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„Weissensee“ zeigt, dass Deutschland doch Serie kann

„Weissensee“ zeigt, dass Deutschland doch Serie kann

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Foto: ARD
Die deutsche Serie hat keinen guten Ruf. Dabei gibt es „Weissensee“. Umso mehr verwundert, dass sich die ARD für die Ausstrahlung der zweiten Staffel drei (!) Jahre lang Zeit gelassen hat. Wo doch jede Szene lohnt.

Essen. 

Die DDR als Intrigantenstadl, dargestellt am Schicksal der Familien Kupfer und Hausmann. Sie sind tragisch verbunden durch eine verbotene Liebe, die allen Widerständen trotzen will. Mit diesem Konzept widerlegte „Weissensee“ (ARD, 20.15 Uhr) vor drei Jahren das böse Vorurteil, die deutsche Serie sei zwar nicht tot, rieche aber komisch. Plötzlich verband sich große Geschichte mit großen Gefühlen zu einer stimmigen Einheit. Warum das Erste drei Jahre gebraucht hat, um die Fortsetzung zu zeigen, gehört zu den unergründlichen TV-Geheimnissen.

Ein tragischer Sog, bei dem alle nur verlieren können

Die zweite Staffel springt von 1980 ins Jahr 1987. Falk Kupfer (Jörg Hartmann) verkörpert den Stasi-Staat, der die Beziehung seines Bruders (Florian Lukas) zu Julia Hausmann (Hannah Herzsprung) zerstören will – genauso wie das Leben ihrer Mutter (Katrin Sass). Die Mutter Courage des Chanson wird bespitzelt, drangsaliert. Sie flieht in den Alkohol. Doch Falk ist längst nicht so stark, wie er auftritt. Es entsteht ein tragischer Sog, bei dem alle nur verlieren können.

Die Serie verdichtet Zeitgeschichte mit einem psychologisch stimmigen Figuren-Ensemble. Friedemann Fromms Drehbücher überraschen, bewegen und glänzen nicht selten auch mit Sinn fürs Absurde. Wer die erste Staffel verpasst hat, findet sie im Netz („www.daserste.de/weissensee“). Großes Fernsehen!