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So finden Eltern die richtige Zahnspange für ihr Kind

Die richtige Zahnspange für das Kind finden

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Foto: Getty Images
Die Behandlung kann teuer werden. Eltern sollten deshalb abwägen, ob Zusatzleistungen und Hightech-Klammern wirklich sein müssen.

Essen. 

Was war das einst für ein Spott. Zahnspangen waren verschrien, als „Knutschbremse“, „Drahtesel“ oder „Fressgitter“. Heute ist das anders. „Die Zahnspange wird von den meisten Kindern nicht mehr als Mangel angesehen“, sagt Gundi Mindermann vom Berufsverband der deutschen Kieferorthopäden. Ärzten werde bewusster, dass schiefe Zähne etwa zu Kopfschmerzen oder Problemen mit den Kiefergelenken führen könnten. Und Eltern fürchteten, dass schiefe Zähne die berufliche Karriere beeinflussen. Mindermann: „Mit ,Hasenzähnen’ sind viele Berufe, nicht nur TV-Moderator, fast nicht möglich.“

Das sehen vielleicht nicht alle so. Doch mehr denn je blitzt es aus den Mündern. Viele bekommen eine Zahnspange mit neun oder zehn Jahren, wenn die bleibenden Eck- und Backenzähne durchbrechen. Die Frage lautet dann: Was für eine Klammer soll es sein? – Die durchschnittliche Behandlungsdauer von drei Jahren kann teuer werden.

„Wir haben alles gemacht, was für unser Herzilein gut ist“, sagt ein Vater. Er zahlt drauf für die Klammer seiner Tochter, denn: „Du fürchtest, dass sie die Klammer mit Tesafilm auf die Zähne kleben, wenn Du nichts extra zahlst“. Hinter dem kleinen Scherz steckt die Sorge vieler Eltern: Ich darf doch nicht sparen, wenn es um die Gesundheit der Kinder geht.

Die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen, so schreibt Finanztest, kann 4000 bis 7000 Euro kosten, in Einzelfällen sogar mehr. Geld von der gesetzlichen Krankenkasse bekämen Erwachsene selten, Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren sehr viel häufiger. In jedem Fall legten die Patienten „oft einiges drauf, zum Beispiel, wenn sie teurere Materialien wollen“. Bei Privatpatienten seien die Regeln „häufig großzügiger“.

Die Kasse gibt nur Geld für medizinisch notwendige Behandlungen

Die einfachsten Varianten: Das sind die klassische herausnehmbare Spange, die aus einem Kunststoffköper besteht, und die normale feste Spange, bei der Brackets aus Edelstahl an Zähnen kleben und ein silberner Draht Druck ausübt. Egal für welches Modell man sich entscheide, sagt Regina Behrendt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, immer gelte: Geld von der Kasse gebe es nur für medizinisch notwendige Behandlungen.

Stehen die Zähne schief, aber nicht schief genug, gibt es also nichts. Beurteilt wird dies nach den fünf „kiefernorthopädischen Indikationsgruppen“, kurz KIG. Bei KIG 1 und 2, das sind die weniger gravierenden Fehlstellungen, zahlt die Kasse keinen Cent. Bei KIG 3 bis 5 schon.

Häufig werden Zusatzleistungen angeboten

Häufig bieten die Ärzte viele Zusatzleistungen an: elastischere Bögen, zahnfarbene Brackets, durchsichtige Schienen, angeblich schonendere Methoden. Lohnt sich die Hightech-Klammer für das Kind oder eher für die rund 3000 Kiefernorthopäden, die es hierzulande derzeit gibt?

Verbraucherschützerin Behrendt meint: „Rät der Kieferorthopäde zu anderem als der Kassenleistung, sollten Eltern sich in jedem Fall von der Krankenkasse die Kostenübernahme trotz Mehrkosten bestätigen lassen“ – sonst kann es sein , dass die Kassen ihren Anteil komplett streichen. Ihr Tipp: „Holen Sie am besten noch eine Zweitmeinung ein.“

Und Gregor Bornes, Experte für Zahnmedizin bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland, meint, eigentlich sei das Kassenmodell „ausreichend“. Jeder Arzt müsse es anbieten, sonst könnten sich Patienten bei der kassenärztlichen Vereinigung beschweren. Eltern gerieten aber nun mal in die Bredouille, wenn der Arzt „das Beste für ihr Kind“ anpreise.

Es lassen sich leicht „ein paar hundert Euro“ sparen

Sein Rat: „Nehmen sie das Kind nicht mit in das Beratungsgespräch“, damit es nicht argwöhnt, die Eltern sparten an ihm. Eine Frage sei zum Beispiel, wie oft eine professionelle Zahnreinigung gebraucht werde während der Zeit mit Klammer. Dies hänge aber auch davon ab, wie gut das Kind mitmache. Da ließen sich leicht „ein paar hundert Euro“ sparen. Bornes sagt: „Entscheiden Sie sich für eine Klammer wie für ein Auto. Radio will ich. Alufelge will ich nicht.“ Oft gehe es einfach nur um Komfort.