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Waldrundgang – das sind Besonderheiten der einzelnen Bäume

Waldrundgang – das sind Besonderheiten der einzelnen Bäume

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Foto: Volker Hartmann/WAZ FotoPool
Dichter haben ihn besungen, Künstler ihn auf Leinwand gebannt – auch im Herbst, wenn die Blätter fallen, zieht es viele Menschen in den Wald. Doch das Wissen schwindet. Welches Blatt gehört zu welchem Baum und was sind die Besonderheiten? Ein Spaziergang durch den Gehölzgarten Ripshorst.

Oberhausen. 

Längst rätseln viele Waldbesucher darüber, was da wächst, kreucht und fleucht. „Die Naturentfremdung ist groß“, sagt Gerhard Naendrup, NRW-Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit Sitz im Haus Ripshorst in Oberhausen. „Und die Unkenntnis über unseren Wald ist weit verbreitet.“ Seit vielen Jahren versucht die Schutzgemeinschaft deshalb nachzubessern: mit Waldpädagogik, Informationsbroschüren und den alljährlichen Waldjugendspielen mit rund 40 000 teilnehmenden Grundschulkindern. Aber welches Blatt gehört eigentlich zu welchem Baum und was sind die Besonderheiten? Ein Spaziergang durch den Gehölzgarten Ripshorst.

In den deutschen Wäldern ist die Buche (oder auch Rotbuche) die dominierende Laubbaumart, und ließe man der Natur freies Spiel, wäre ihr Bestand wohl größer als die derzeitigen 19 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Damit liegt die Buche nach der letzten Bundeswaldinventur auf Rang zwei hinter der Fichte mit einem Bestand von rund 30 Prozent in NRW. Das Erfolgsrezept der Buche: „Sie kommt als Schattenbaum mit wenig Licht aus, nur Eiben und Tannen stellen noch geringere Ansprüche“, sagt Forstassessor Gerhard Naendrup.

Übrigens: Dass der Wanderer die Buchen bei Gewitter suchen soll, ist eine Mär. „Vermutlich werden Blitzeinschläge durch ihren glatten Stamm besser abgeleitet als bei rauen Borken, aber grundsätzlich sollte man bei Gewitter jeden Baum meiden“, erklärt Naendrup.

Wie der Name schon sagt, wird und wurde dieser Laubbaum vor allem in Hainen und Hecken gepflanzt, kommt aber auch in vielen Mischwäldern vor. Nicht verwandt mit der Rotbuche bevorzugt die Hainbuche den Halbschatten.

Eine Besonderheit: Große Teile der länglich-eiförmigen Blätter fallen im Winter nicht zu Boden und verbleiben bis ins Frühjahr an den Ästen. Die Hainbuche prägt ein oft unregelmäßig geformter Stamm, Fachleute sprechen hier von einer „Spannrückigkeit“.

Warum die Stieleiche für die Schweinemast wichtig ist
 

Eiche ist nicht gleich Eiche: Während die Früchte der Stieleiche an langen Stielen wachsen, sind ihre Blätter kurzstielig und unterscheiden sich so von der Traubeneiche, bei der es sich in Sachen Stiel genau umgekehrt verhält: kurzer Fruchtstiel, langer Blattstiel. Ansonsten erfreut sich die Stieleiche – auch Deutsche Eiche genannt – hierzulande großer Beliebtheit. „Bereits im Mittelalter wurde die Eiche wegen ihrer Bedeutung für die Waldweide gefördert, denn Eicheln enthalten bis zu 38 Prozent Stärke. Und Waldweide war die wichtigste Art der Schweinemast.

Auch die außerordentlich gerbstoffreiche Eichenrinde nutzte man früher intensiv für die Ledergerberei“, sagt Gerhard Naendrup. Ihr hartes, beständiges Holz wurde zudem zum Haus- und Schiffsbau verwendet. Als Möbelholz ist dieser Baum auch heute noch unverwüstlich oder eben: Eiche rustikal.

