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RTL-Reporter wird für „Das Jenke-Experiment“ zum Säufer

RTL-Reporter lässt sich für TV-Doku vier Wochen volllaufen

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Das Alkohol-Experiment: Vollen Körpereinsatz zeigt der engagierte RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff . Foto: RTL
RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff geht hautnah ran an seine Themen – ob eine Reportage über Obdachlose oder Alleinerziehende: Er ist mittendrin. Nun hat sich vier Wochen volllaufen lassen. Unter ärztlicher Aufsicht. Das Ergebnis ist an diesem Montag im TV zu sehen.

Essen. 

Vier Wochen saufen für lau. Klingt für manchen beim ersten Hören ja gar nicht mal schlecht. „Aber nach sieben Tagen“, sagt Jenke von Wilmsdorff, „fühlst du dich nicht mehr gut.“ Das hat er nicht nur gehört, das hat er gemerkt. Weil er selbst gesoffen hat. Unter ärztlicher Aufsicht zwar, aber exzessiv. War morgens schon angesäuselt, am Nachmittag meist betrunken und am Abend oft voll. Nicht zum Spaß, sondern für „Das Jenke-Experiment“ (RTL, Montag, 21.15 Uhr)

Es ist nicht der erste Selbstversuch, den der 47-Jährige startet. Mit Fast Food hat er sich rund und dick gefuttert oder sich als „alleinerziehende Mutter“ durchgeschlagen. Beides fürs RTL-Magazin „Extra“. „Das hat viel Zuspruch beim Zuschauer erfahren“, erzählt Jenke. Und was viel Zuspruch erfährt, das wird bei RTL ausgebaut. So hat der Bonner nun eine eigene Sendung, in der er zunächst vier Mal in fremde Rollen schlüpfen darf.

Für die erste Staffel wird aber nicht nur gesoffen. Es geht um das Leben im Alter, den Alltag in Armut und die Rolle der Frau. Keine Themen, die wirklich neu sind. Neu ist die Art, wie sich Jenke ihnen nähert. Nicht nur beobachtend und nachfragend, sondern vor allem erlebend. Er wird zum alten Mann, zum Obdachlosen und am Ende gar zur Frau. „Sehr authentisch“, nennt er diese Herangehensweise. Um diese Authentizität nicht wieder zu gefährden, arbeitet er mit dem kleinstmöglichen Team. Nur die Kamera, die will von Wilmsdorff nicht verstecken. Auch wenn niemand normal agiert, sobald eine Linse auf ihn gerichtet ist. Zumindest anfangs nicht. „Das Problem relativiert sich mit der Dauer, in der die Kamera läuft.“ Irgendwann, hat er gemerkt, „hat man sie vergessen“.

Die Wochen im Suff haben Jenke von Wilmsdorff verändert

Ansonsten kennt der Mann kaum Tabus. „Niemand anderen verletzen und mich selbst nicht in Gefahr bringen“, sagt er. Wobei er es mit letzterem nicht immer so genau nimmt, wie sich beim Alkohol-Experiment zeigt. Denn die Wochen im Suff verändern ihn. Der Reporter spricht von einem „schleichenden Prozess“, erzählt, wie der Alkohol langsam aber unaufhörlich das Kommando übernimmt. Bis er seine morgendlichen Cornflakes nicht mehr in Milch, sondern in Rotwein tunkt. Und auch den Rest des Tages „ musste ich immer einen Vorwand finden, was zu trinken“, erinnert sich Jenke.

Bis ein Arzt das Experiment kurz vor dem geplanten Ende aus gesundheitlichen Gründen abbricht. Keine vier Wochen hat von Wilmsdorff da geschluckt. Aber er sagt: „Ich hatte Schwierigkeiten, wieder aufzuhören.“ Erst mit der Zeit ließ die Sucht nach. Nur vom Rauchen, das er kurz nach dem ersten Glas wieder angefangen hatte, ist er noch nicht wieder weg. Im Gegenteil: „Ich rauche mehr als zuvor.“

Geblieben ist auch die Erinnerung. Nicht nur an die verkaterten Morgenstunden. Auch an den Heiligen Abend, den er 2012 auf der Straße verbrachte. Oder an die Stunden, in denen er als Opa kaum beachtet wurde. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern „weil man alte Leute offenbar gar nicht mehr wahrnimmt“.

Stimmt die Quote, soll es weitergehen. „Themen gäbe es genug“, sagt von Wilmsdorff. Für ihn hat sich die Sache bereits jetzt gelohnt. So unangenehm der Ganzkörpereinsatz gewesen sein mag, „er hat mein Bewusstsein für die angesprochenen Probleme sehr geschärft“.

Kritik des Bundesgesundheitsministers

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hat die Exzesse in der Sendung kritisiert. „Alkoholsucht ist eine Krankheit, die für die Menschen, die davon betroffen sind, ein schweres Schicksal bedeutet. Gleiches gilt für ihre Angehörigen und das Umfeld. Es ist vollkommen unangemessen, auf diese Art und Weise mit diesem Schicksal umzugehen“, sagte er „Bild am Sonntag“.