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Ein nachdenklicher Hannes Jaenicke in „allein unter Ärzten“

Ein nachdenklicher Hannes Jaenicke in „allein unter Ärzten“

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Foto: SAT.1/ Hardy Spitz
Bisher war die „Allein unter…“-Reihe von Sat.1 auf Klamauk gebürstet. In der fünften Folge gibt sich Hannes Jaenicke ungewohnt nachdenklich.

München. 

Sat.1 war mal ein Sender, der davor stand, die Tabellenspitze im deutschen Fernsehmarkt zu übernehmen. Aber das ist verdammt lang her. Inzwischen haben sich die Münchner Fernsehmacher in die zweite Liga verabschiedet. Die aktuellen Monatsquoten belegen, dass der Sender mit dem Bällchen-Logo weit davon entfernt ist, mehr als zehn Prozent des Gesamtpublikums zu erreichen. Auch bei jüngeren Zielgruppen reicht es kaum für Jubelschreie. Branchenkenner haben längst herausgefunden, was die Misere von Sat.1 ausmacht: viele, zu viele Wiederholungen. Dabei geht gelegentlich unter, dass der Sender durchaus vorzeigbare Ware bietet. Besonders ansehnlich ist die Komödien-Reihe „Allein unter…“ mit dem unverwüstlichen Hannes Jaenicke. Diesmal ist der Muster-Macho „Allein unter Ärzten“ (20.15 Uhr).

Der Reiz der Reihe bestand bisher in dem klamaukigen Zusammenprall zweier Welt: Hannes Jaenicke versuchte, als Ex-Offizier den Alltag nach den Prinzipien der Bundeswehr zu organisieren. Aber weder Familie noch Freunde und Außenstehende schon gar nicht mochten dem Prinzip von Befehl und Gehorsam folgen. Im Gegenteil: Westphal trat als Zampano an und endete meist als Vollidiot. Vier Folgen bedeuteten vier Mal Schadenfreude.

Knüpft die fünfte Episode da an, wo die vierte aufhörte? In gewisser Hinsicht schon. Die Geschichten von Herrn Westphal lebten nicht nur von ihrem Hauptdarsteller, sondern auch von einem festen Ensemble. Daran ändert sich fast nichts: Dana Golombek als Westphals Freundin, dazu Nina Gummich und Nina Monka als seine Töchter; nur Karoline Teska als Westphals älteste Tochter schied aus.

Perfekt für die dunkle Jahreszeit

Also alles wie gehabt? Eben nicht. Regisseur Oliver Schmitz („Türkisch für Anfänger“) und Drehbuch-Autorin Carolin Hecht bedienen zu Beginn die Erwartungen eines amüsierwütigen Publikums. Natürlich hat Ex-Offizier Westphal den Camping-Ausflug seiner Familie generalstabsmäßig geplant, natürlich vergessen seine vegetarischen Töchter in einem Anflug sanfter Rebellion das Fleisch. Doch dann schleicht sich ein Ton in dem Film ein, der in der Reihe neu und ihr eine ungewohnte Tiefe gibt. Westphals Tochter Marla bekommt plötzlich so starke Bauchschmerzen, dass sie ins Krankenhaus muss.

Und dort nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die Diagnose lautet: Marla leidet an einer lebensbedrohlichen Allergie. Es kommt für sie noch dicker. Nach und nach versagen ihre Organe. Zu versagen droht auch die ärztliche Kunst.

Er errichtet ein Biwak im Krankenhausflur

Und wieder einmal sieht sich Kommisskopp Westphal im Kampfeinsatz: für das Leben seiner Tochter und gegen das Krankenhaus-Personal, das ihn entnervt vor die Tür setzt. Natürlich lässt sich einer wie er nicht so ohne Weiteres rauswerfen. Westphal errichtet kurzerhand ein Biwak im Krankenhausflur.

Dennoch überwiegen die nachdenklichen Momente zum Ende des Films. Plötzlich müssen sich Westphal und seine Tochter Marla mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen – und damit, ein offensichtlich unausweichliches Schicksal anzunehmen.

Es war nicht unklug von Sat.1, den Sendetermin in diesen Tagen anzusetzen. Auch die Öffentlich-Rechtlichen setzten zuletzt oft auf nachdenkliche Themen – perfekt für die dunkle Jahreszeit.