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„Pampa Blues“ – Irgendwo im Nirgendwo

„Pampa-Blues“ – Toll, Herr Król

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Foto: SWR/Bavaria Fernsehproduktion/Da
Selten wurde ländliche Tristesse so unterhaltsam inszeniert wie diese ARD-Komödie aus der Ödnis Süddeutschlands. Joachim Król sei Dank.

Frankfurt. 

Endlingen liegt, wie der Name schon sagt, am Ende der Welt. Ein kleines Kaff irgendwo im Süddeutschen – in der Pampa. Die Pampa ist, wie man weiß, nicht nur eine Steppe in Südamerika, sondern auch ein gottverlassener Fleck überall auf dem platten Land. Dort leben dann Leute wie Horst und Kurt, der Willi und der Maslow. Horst und Kurt, auch der Willi, die haben sich längst ergeben, trinken tapfer gegen die Pampa an, aber der Ben, der ist doch erst 16, und mit 16 hat man noch Träume, und dann hat man in der Pampa eben den Blues. Und wie man dem entkommt, davon erzählt dieser wunderbare kleine Film.

Der Maslow tut was gegen die Pampa – er war mal Golfprofi

Der Ben würde die Pampa natürlich lieber heute als morgen verlassen. Er träumt von Afrika. Aber da ist ja noch Karl, der Opa, und der ist dement und muss gepflegt werden. So verrinnen die Tage, mit ein wenig am Auto rumbasteln, den Opa einfangen, am Auto rumbasteln, den Opa einfangen, und wenn da nicht der Maslow diese glorreiche Idee gehabt hätte, wäre das wahrscheinlich immer so weiter gegangen.

Aber der Maslow, der stemmt sich gegen die Pampa. Der Maslow tut was. War mal Golfprofi! Ist jetzt der König im Dorf. Hat einen Krämerladen, zapft Bier in der einzigen Kneipe, und als die Lena mit ihrem kaputten Auto in seine Werkstatt rollt, wittert Maslow die große Chance. Endlingen soll das neue Roswell werden, ein Ort, in dem die Ufos landen, ein Touristenmagnet!

Der Kurt hat schon ein Ufo gesehen am nächtlichen Himmel über Endlingen, trinkt seitdem alkoholfreies Bier, das arme Schwein! Aber der Kurt ist auch leicht zu beeindrucken, etwa mit einem Ufo aus Balsaholz, das an einer Angel baumelt. Ob der Maslow damit auch die Lena hinters Licht führen kann, die man für eine eigens nach Endlingen entsandte Undercover-Reporterin hält, das sei noch dahingestellt.

Das alles ist natürlich lustig, grotesk, aber nicht zum Schenkelklopfen und zum Totlachen. Mit großem Geschick entwickeln Regisseur Kai Wessel („Die Flucht“) und Drehbuchautor Rolf Lappert, der auch den gleichnamigen Roman schrieb, vielmehr eine tiefgründige Geschichte um Verantwortung und Freiheitsdrang, erste Liebe und mutigen Widerstand gegen den Sumpf des Alltags.

Und irgendwie stimmt hier alles – sogar die Filmmusik

Joachim Król gibt einen großartigen Maslow, Sven Gielnik einen sehr überzeugenden Ben, und irgendwie stimmt hier alles. Die Musik, sehnsüchtige Slide-Guitar-Klänge wie in „Paris, Texas“, aber auch die Bilder, lange Kamerafahrten vorbei an Strommasten und Wäscheleinen, missgelaunten Krähen und ausgebufften Unterhosen. Dazu trockene Dialoge wie dieser hier, beim Blick auf den Sternenhimmel: „Glaubst du, dass es da oben Leben gibt?“ – „Ich glaube nicht mal, dass es hier unten Leben gibt!“

Fazit. Wunderbar erzählt, perfekt gespielt: So macht eine freitägliche Komödie im Ersten richtig Spaß!

ARD, 20.15 Uhr