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Tattoo-Experte Daniel Krause: „Früher war es Kriegsbemalung, heute ist es Kunst“

Tattoo-Experte Daniel Krause: „Früher war es Kriegsbemalung, heute ist es Kunst“

Tattoos sind längst salonfähig geworden. Stars wie Rihanna oder Miley Cyrus machen es vor. spot on news hat mit Tattoo-Experte Daniel über die aktuellen Tattoo-Trends gesprochen.

Egal ob groß oder klein, bunt oder weiß: Tattoos liegen nicht nur bei den Stars voll im Trend. Was, aber wenn man ein ungeliebtes Tattoo wieder loswerden möchte? Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit Daniel Krause (45) über seinen Tattoo-Ratgeber „Goodbye Arschgeweih“ gesprochen. Der Experte erklärt, wie man hässliche Tattoos entfernen kann und was momentan im Trend liegt. Außerdem verrät er, wie man ein gutes Tattoo-Studio erkennt.


Herr Krause, so viele Menschen lassen sich heute tätowieren – wieso brauchen wir noch einen Ratgeber für Tattoos?


Daniel Krause: Genau da liegt das Problem, immer mehr Leute lassen sich tätowieren, ohne vorher richtig darüber nachzudenken, außerdem sind wir keine geregelte Branche. Jeder kann sich im Internet eine Tattoo-Maschine für 50 Euro bestellen und dann auf seiner Couch andere Leute damit verunstalten. Es gibt keine Maßstäbe für Qualität, und wenn dann etwas in die Hose geht, bleibt es für immer.


Es gibt acht bis zehn Millionen Menschen, die sich allein in den letzten fünf Jahren tätowieren ließen. Der Trend ist explodiert – woran liegt das?


Krause: Man muss sich nur mal auf MTV oder Viva die Rockstars anschauen, oder die Fußballspieler. Das Fußballfeld ist doch mittlerweile übersät mit Tattoo-Models. Stars wie Miley Cyrus und Rihanna üben natürlich auch Einfluss auf ihre Fans aus. Dass die tätowiert sind, hat wiederum damit zu tun, dass Tattoos ein Zeichen für Individualität und ein Ausdruck von Emotionen geworden sind.


Welche Star-Tattoos sind bei Ihnen im Studio besonders beliebt?


Krause: Vor allem Rihannas. Wir haben fast jedes Tattoo, das sie auf dem Körper hat schon 200 Mal in den letzten fünf bis sechs Jahren tätowiert.


Was ist sonst angesagt in Sachen Tattoo-Trends?


Krause: Es gibt eine Bewegung hin zu kleinen Tattoos. Vor allem das Infinity-Zeichen – die Unendlichkeitsschleife – ist sehr gefragt. Die Leute interpretieren da alles Mögliche mit rein. Das Schöne daran ist, dass man die kleinen Motive schön abdecken kann und auch gut wieder wegbekommt. Bei den Mädels zeichnet sich ein Trend zu Tattoos am Handgelenk oder den Fingern ab. Auch Titel-Schriften auf den Rippen sind sehr beliebt. Neu ist auch, dass viele Frauen sich große, bunte Tattoos auf die Oberschenkel stechen lassen.


Und bei den Männern?


Krause: Das Maouri-Motiv, wie es Dwayne „The Rock“ Johnson hat, löst das alte Proleten-Rocker-Tribal ab. Außerdem sind die Männer früher ja aus dem Tattoo-Laden direkt in die Kneipe zum Weitersaufen gegangen. Heute gehen die Jungs erst mal drei Jahre ins Fitnessstudio, machen sich einen schönen Body und lassen sich dann etwas drauftätowieren. Früher waren Tattoos Kriegsbemalung heute sind sie Kunst.


Warum wählt man ein Tattoo, um seine Message zu kommunizieren und twittert sie nicht einfach?


Krause: Weil es die ehrlichste Ausdrucksform ist. Es zeigt, dass du Schmerzen ertragen hast und es wirklich ernst meinst. Ein Tattoo ist für immer da. Es ist nicht so oberflächlich wie Facebook, Twitter und Co. Es symbolisiert dieses unbedingte Streben, auszubrechen und anders zu sein.


Wie bekommt man Tattoo-Sünden, wie das „Arschgeweih“ dann wieder weg?


Krause: Man kann die Motive entweder abändern oder erweitern, oder eben mit dem Laser wegmachen lassen. Es gibt sehr gute Laser mittlerweile. Wenn das Tattoo aber wirklich hart oder unprofessionell gestochen wurde, sodass die Haut danach vernarbt ist, dann wird es schwierig.


Gibt es Alternativen zum permanenten Tattoo?


Krause: Es gibt etwas ganz Neues, das nennt sich weißes Tattoo. Die werden mit weißer Farbe gestochen. Diese verblasst nach fünf bis sechs Jahren und sie sind auch nicht so aufdringlich. Man kann damit super ausprobieren, ob man das Motiv vielleicht für immer haben möchte.

Ich glaube, dass es in der Zukunft auch möglich sein wird, dass auch Farb-Tattoos nicht permanent sind. Für die Farbindustrie ist das ja ein riesen Markt. Außerdem kann man bestimmt irgendwann Tattoos ohne Schmerzen stechen und mit Betäubungen arbeiten, aber dann verliert das für mich auch seinen Reiz. Der Schmerz macht das Ganze erst besonders.


Wie erkenne ich einen guten Tätowierer überhaupt?


Krause: Es gibt Fragen, die man sich stellen sollte: Ist der Laden sauber? Alles was nicht in eine Arztpraxis gehört, sollte auch im Tattoo-Laden nicht vorhanden sein. Außerdem sollte der Tätowierer bereit sein, Fragen nach Methode und Hygiene zu beantworten. Auch Mundpropaganda ist mitunter ein guter Anhaltspunkt. Gelungene Tattoos bei Freunden oder Bekannten sind ebenso eine gute Referenz. Bald wird es auch ein Gütesiegel vom Bundesverband-Tattoo geben, dass ich mit entwickle.


Angenommen ich liebe mein Tattoo – wie kann ich es am besten pflegen?


Krause: Ganz wichtig ist es, das Tattoo am Anfang gut zu versorgen. Schließlich ist es ja wie eine Wunde. Die ersten zwei Wochen nach dem Stechen sollte man auch nicht ins Solarium gehen. Sonne ist generell der natürliche Feind des Tattoos. Für die Langzeitpflege gilt immer viel cremen, cremen, cremen.