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Patricia Kelly hat beim Kampf gegen Krebs Lebensmut gewonnen

Patricia Kelly hat beim Kampf gegen Krebs Lebensmut gewonnen

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kelly_patricia_peterbecher_presse_rgb~ae895a9c-e958-4e1f-836b-37e5d73f750e-140.jpg Foto: Peter Becher
Patricia Kelly, Teil der legendären Kelly Family, spricht im Interview über ihre Krebserkrankung, ihre Genesung und das Leben danach.

Berlin. 

Ihre Stimme ist hell und ihre Laune ansteckend gut. Fast wundert es, dass sie beim Telefonat nicht anfängt zu singen: Dabei hat Patricia Kelly (46), Mitglied der legendären Kelly Family, eine schwere Zeit hinter sich. Vor sechs Jahren erkrankte sie an Brustkrebs. Der Tumor wurde als höchst aggressiv eingestuft. Doch der Kampf gegen die Krankheit konnte ihr die Fröhlichkeit nicht nehmen. Unsere Redaktion sprach mit Patricia Kelly über ihren Lebensmut.

Wie fühlen Sie sich heute?

Patricia Kelly: Sehr gut, danke.

Anders als vor der Erkrankung?

Kelly: Ja, schon. Man ist nicht mehr auf der Überholspur, sondern fährt langsamer.

Es klingt fast wie ein Gewinn.

Kelly: Ja, wer langsamer fährt, sieht mehr – die Blüten des Frühlings zum Beispiel. Ich sehe, rieche und fühle jetzt intensiver. Ich lebe jetzt bewusster.

Wie erklären Sie sich das?

Kelly: Manchmal muss man erst etwas verlieren, um etwas zu gewinnen. Das ist skurril, aber es ist so. Wir nehmen vieles viel zu selbstverständlich.

Manche Menschen fühlen sich von der Angst, neu an Krebs zu erkranken, wie gelähmt und leben in ständiger Sorge.

Kelly: Ich denke nicht jeden Tag an Krebs. Ich werde engmaschig überwacht, gehe zweimal im Jahr zur Vorsorge. Ich fühle mich in guten Händen. Aber wenn ich einen Artikel über Brustkrebs lese, denke ich schon dran. Natürlich auch an bestimmten Tagen, zum Beispiel, wenn sich der Tag jährt, an dem mir die Brust amputiert wurde.

Ihre Mutter starb, als Sie noch ein Kind waren.

Kelly: Ja. Meine Mutter ist sehr jung daran gestorben. Ich war erst 13 Jahre alt. Es war 1982, da gab es eben noch keine so gute Vorsorge wie heute. Bei mir war eine erbliche Belastung vorhanden. Auch meine Tante und meine Oma waren an Brustkrebs erkrankt. Ich bin ja als Hippiekind aufgewachsen, also eher alternativ. Aber ich habe mein Leben der Schulmedizin zu verdanken.

Der Tumor wurde bei Ihnen nicht sofort entdeckt.

Kelly: Zuerst sagte mir der Arzt nach der Mammografie: Alles gut, Frau Kelly. Zehn Tage später kam der Brief mit der Bitte, vorbei zu kommen. Der Arzt hatte sich die Mammografie nochmals angeguckt und einen minimalen Befund entdeckt. Dann kam die Biopsie mit dem Ergebnis, dass es sich um einen extrem schnell wachsenden und aggressiven Tumor handelt.

Weil der Tumor die höchste Aggressivitätsstufe aufwies, musste die Brust entfernt werden. Sie haben sofort einen Wiederaufbau mit Silikon machen lassen.

Kelly: Ich weiß nicht, wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich aufgewacht wäre mit dieser Wunde und dieser flachen Brust.

Sie haben zwei Söhne, zwölf und 14 Jahre alt. Sprechen Sie zuhause über die Krankheit?

Kelly: Wir sprechen sehr offen über alles. Man muss natürlich den richtigen Zeitpunkt dafür finden. Aber ich konnte ihnen ja sagen, dass ich wieder gesund werde. Die Botschaft war ja, dass es heilbar ist.

Ihre Beziehung zu den Kindern war auch deshalb sehr eng, weil sie die beiden in der Grundschulzeit vier Jahre zuhause unterrichtet hatten. Damals lebten Sie in Belgien, wo so etwas möglich war.

Kelly: Es war schön, dass wir so eng zusammen waren. Aber irgendwann habe ich gedacht, sie brauchen einfach mehr Freunde. Und habe sie deshalb zum Gymnasium geschickt. Sie haben keine Defizite. Sie sind sogar Klassenbeste.

Was haben Sie aus Ihrer Kindheit in der Großfamilie mitbekommen?

Kelly: Meine Familie hat mir einen großen Schatz mitgegeben: Wärme und Geborgenheit. Das ist das Allerbeste, was Eltern Kindern geben können. Das ist das, was mich heute immer noch trägt.