„Die Birke wird vor allem von Kindern wegen ihrer weiß-braunen Borke erkannt, und es ist zudem ein sehr genügsamer Baum“, sagt Gerhard Naendrup. Der Tee aus den Blättern lindert rheumatische Erkrankungen und hilft bei Blasen- und Nierenbeschwerden, während aus dem Extrakt der Rinde ein Mittel hergestellt wird, das gegen Schweißfüße wirken soll.

„Das Birkenholz ist übrigens auch frisch geschlagen im Kamin gut brennbar“, sagt der Waldexperte. Allein Allergiker sind keine Fans der Birke – ihrer Pollen wegen.

Der Halbschattenbaum kann bis zu 40 Meter groß werden und gehört damit zu den größten Laubbäumen Mitteleuropas. Auffällig ist vor allem das länglich gefiederte Blattwerk. Eschenholz ist zudem nicht nur besonders fest, sondern auch sehr elastisch.

Als Sportgeräte noch nicht aus Kunststoffen gefertigt wurden, griff man auf Esche zurück für Ski, Tennisschläger oder auch Turngeräte.

Wie die Birke gehört die Vogelkirsche zu den sogenannten Pionierbäumen, die auch in etwas unwirtlicheren Gegenden Wurzeln schlagen. Die Früchte der Mutter der Süßkirschbäume sind essbar, schmecken aber bitter und sind weniger saftig als die kultivierten Süßkirschen.

Beliebt ist der Baum der Früchte wegen nicht nur bei vielen Vogelarten wie Star oder Pirol, auch als Furnierholz ist die Vogelkirsche begehrt, aus deren Holz zudem Pfeifenköpfe gedrechselt wurden.

Sauerkraut-Ersatz aus dem Wald
 

Der Halbschattenbaum findet sich in vielen Parks und Alleen, aber auch in Mischwäldern. Im Gegensatz zum Bergahorn, dessen Holz beispielsweise zur Herstellung von Gitarren Verwendung findet, ist der Spitzahorn kleiner und erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 30 Metern.

Seine Blätter sind – wie der Name schon sagt – erheblich spitzer als die seiner Brüder. Ahorne liefern nicht nur viel Saft mit einem hohen Zuckergehalt, sondern noch etwas: die bei Kindern beliebten Propeller aus den Früchten.

Der Baum des Jahres 2015 ist im Vergleich zum Berg- und Spitzahorn eher unscheinbar und auch seine Blätter sind erheblich kleiner, weisen aber die typische Ahorn-Form auf.

Als Strauch ist der Feldahorn stark verzweigt, als Baum eher knorrig, eignet sich aber als Heckengehölz. Die Blätter des Feldahorns sind übrigens genießbar und kamen vor allem in schlechten Zeiten als Ersatz für Sauerkraut auf den Tisch.

„Linden standen oft auf Dorfplätzen und in diesem Baum wurde in früheren Zeiten auch häufig getanzt – sogenannten Tanzlinden“, sagt Gerhard Naendrup über den Haus- und Hofbaum. Aus dem Lindenbast wurden einst auch Matten und Seile hergestellt, und noch heute lindert der Lindenblütentee Hustenreiz und Halsschmerzen.

Außerdem wird dieser Baum nicht nur sehr groß (35 m), sondern auch sehr alt: Es gibt über 1000 Jahre alte Exemplare, die die Zeiten überdauert haben. Und auch manche Kuckucksuhr ist aus Lindenholz geschnitzt.

Der beliebte Park- und Biergartenbaum mit seinem dichten Blattwerk wurde erst um 1600 in Mitteleuropa heimisch.

Aber warum heißt die Rosskastanie eigentlich Rosskastanie? Das ist noch nicht ganz geklärt: Einerseits sollen die Kastanien in früheren Zeiten als Arznei bei Pferdehusten gedient haben.

Ansonsten hätte Gerhard Naendrup noch eine weitere Erklärung: Der Stielansatz des Kastanienblattes sieht nämlich einem Pferdehuf verblüffend ähnlich.

Noch mehr Laubbäume

Und auch das gibt es: Pappeln, Weiden, Erlen, Ulmen, Wildbirnen, Ebereschen und, und, und… Der Wald steckt voller Wunder und noch mehr Bäumen, Pflanzen und Sträuchern.

Weitere Informationen zum Wald im Internet bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unter: www.sdw-nrw.de