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Was beim Einstieg in den Segelsport zu beachten ist

Was beim Einstieg in den Segelsport zu beachten ist

Segeln kann ein teures Hobby sein, muss es aber nicht. Welche Führerscheine für welche Reviere benötigt werden. Am Wochenende startet die Messe Boot.

Essen. 

Mögen Lee und Luv, Wende und Halse, Backbord und Steuerbord auch allseits bekannte Wörter aus dem Kreuzworträtsel sein, so geraten Landratten doch spätestens bei Begriffen wie dwars, schamfilen oder Wuling rasch in schwere See. Seglersprache, schwere Sprache. Trotz dieser kleinen sprachlichen Hürden ist der Einstieg in den Segel-Sport aber eigentlich nicht schwierig und muss vor allem eines nicht sein: teuer.

Der Einstieg

Eine der teuersten Segeljachten der Welt trägt den schlichten Namen „Eos“, besitzt drei Masten, einige schnieke Luxuskabinen und kostet 110 Millionen Euro – was einen spöttischen Segler-Spruch bestätigen dürfte: Segeln ist, unter einer kalten Dusche in der Zugluft zu stehen und 1000-Euro-Scheine zu zerreißen.

Dennoch: Reich wie Scheich muss man nicht sein, um mit Boot, Mast und Segel durch Wind und Wellen zu rauschen. „Segeln ist nicht der Sport der Millionäre – im Gegenteil“, sagt Enno Klapper, Sprecher des Seglerverbands NRW und empfiehlt einen der 260 Segelvereine in Nordrhein-Westfalen als Anlaufstelle für Segel-Novizen.

Ob am Baldeneysee, Kemnader See, Möhnesee oder an der Xantener Nordsee: Viele Klubs bieten Schnupperangebote oder Familienmitgliedschaften (250 bis 300 Euro pro Jahr) an. Auch der Jahresbeitrag für Kinder ist moderat. Der koste je nach Verein zwischen 90 und 120 Euro. Dafür können die Kinder auf den vereinseigenen Booten so viel segeln, wie sie wollen, sagt Enno Klapper.

Der Experte empfiehlt, einen Klub in der Nähe zu suchen. „Segeln ist ein Sport, der vom Wetter abhängig ist“, erklärt Klapper, „es wäre doch ärgerlich, wenn Sie ein Segelwochenende auf dem Ijsselmeer geplant haben und dann ist Flaute. Bei einem See in der Nachbarschaft sind Sie viel flexibler.“

Die Voraussetzungen

Eine dickes Portemonnaie braucht der Segler also nicht, eine andere Voraussetzung ist wichtiger: „Man muss schwimmen können“, sagt Enno Klapper. Und genau das können viele Kinder inzwischen nicht mehr. „In vielen Städten und Gemeinden wurden in den vergangen Jahren Schwimmbäder und Lehrschwimmbecken geschlossen, auf Kosten der Schwimmausbildung der Kinder“, sagt Klapper.

Wer schwimmen kann, ist also eindeutig im Vorteil und kommt auch recht rasch an Pinne und Tauwerk, erlernt Palstek, Kreuz- und Achtknoten. Häufig unterschätzt wird zudem die Theorie. „Segeln ist sehr komplex, Grundkenntnisse in Physik und Wetterkunde sind wichtig, wenn man sich mit der Natur anlegen will“, sagt Klapper.

Die Scheine

Sobald die ersten Klippen umschifft sind, geht’s an die Befähigungsnachweise: die Scheine. Das Angebot ist für Laien ein wenig unübersichtlich: Es gibt nämlich jede Menge Segelscheine, amtliche Bootsführerscheine, Funkscheine und sogar einen „Knallschein“. Welche Prüfung und welcher Nachweis aber tatsächlich gebraucht wird, hängt nicht nur vom Segelrevier, sondern auch von den eigenen Ambitionen ab. „Auf deutschen Binnenseen benötigt man für Segelboote unter 15 Metern und unter 15 PS eigentlich keinen Führerschein“, sagt Torsten Fricke, Sprecher des Deutschen Segel-Verbands.

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, gibt es in Deutschland doch keine einheitlich geregelte Führerscheinpflicht für Segelboote ohne Motor. „Auch aus versicherungstechnischen Gründen ist es sehr ratsam, einen Führerschein zu haben“, sagt SVNRW-Experte Klapper. In den Vereinen machen die Kinder den Jüngstenschein, die älteren Semester können den Segelgrundschein erwerben – amtliche Dokumente sind beide aber nicht.

Sportbootführerschein Binnen: Wen es zum Segeln nicht an nahe oder ferne Küsten zieht, sondern nur auf den heimischen See, für den reicht der amtliche SBF Binnen aus, den es in drei Varianten gibt: Segeln (ab 14 Jahre), Motor (ab 16 Jahre) und kombiniert. Die Prüfungsgebühr beträgt rund 80 Euro. Auch ein ärztliches Attest ist vonnöten.

Führerscheinkurse werden in vielen Vereinen angeboten. Auf der Internetseite des Seglerverbands NRW findet sich eine Suche nach Klubs und Kursen. Auch gewerbliche Schulen bieten Segelkurse an: Die Preise und Angebote variieren je nach Region stark. Auf der Webseite des DSV gibt es eine Suchmaschine mit anerkannten Segelschulen in der Nähe.

Sportbootführerschein See: Sind die Küstengewässer der bevorzugte Tummelplatz, brauchen Segler den SBF See (ab 16 Jahre), der aber ein reiner Motorboot-Schein ist. Küstensegler benötigen ihn zumeist dennoch, zumal viele Segelschiffe mit Motoren über 15 PS ausgerüstet sind. „Der SBF See wird in der Regel von Vercharterern als Mindestvoraussetzung verlangt“, sagt DSV-Sprecher Fricke. Außerdem ist der Sportbootführerschein See Grundlage für höhere Prüfungen wie den Sportküstenschifferschein.

Ärztliches Attest, eine Prüfungsgebühr in Höhe von 70 Euro kommen hinzu. „Wer nur im Ausland, im Sommer per Charterboot, und nicht auf Deutschlands Binnenseen segeln möchte, für den bietet sich die Mitgliedschaft im Club der Kreuzer-Abteilung des DSV an“, sagt Torsten Fricke. Der Jahresbeitrag koste 46 Euro. Weitere Informationen gibt es hier.

Und was hat es eigentlich mit dem „Knallschein“ auf sich? Nun, den benötigen Bootsführer, die zum Beispiel Signalraketen für den Notfall an Bord haben. Die korrekte Bezeichnung im schönsten Behördendeutsch lautet: „Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel“.