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Niederländische Fahrschüler dürfen Stunden mit Sex bezahlen

Niederländische Fahrschüler dürfen Stunden mit Sex bezahlen

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imago59861694h~a54b67bc-f1f1-446f-b42a-dda9f654fde5.jpg Foto: imago/Jochen Tack
  • Fahrlehrer hatte Fahrstunden gegen Sex angeboten
  • Angebot war laut Regierung keine Prostitution und ist zulässig
  • Deutsche Fahrlehrer reagieren gelassen

Amsterdam/Köln. 

Fahrstunden gegen Sex ist keine Prostitution und in den Niederlanden zulässig: Das hat die Regierung erklärt, nachdem es offiziell Thema einer parlamentarischen Anfrage war. Auf fünf Seiten beantwortet Justizminister Ard van der Steur die Frage zu der seltsamen „Verkehrsregel“.

Nach entsprechender Werbung von Fahrschulen hatte ein Abgeordneter der linkschristlichen Splitterpartei ChristenUnie nach der Haltung der Regierung gefragt. Unternehmen werben nach Berichten niederländischer Medien etwa mit „Ritje voor een Ritje“, was frei übersetzt „Fahrt für eine Nummer“ bedeutet.

Der Regierung gefällt der Unterricht gegen Naturalien nicht, erklärte der Justizminister, und das bekräftigt auch Infrastrukturministerin Melanie Schultz van Haegen. Das sei aber weder Prostitution noch illegal, so lange die Initiative vom Fahrlehrer ausgeht und keine Minderjährigen beteiligt sind, heißt es in der Antwort. Beschwerden von Fahrschülern habe es bei einer groß angelegten Umfrage nicht gegeben.

Führerschein-Tourismus nicht möglich

Die niederländische Fahrschulverband erklärte, Betriebe mit solchen Praktiken seien nicht Mitglied des Verbands und ein Fall für die Steuerbehörden. Der Fahrlehrerverband Nordrhein mit Hauptsitz in Köln hat von den sexhungrigen Kollegen mit gelbem Kennzeichen aus den Medien erfahren. „Ich habe gedacht, ich sehe nicht richtig“, sagt Kurt Bartels, Vorsitzender des Verbands unserer Redaktion. Fahrlehrer in NRW müssen aber keine Befürchtungen hegen, dass Fahrschülerinnen über die Grenze ausweichen, um mit Sex zahlen zu können: „Ein deutscher Fahrschüler darf in Holland gar nicht den Führerschein machen.“ Dafür muss er mindestens ein halbes Jahr dort gemeldet sein, so Bartels. Berührungen mit den Kollegen in den Niederlanden gibt es deshalb kaum.

Das Preisniveau sei in etwa vergleichbar, so Bartels. Allerdings: In den Niederlanden gibt es den verpflichtenden theoretischen Unterricht nicht. Deshalb benötigen Fahrlehrer in den Niederlanden auch keine Räumlichkeiten, zumindest nicht für den Unterricht. Als Folge gibt es in dem Nachbarland doppelt so viele Fahrschulbetriebsstellen wie in NRW, obwohl die Einwohnerzahl mit rund 17 Millionen identisch ist. Einige Fahrlehrer würden nur wenige Ausbildungen im Jahr durchführen. Bartels spekuliert, dass die Fülle von Fahrschulen eine Erklärung für das unmoralische Angebot sein könnte.

Journalistin machte den Test

Und das gibt es wirklich, wie eine Journalistin des niederländischen Infoportals „Fahrschule heute“ überprüft hat. Sie ging auf die Suche und fragte dann an. „Ich bin ein guter Fahrlehrer, habe aber zu wenig Zeit für eine Beziehung“, habe ihr dann ein Fahrschulinhaber erklärt. Wenn sie bereits einen Führerschein habe, könne er ihr auch ein schönes Geschenk machen und 100 Euro geben. Ihr Fazit danach: „Wie bekommen wir die Fahrschulbranche aus diesem elenden Schlamassel wieder raus?“

Der Fahrlehrerverband Nordrhein hat da für seine Mitglieder weniger Sorge: „Wir haben andere moralische Maßstäbe bei uns“, sagt Vorsitzender Bartels. „Als in Köln eine Fahrschule mal auf einem Lkw Werbung für ein großes Bordell plakatierte, war der Unmut auch in der Branche groß.“