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Rentnerin verschandelt Jesus-Fresko – aus Versehen

Rentnerin verschandelt Jesus-Fresko – aus Versehen

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Foto: afp
Im spanischen Borja übermalt eine Frau ein Fresko. Sie wollte Gutes tun, zerstört letztendlich aber das Werk des Künstlers Elias Garcia Martinez. Im Internet wird die missglückte Restaurierung heftig diskutiert: Eine Damengruppe bei „Facebook“ will sich jetzt die sixtinische Kapelle vornehmen.

Borja. 

Um Gottes Willen Jesus: Ausgerechnet im katholischen Spanien hat eine resolute Rentnerin das Abbild des Sohnes Gottes verschandelt. Unabsichtlich, versteht sich. Denn ursprünglich wollte und konnte die 80-jährige Cecilia Giménez dem Verfall eines Kirchenfreskos in der kleinen spanischen Ortschaft Borja in der Nähe von Saragossa nicht mehr weiter tatenlos zusehen.

Dornenkrone muss einer affenartigen Mähne weichen

Die alte Dame greift zu Pinsel und Farbe, macht sich auf den Weg in das Gotteshaus und übermalt die nur noch schemenhaft erkennbare Christusdarstellung. Ursprünglich hatte Elias Garcia Martinez das Fresko im 19. Jahrhundert gemalt. Doch das kann niemand nach der fragwürdigen Restaurierung mehr erkennen.

Die Dornenkrone musste einer affenartigen Mähne weichen, der leidende Blick Christus’ erinnert nach dem Pinseleinsatz Giménez’ eher einen leicht debil dreinschauenden Mecki. „Ich glaube, sie hat es gut gemeint“, sagte Juan Maria Orjeda, der Leiter der örtlichen Kunstbehörde, der spanischen Zeitung „El Pais“. Gut gemeint ist aber das Gegenteil von gut. Denn das Werk wurde laut der Kulturbehörde „schwer beschädigt“. El Pais berichtet zwar, dass nun professionelle Restauratoren versuchen werden, das übermalte Fresko zu retten. Die Wiederherstellung dürfte aber schwierig werden.

Kein Einzelfall

Ein Einzelfall ist diese Art von wohl gemeintem Kunstfrevel nicht. In der Vergangenheit amüsierten vor allem Putzfrauen und Hausmeister die Kunstkritiker und ließen die Kunstfreunde in Verzweiflung versinken: Im Dortmunder Ostwallmuseum reinigte im letzten Jahr eine Putzfrau Martin Kippenbergers Werk „Wenn‘s anfängt durch die Decke zu tropfen”. Sie hatte einen zur Installation gehörenden weißen Kalkfleck einfach weggeschrubbt.

Ähnlich rigoros war 1986 ein Hausmeister vorgegangen, der die berühmte Fettecke von Joseph Beuys (1921-1986) weggekratzt hatte. Die Liste lässt sich fortsetzen: 2011 übermalte ein Mann ein vermeintliches Graffito. Pech nur, dass der Gorilla mit dem roten Gesicht aus der Sprühdose des britischen Künstlers Bansky stammte. Oder 2007. Die Stadtreinigung Kassel ließ pflichtbewusst Kreuze von der Fahrbahn wegbürsten. Dabei hatte Documenta-Künstlerin Lotty Rosefeld diese akribisch über die Stadt verteilt, um an den chilenischen Diktator Augusto Pinochet zu erinnern.

Spott im Internet

Ohne Wirkung bleiben diese Art von Kunstzerstörungen nicht. Eine breite öffentliche Debatte ist den Menschen mit dem „Verschönerungs-Gen“ gewiss. Auch Cecilia Giménez durfte sich am Donnerstag einer globalen medialen Aufmerksamkeit erfreuen. Bei „tumblr.com“ wurde heftig über die Malaktion diskutiert. Der Tenor: „Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich die Aktion schockierend oder einfach urkomisch finden soll“. Und bei Facebook hatte sich eine Gruppe „Damen, die Christo des Borja restaurieren“ gegründet. Am Donnerstagabend hatte sie mehr als 21.800 Mitglieder. Einige drohten an, sich demnächst die Sixtinische Kapelle vorzunehmen.