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Warum sich Bastian Pastewka selbst spielt

Warum sich Pastewka in „Pastewka“ selbst spielt

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PASTEWKA Foto: dpa
„Pastewka“ ist eine Perle unter den deutschen Sitcoms. Am Freitag geht es bei Sat.1 weiter mit Staffel sieben. Bereits am Mittwoch, 19.30 Uhr, zeigt Bastian Pastewka alle neuen Folgen im Essener Cinemaxx. Bei einem Gespräch in Köln erlaubte der gebürtige Bochumer einen Blick hinter die Kulissen.

Köln/Bochum. 

Urlaubsbraun und bestens gelaunt präsentierte sich Bastian Pastewka (42) beim Interview in Köln. Sichtlich stolz spricht der gebürtige Bochumer über die siebte Staffel seiner Sat.1-Serie „Pastewka“, die das zehnjährige Jubiläum feiert. Mit dem Comedian sprach Jürgen Overkott.

Ich rate mal, Sie sind mit einem Retro-Auto da.

Bastian Pastewka: Leider nicht. Und ein roter Saab ist es auch nicht. Nein, ich bin heute mit dem Auto meiner Frau unterwegs. Aber Autos bedeuten mir seltsamerweise nicht viel. Ich kann auch nicht glauben, dass ein Auto eine Persönlichkeit hat, (kleine Pause) im Gegensatz zu meinen Festplattenrecordern natürlich; denen könnte ich Namen geben.

Wie sind Sie auf den roten Saab gekommen?

Pastewka: Als wir die Serie konzipiert haben, 2004, vor zehn Jahren, haben wir Bastian mit vielen Gadgets ausgestattet: das Handy mit dem „24“-Klingelton, „Raumschiff Enterprise“- und „Babylon 5“-Franchisefiguren und eben den Saab. Wir wollten von einem Typ erzählen, der Krimskrams sammelt und überhaupt ein bisschen nerdig ist. Wir haben das im Lauf der kommenden Staffeln etwas reduziert.

Wenn die Serie heißt wie ihr Hauptdarsteller, verschwimmen Realität und Fiktion, und man stellt sich die Frage: Wie ist er denn wirklich?

Pastewka: Die Serie sollte von vorn herein sehr persönlich auf sämtliche Hauptdarsteller zugeschnitten sein. Wir wussten sehr früh, wer Bastians Halbbruder wird – Matthias Matschke. Wir wussten sehr früh, wer Bastians nervige Nachbarin wird – Bettina Lamprecht. Wir hatten also eine klare Vorstellung von unseren Figuren und uns die Frage gestellt, wie sie wohl zusammen leben würden. Was würden sie tragen, worüber würden sie sich unterhalten, welche Filme würden sie gucken. Wir haben für jede Figur kleine Eigenarten überlegt: Beispielsweise hat Bastians Managerin, die fantastische Sabine Vitua, immer eine Aspirin dabei und immer einen Cognac in Reichweite. Das alles war früh angelegt, denn wir wollten, dass diese kleinen Attribute uns mal zwei Staffeln – mit mehr hatten wir nicht gerechnet – tragen würden. Dabei war jedoch nicht entscheidend, wie wir alle im echten Leben sind.

Die Sitcom ist ja nicht immer brüllkomisch.

Pastewka: Wir haben vielleicht auch mal auf den einen oder anderen naheliegenden Gag verzichtet, um den Figuren mehr Raum zu geben, damit sie wahrhaftig werden können. Das gilt für das Ensemble und die prominenten Gäste, aber auch für wichtige Nebenfiguren wie den kölschen Müllmann oder den unfähigenTaxifahrer. Ich bin der einzige, der hin und wieder mal abheben darf, aber das funktioniert nur, weil mich die anderen immer so gekonnt auf den Boden zurückholen.

Spannend ist, wie sich die Figuren weiterentwickeln.

Pastewka: Ganz ehrlich: Am Anfang wussten wir nicht, was wir tun. Da ging es einfach nur um Charaktere, die in skurrile Situationen hineingeraten. Aber in Staffel Drei haben wir gemerkt: Der Kern der Serie ist die ungewöhnliche Beziehung von Anne und Bastian. Sonsee Neu ist eine so großartige Schauspielerin, und deshalb ist Anne das Herz der ganzen Serie. Meine Figur darf sich viel erlauben, aber Anne muss das aushalten, sie muss es entschuldigen, manchmal sogar anstoßen, und das macht Sonsee meisterhaft. Sie ist überhaupt unsere Einser-Schülerin – sie ist unfähig, eine Szene zu verbocken.

