Wahrheiten zwischen den Werten

Zwischen den beiden Werten liegen viele Wahrheiten, je nach Durchschnittstempo und Beanspruchung der Innenraumkühlung. Der ADAC hat es in seinem Beispiel (Octavia mit einem Verbrauch von fünf Litern auf 100 Kilometer) in Prozent gefasst und kommt auf einen Aufschlag von 10 bis 15 Prozent im Schnitt, sechs Prozent außerhalb der Stadt und 20 Prozent innerhalb.

Abseits aller Verbrauchsberechnungen gibt es einfache Verhaltensweisen, um den Mehrverbrauch zu minimieren. Der in der Sonne aufgeheizte Innenraum sollte zuerst stark gelüftet werden. Die angestrebte Gradzahl im Wagen sollte nicht mehr als sieben Grad unter der Außentemperatur liegen, möglichst nicht unter 21 Grad Celsius. Vollautomatische Anlagen arbeiten dem ADAC zufolge nur dann sparsamer, wenn sie auch auf Automatik gestellt werden.

Vorsicht ist geraten, wenn die Ausströmer direkt auf den Körper gerichtet werden. Auch die Füße sollte man nicht „schockfrosten“. Große Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen erhöhen bei häufigem Ein- und Aussteigen die Erkältungsgefahr.

Unvorstellbare 5000 DM Aufpreis kosteten die ersten Auto-Klimaanlagen, die europäische Autohersteller vor 40 Jahren als Extra anboten, als sie in den USA längst zur Serienausstattung aller Pkw gehörten. Heute ist die Kühlmaschine in der Golf-Klasse längst Standard und für Kleinwagen für wenige hundert Euro erhältlich.

Kompressor ist teures Verschleißteil

Der mit dem Motor verbundene Klimakompressor, Herzstück der Anlage, ist aber immer noch ein teures Verschleißteil. Trotzdem ist die empfehlenswerte jährliche Kontrolle nicht automatisch Bestandteil aller Wartungs- und Inspektionspläne der Hersteller. Im Zweifelsfall in der Werkstatt fragen und diese um eine genaue Sichtprüfung bitten.

Ein Verlust von zehn Prozent des Kühlmittels ist normal. Lecks treten aber häufig auf. Ohne Flüssigkeit kann der Kompressor im Betrieb zerstört werden. Deshalb bei spürbar nachlassender oder gänzlich ausgefallener Kühlleistung die Anlage nicht mehr einschalten. Andererseits sollte sie auch außerhalb der warmen Jahreszeit mindestens einmal im Monat für mehr als fünf Minuten betrieben werden, damit die Dichtungen nicht porös werden. Außerdem entfeuchtet sie die Luft und hilft gegen beschlagene Scheiben.

Der regelmäßige Betrieb schützt auch vor üblen Gerüchen, die Pilze und Bakterien auf dem ständig feuchten Teil der Klimaanlage hervorrufen können. Vorbeugend die Klimaanlage länger als eine halbe Stunde in Betrieb nehmen und ein paar Minuten vor Fahrtende bereits ausschalten, damit sie abtrocknen kann und den Stinkern der Nährboden fehlt. Riecht es erst einmal, hilft nur säubern und desinfizieren.