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Suchtexperten entsetzt über „Kinderzigarette“ auf Schulhöfen

Suchtexperten entsetzt über „Kinderzigarette“ auf Schulhöfen

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Bei einer Durchsuchung in Schwelm sind Liquids für E-Zigaretten beschlagnahmt worden. Foto: Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Seit einigen Wochen taucht die „Kinderzigarette“ auf den niederländischen Schulhöfen auf. Zwar ohne Tabak – dennoch gilt sie für Sucht-Experten als problematisch. Sie drängen die Regierung zu einem Verbot der „Kinderzigarette“. Die Tabaklobby versucht zu beschwichtigen.

Den Haag. 

Man nennt sie schon die ,,Kinderzigarette.’’ Seit einigen Wochen taucht sie überall auf den Schulhöfen in den Niederlanden auf. Meist sind es Kinder an Grundschulen, nicht älter als 10 Jahre, die mit dem so genannten ,,Shisha-Pen‘‘ im Mund über den Schulhof laufen und kräftig inhalieren.

Wenn man an dieser elektronischen ,,Kinderzigarette‘‘ zieht, dann leuchtet, wie bei einer Zigarette, die Spitze der irreführend ,Shisha-Pen‘‘ genannten ,,Nep-Zigarette‘‘ rot auf.

Kinderzigarette enthält wohl kreberregenden Stoff

Man raucht nicht wirklich, aber man tut so, als ob man inhalieren würde. Allerdings funktioniert die Kinderzigarette ganz ohne Tabak. Aber sie enthält nach Angaben der Amsterdamer Suchtklinik ,,Tribos-Institut‘‘ den krebserregenden Stoff Propylenglycol.

Der gelingt beim Inhalieren an dieser elektronischen Zigarette in die Lungen der Kinder. ,,Außerdem ist der Gebrauch dieses so genannten Shisha-Pen die Vorstufe zum Rauchen. Die Kinder, die an dieser E-Zigarette inhalieren, können dann später, wenn sie älter sind, wohl der Versuchung nicht widerstehen, wirklich Zigaretten zu rauchen. Wir halten den Shisha-Pen daher für sehr gefährlich,‘‘ sagt Daan van der Gauwe vom Trimbos-Institut.

Regierung könnte „Kinderzigarette“ verbieten

Nachdem das Suchtinstitut, aber auch zahlreiche Anti-Raucherorganisationen Alarm geschlagen haben, hat das niederländische ,,Rijksinstitut voor Volksgezondheid‘‘ (Reichsinstitut für Gesundheit) nun eine Untersuchung der ,,Kinderzigarette‘‘ angeordnet.

Die Funktionsweise des ,,Sisha-Pen‘‘ und die Stoffe, die beim Inhalieren frei gesetzt werden, sollen getestet werden. Wenn sich die bisherigen Befunde bestätigen, dann wird die sozialliberale Haager Regierung die elektronische ,,Kinderzigarette‘‘ höchstwahrscheinlich verbieten lassen. Denn nach vorsichtigen Schätzungen breitet sich der Konsum der ,,Kinderzigarette‘‘ an den niederländischen Schulen aus wie eine Epidemie. Etwa zehn Prozent aller niederländischen Schüler sollen den ,,Shisha-Pen‘‘ schon ,,geraucht‘‘ haben.

Tabakindustrie: „Sisha Pen“ ist nicht für Kinder gemacht

Die Haager Regierung alarmierte inzwischen auch die EU-Kommission in Brüssel und forderte diese auf, Maßnahmen gegen die ,,Kinderzigarette‘‘ zu ergreifen. Die Tabakindustrie jedenfalls hat in den Niederlanden bereits eine Werbeagentur angeheuert. Die verbreitet nun jede Menge Mitteilungen. Darin ist die Rede davon, dass der so genannte ,,Sisha-Pen‘‘ ,,völlig ungefährlich‘‘ ist, aber sowieso überhaupt nicht für Kinder konzipiert worden sei.