Was man in der Auftaktfolge der neuen Staffel “Die Zeremonie” wieder einmal sehen kann.

Pastewka: Die Folge „Die Zeremonie“ ist eine besondere Folge:Sie ist doppelt so lang, es sind seit langer Zeit mal wieder alle Hauptfiguren dabei – und obendrein noch Anke Engelke. Und wir lösen auf, ob Anne und Bastian endlich heiraten.

Dabei werden unterschiedliche Themen angesprochen…

Pastewka: …aber alles basiert auf der Frage: „Was bedeutet eigentlich Heiraten und Liebe?“ Das Hochzeitsthema zieht sich ja sogar durch die integrierte „Sketch Up“-Hommage von Bastian und Anke Engelke.

Die Hommage an „Sketch Up“ ist wieder einmal an eine Vorbeugung vor der Fernsehgeschichte.

Pastewka: Das ist das Tolle bei „Pastewka“, eben weil unsere Serie auch hinter den Kulissen des Fernsehens spielt. Wir hatten schon Folgen, in denen es um den „Tatort“, oder die „Lindenstrasse“ ging. Diesmal grüßen wir den verehrten Klassiker „Sketch Up“. Und ich wurde nun mal sozialisiert mit dem Fernsehen: Im Augenblick habe ich wieder eine unglaubliche Francis-Durbridge-Straßenfeger-Guck-Phase. Ich setze mich damit wochenlang auseinander. Das ist eine wichtige Charakter-Eigenschaft, die mein Fernseh-Bastian auch hat.

Fernseh-Bastian sieht sich in dem Film „Die Reifeprüfung” an, in dem es auch ums Heiraten geht…

Pastewka: …und er sagt: Der Film gibt mir nix. Was ein Idiot! Wir hatten übrigens in Staffel 3 mal eine Folge, in der Til Schweiger zu Gast war. Dort erzählte er wahrheitsgemäß, er würde demnächst einen Film machen mit dem Titel “Keinohrhasen”. Das war 2007 und lange bevor sein Film ins Kino kam. Wir ließen Bastian sagen: „Ein Film mit so einem Titel wird bestimmt kein Erfolg“. Er wurde natürlich ein Riesenerfolg, und es freut mich immer noch diebisch, dass wir den Fernseh-Bastian instinktiv das Falsche voraussagen ließen.

„Die Reifeprüfung” passt doppelt, weil Bastian stets laviert.

Pastewka: Das ist das große Thema seit Staffel Vier: Wo geht die Zukunft hin? Unausgesprochen: Wollen Anne und Bastian überhaupt heiraten? Viele Paare haben nie geheiratet und wissen manchmal erst am Ende ihres Lebens, dass es eine verdammt gute Idee war, sich nicht zu binden. Diese Spannung ist bei Bastian und Anne immer spürbar, und Sonsee und ich müssen uns vor dem Dreh immer sagen: Lass uns jede Szene, und erscheint sie auch noch so lapidar, auf die Ebene der persönlichen Liebesbeziehung bringen, dann spielt es sich gleich viel glaubwürdiger.

Wie kamen Sie darauf, sich selbst zu fiktionalisieren?

Pastewka: Als wir vor zehn Jahren zusammengesessen haben, um den Pilotfilm zu entwickeln, habe ich gesagt: ich könnte mir eine Serie vorstellen, die mit meinen tatsächlichen Fehlbarkeiten spielt. Es war vorn vorne herein klar, dass ich keinen strahlenden Helden spielen kann. Und irgendwann meinten die Autoren, warum spielst Du Dich nicht selbst? Herrn Bastian Pastewka, einen leicht übergewichtigen Kölner Komiker, der nicht gefragt ist, sich aber für den Größten hält und immer auf der Suche nach Prestige ist, einen Komiker, der eine Familie hat und sich nicht binden will. Ich sagte: Ja natürlich, das ist mein Leben. Und die Autoren meinten dazu: Na, dann musst Du Dich ja gar nicht groß verstellen.

Dazu kommt, dass Pastewka der Weltmeister des falsch gesetzten Gags ist.

Pastewka: So ist es. Damit beschreiben Sie übrigens mich selbst 100-prozentig – und nicht die Serienfigur.