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Nepalesen im Ruhrgebiet schweigen für Erdbeben-Opfer

Nepalesen im Ruhrgebiet schweigen für Erdbeben-Opfer

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Foto: Volker Hartmann/Funke Foto Services
Viele Nepalesen im Ruhgebiet vermissen nach dem Erdbeben in Nepal Angehörige. In Bochum wurde am Montag getrauert. Nun wollen die Auswanderer helfen.

Ruhrgebiet. 

Zwei Verwandte von Tara Thapa haben sie nur noch „tot ausgegraben“, sagt die 34-Jährige, zwei weitere werden vermisst. Der Vater von Amala Dhal aus Castrop-Rauxel hat das Beben überstanden, aber nun ist er krank geworden: „Er wohnt seit drei Tagen draußen auf der Wiese“, es gibt kein Wasser, keinen Strom, aber Krankheitserreger. „Wir müssen jetzt die Lebenden schützen“, sagt Tara.

Aber was sollen sie tun? Sie sind ja tausende Kilometer entfernt, diese Nepalesen aus Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, manche haben noch nicht einmal Nachricht aus der Heimat – sie können nur beten. 108 Kerzen haben sie entzündet, im Nepal-Kulturhaus in Bochum, dem kleinen Laden von Bijay Moktan, wo er Bilder, Tücher, Räucherstäbchen verkauft. Moktan zeigt Fotos von seinem Haus in Kathmandu, das Nachbargebäude ist ihm in die Flanke gefallen.

Die Häuser „sind weg“

Der 37-Jährige hat noch drei Häuser in seinem Dorf, es heißt Sindhupalchwok, oder es hieß: Die Häuser jedenfalls „sind weg“, Moktan macht eine flache Bewegung mit der Hand. Seine Schwester hat er bislang nicht erreicht. Es soll ihr aber gut gehen, anders als dem Onkel von Pancha Ratna Ghinive aus Oberhausen: „Tot“, sagt der und macht dieselbe Handbewegung.

Deshalb fließen Tränen, als sie die 108 Teelichte, für Buddhisten eine heilige Zahl, entzünden. Sie haben sie so sortiert, dass sie das Wort „Nepal“ ergeben. Nun stehen 15 Leute da, die Hände gefaltet, schweigen zwei Minuten.

„Unser Land leidet wie noch nie“

Dabei haben sie sich gerade die Köpfe heiß geredet: Wir könnten wir helfen? „Unser Land leidet wie noch nie“, übersetzt Tara die Gedenkworte, „unsere Heimat ist zerstört. Nepal braucht wirklich jede Hilfe.“

Jeder könne spenden, „wo er gern möchte“. Den Hilfsorganisationen. Im Laden von Bijay Moktan. Im Restaurant von Raj Subedi in Essen. Nun, wo so viele tot sind, „für die Lebenden“, sagt Tara Thapa: „Dass sie gesund bleiben.“