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Moritz Bleibtreu blickt hinter die dunkle Seite des Mondes

Moritz Bleibtreu blickt hinter die dunkle Seite des Mondes

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Moritz Bleibtreu wirbt derzeit für McDonald's. Foto: Henning Kaiser/dpa
Charmant ist er, zeigt sich freundlich. Aber in seinem neuen Filmprojekt schlüpft Schauspieler Moritz Bleibtreu in die Rolle des Fieslings.

Köln. 

Der Krimi „Die dunkle Seite des Mondes“ galt als unverfilmbar. Bis jetzt. Die Lösung des Problems heißt Moritz Bleibtreu. In Köln steht er vor der Kamera: Ein Mann, der seine Gesprächspartner im Nu für sich einnimmt, spielt einen schillernden Fiesling.

Im Kölner Mediapark ist der Drehplan, wie so oft bei Film- und Fernsehproduktionen, gerade über den Haufen geworfen worden. Bleibtreu lässt sich am Set im ehemaligen 1Live-Haus nichts anmerken. Im Gegenteil: Er stellt sich dem Presse-Pulk mit „Moritz“ vor, schüttelt Hände und verströmt mit strahlendem Lächeln gute Laune, als gebe es nichts Schöneres, als sich einer Fragerunde zu stellen.

Geduldig beantwortet er alle Fragen, die im Stakkato-Tempo auf ihn einprasseln. Mehr noch: Er beugt sich (im hochseriösen Rollendress) weit über die Tischplatte nach vorn. Mehr Wohlwollen kann jemand seinen Gesprächspartnern kaum signalisieren.

Ein Profi im besten Sinn – selbst wenn der gebürtige Münchner seine Rolle spielen sollte, er macht es perfekt.

Psychothriller galt als unverfilmbar

Kann ein derart jovial wirkender Mensch eine Figur spielen, die nach dem Doktor-Jekyll-und-Mister-Hyde-Prinzip zum Monster wird? Genau das ist das Spannende an diesem Film von Regisseur Stefan Rick, der das Drehbuch gemeinsam mit Catherina Junk schrieb. Bleibtreus Gegenspieler ist Jürgen Prochnow. Der 73-Jährige gibt – mit schwarzem Anzug und weißem Haupthaar – den erfahrenen, alten Jäger. Im Pressegespräch besticht er mit Witz und Humor.

Genau damit hat „Die dunkle Seite des Mondes“ wenig zu tun. Der Psychothriller galt als unverfilmbar, mehr als zehn Jahre lang. „Zu düster“, sagt Filmproduzent Jan Krüger, und Geschäftspartner Amir Hamz nickt. Tatsächlich ist Urs Blank nicht eben der klassische Sympathieträger – nicht weil er Wirtschaftsanwalt ist, sondern weil er unter dem Einfluss von Psycho-Pilzen außer Kontrolle gerät. Erst tötet Blank eine Katze, dann mordet er Menschen. Wer kann ihn stoppen?

Mit dieser Geschichte landete der Schweizer Krimi-Autor Martin Suter im Jahr 2000 einen Bücher-Hit: „Die dunkle Seite des Mondes“, benannt nach dem gleichnamigen Rockalbum von Pink Floyd, faszinierte Filmemacher schon lange. Doch viele Produzenten gaben auf – etwa die Macher der französischen Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“. Die Produzenten Krüger und Hamz indes blieben hartnäckig – mit Erfolg. In Köln spielen die Szenen aus der Wirtschaftswelt, wo eine Million als Kleingeld gilt. Im Film ist die Bankenwelt in Frankfurt angesiedelt. Warum Köln zu Frankfurt wird, hat natürlich mit Geld zu tun. Die Filmstiftung NRW fördert das Projekt. Geld geben auch der SWR und die ARD-Filmtochter Degeto – und der Filmfonds Luxemburg.

Das Dschungelcamp? Hat er schon hinter sich

Deshalb sind maßgebliche Szenen des philosophisch angehauchten Psychodramas im benachbarten Kleinstaat entstanden: die Szenen im Walde. Bleibtreu hat im Gehölz offenkundig seine komplette Professionalität aufbieten müssen. „Wenn man auf dem Waldboden liegt und darin ‘rumwühlt, dann spürt man, was da alles so an Getier herumkriecht. Da kann man abends einiges aus den Socken holen.“ Der Schauspieler sagt es ironiefrei. Bleibtreu hat das „Dschungelcamp“ schon hinter sich.

Dennoch hat er sich gern gequält. Er macht auch bei kleinen Filmen willig mit, wenn das Drehbuch stimmt. „Ich mache Filme, die ich selber gerne schauen möchte – und das war so einer.“

Seine Figur sieht Bleibtreu keineswegs als schlichten Bösewicht. „Eine Karikatur, eine Charge“ sei leicht zu spielen, fügt er hinzu. Seinen Wirtschaftsanwalt sieht er als vielschichtige, widersprüchliche Figur. „Was ich spiele, ist ja nur die dunkle Seite, eine Seite, die jeder Mensch in sich hat.“ In die dunkle Stimmung seines Anti-Helden spielt sich Bleibtreu rein. Sie hält nach eigenem Bekunden so lange an, „bis der Regisseur Schnitt sagt“.

Der Filmtitel ruft danach, Pink Floyd in dem psychedelisch grundierten Werk einzusetzen. Ob es dazu kommt? Produzent Jan Krüger grinst unter seiner schwarzen Baskenmütze: „Wir ar­beiten dran.“