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WDR spart sich die „Lokalzeit“

WDR spart sich die „Lokalzeit“

Köln. 

Der WDR spart. Bis 2020 fallen insgesamt 500 Stellen weg. Einsparungen gibt es auch im Programm. Der gebührenfinanzierte Sender geht davon aus, dass mittelfristig 100 Millionen Euro an Einnahmen fehlen. Zugleich will der WDR handlungsfähig bleiben, in dem er Prioritäten setzt. Das erklärte Intendant Tom Buhrow am Dienstag in Köln.

Was bedeutet das für die Zuschauer des WDR-Fernsehens? Ein Teil des gewohnten Angebotes entfällt. So kündigte Fernsehchef Jörg Schönenborn an, dass die samstägliche aktuelle „Lokalzeit“ mit ihren elf regionalen Ausgaben zum Januar 2015 ausläuft. Stattdessen kommt eine landesweit einheitliche Ausgabe namens „Lokalzeit Weekend“. Sie setzt auf Service. Schönenborn argumentierte, andernfalls hätte die Zahl der derzeit elf Studios verringert werden müssen.

Sparen will der WDR aber auch bei Talkshows. Das Wissensformat „Kopfball“ wird sogar komplett eingestellt.

Bei der Frage nach Sportrechten blieb Senderchef Buhrow vage. Er wolle Sportrechte „nicht um jeden Preis“. Zugleich aber sieht er internationale Fußballturniere wie Welt- und Europameisterschaften sowie die nationale Bundesliga mit Verweis auf die überdurchschnittlichen Quoten als „gesellschaftliches Bindeglied“.

Hinzu kommt, dass junges Publikum dem WDR nur beim Sport treu ist. Sonst verbucht der Sender seinen besten Erfolg beim Publikum über 60. Der Alterschnitt der NRW-Bevölkerung liegt bei 52 Jahren.Deshalb setzt der WDR auf Innovation. Schönenborn ist dabei, neue Serien für junge Seh-Leute einzukaufen. Hoffnungen setzt der Sender beim klassischen Fernsehen auf Talente wie Grimmepreisträger Jan Böhmermann. Zudem sollen zeitunabhängig abrufbare In­ternetangebote eine größere Rolle spielen.

Was ändert sich im Hörfunk? Die neue Radio-Chefin Valerie Weber kündigte bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt an, den Rotstift im publikumsschwachen Nachtprogramm der fünf WDR-Wellen anzusetzen.

Weit wichtiger war der ehemaligen Programm-Geschäftsführerin der privaten Antenne Bayern allerdings, Bedenken zu zerstreuen, das Radio-Angebot des WDR zum Dudelfunk zu machen: „Die Hochkultur und die Klangkörper bleiben.“

Hörerbefragungen sollen klären, wer sein Radio wann nutzt

Weber will eine Hörerbefragung in Auftrag geben, um herauszufinden, wo von wem Radio gehört wird, wie das Publikum tickt und welche Erwartungen es an den Hörfunk stellt. Dabei deutete Weber an, die WDR-Wellen stärker als bisher zu regionalisieren. Details nannte sie zunächst nicht.

Was bedeuten die Sparpläne für die Mitarbeiter? Derzeit hat der WDR 4300 Angestellte. Dazu kommen 1900 feste Freie. Überdies ar­beitet für den Sender eine nicht genannte Zahl an gelegentlich beschäftigten freien Mitarbeitern.

Die Mitarbeiter tragen Buhrow zufolge weniger als die Hälfte der angepeilten 100 Spar-Millionen. Obwohl der WDR einen sozialverträglichen Stellenabbau plant, ist dem Senderchef klar, dass unter freien Mitarbeitern Angst umgeht.

Buhrow will vorwiegend bei der Verwaltung sparen, dann bei Produktion und Technik und zuletzt beim Programm. Ob’s klappt, wird sich erweisen. Bei der Pressekonferenz waren Fruchtstückchen auf Deko-Florette aufgespießt. Die Führungsetage des Senders hofft, dass bei den Spardiskussionen nicht doch schwere Säbel gezückt werden.