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Wiesn-Chefin beklagt Wandel des Oktoberfests

Wiesn-Chefin beklagt Wandel des Oktoberfests

Statt gepflegter Tradition Party in den Zelten: Das Oktoberfest in München ist zu einem „Event“ geworden, beklagt Wiesnchefin Gabriele Weishäupl. Auch die Preise auf dem Volksfest erreichen neue Dimensionen.

München. 

Mit dem traditionellen „O’zapft is“ öffnet das Münchner Oktoberfest am Samstag zum 178. Mal seine Pforten. Das nach eigenen Angaben größte Volksfest der Welt wartet 17 Tage lang auf einer Fläche von 34 Hektar neben Festzelten, Biergärten und Fahrgeschäften auch mit viel Nostalgie auf. Im Bereich der „Oide Wiesn“ wird es mit Blasmusik und Trachtenverbänden eine Retrospektive auf das Oktoberfest der vergangenen Jahrzehnte geben. Besucher müssen sich zugleich auf steigende Bierpreise einstellen: Erstmals wird die Neun-Euro-Grenze für eine Maß geknackt.

Zwischen 8,70 Euro und 9,20 Euro kostet laut Wiesnchefin Gabriele Weishäupl die Maß. Das entspreche einer Steigerung um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2010 wurden laut Tourismusamt München 7,1 Millionen Maß Bier ausgeschenkt. So viel wie nie zuvor. Zudem gebe es zum Teil satte Preise in Form von Mindestverzehrregeln, um einen der begehrten Sitzplätze in einigen Festzelten zu reservieren, hatte Weishäupl vorab kritisiert. Weishäupl ist in diesem Jahr nach 26 Jahren das letzte Mal Wiesnchefin.

Anzapfzeremoniell am Samstagmittag um 12.00 Uhr

Beim traditionellen Anzapfzeremoniell am Samstag um 12.00 Uhr treffen zwei künftige politische Duellanten aufeinander: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der die Wiesn mit dem Ausruf „O’zapft is“ eröffnet, wird Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den ersten gefüllten Maßkrug reichen. Ude will den Ministerpräsidenten bei der nächsten Landtagswahl 2013 als SPD-Spitzenkandidat herausfordern.

Zuvor ziehen die Wirte in geschmückten Kutschen und dekorierten Wagen zur Festwiese. Zum Rahmenprogramm am ersten Wiesn-Wochenende gehört daneben ein Trachten- und Schützenzug. Das diesjährige Motiv des Oktoberfests unterstreicht den nostalgischen Schwerpunkt auf der Wiesn. Es zeigt ein gesticktes Bild mit einem tanzenden Paar in Tracht vor einem Riesenrad, einem Kettenkarussell und hellblauem Hintergrund und ist auf Souvenirs oder dem Sammlermaßkrug abgedruckt.

Weishäupl: Die Wiesn ist „in“

Weishäupl beobachtet seit Jahren einen Wandel des Fests. „Es ist zu einem Event geworden, die Wiesn ist in.“ Ein immer jüngeres Publikum ziehe das Traditionsfest an. „Das hängt auch mit der Musik in den Bierzelten zusammen, was mich nicht immer erfreut“, betonte Weishäupl. „Wir sind keine Diskothek, aber die flotte Musik bringt die jungen Leute.“ Die Wiesn stehe aber gleichzeitig auch für Tradition. Der Wunsch nach Brauchtum habe sich als Gegenbewegung entwickelt. Symbol hierfür sei die „Oide Wiesn“ als Nostalgiebereich, sagte die Wiesnchefin.

2010 waren laut Tourismusamt 6,4 Millionen Menschen auf dem Volksfest zu Gast. 60 Prozent der Besucher kamen aus München selbst. International lockt es vor allem Menschen aus Italien, den USA und Großbritannien an. Das Oktoberfest sei ein identitätsstiftendes Ereignis, sagte Weishäupl. Vielen kämen in Tracht, um bayerische Lebensart zu erleben. „So etwas ist weltweit einmalig.“

2010 hatte die Wiesn ihren 200. Geburtstag gefeiert. Veranstaltet wurde das Fest aber nicht jedes Jahr. Seinen Ursprung fand das Oktoberfest 1810 in den Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen Ludwig, der später König Ludwig I. von Bayern wurde. Das diesjährige Fest dauert bis zum 3. Oktober. (dapd)

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