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Michael Gwisdek rettet ARD-Film „Eins ist nicht von dir“

Michael Gwisdek rettet ARD-Film „Eins ist nicht von dir“

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Foto: ARD Degeto/Nik Konietzny
Ein alternder Frauenheld wird mit der Untreue der eigenen Gattin konfrontiert. Das macht Lust auf mehr, aber daraus wird leider nichts.

Frankfurt. 

Letzte Worte haben es in sich. Da gibt es unsterbliche Beispiele. „Ich hätte nie von Martini auf Whisky umsteigen sollen“ wird etwa dem trinkfreudigen Schauspieler Humphrey Bogart zugeschrieben. „Rechts ist frei“ gilt vielerorts als Denkmal für den unbekannten Beifahrer, und Goethes „Mehr Licht!“ hat es gar bis in den Schulunterricht geschafft. Als die Hilde also gleich am Anfang dieser ARD-Tragikkomödie dem Gatten auf dem Sterbebett den schönen Satz hinterlässt „Eins ist nicht von dir“, erwarten wir Großes!

Aber ach: Hollywood ist doch weiter weg, als man denkt, von Goethe auch keine Spur, und dass diese Degeto-Produktion nicht im Totalschaden verendet, liegt einzig und allein am Hauptdarsteller.

Michael Gwisdek spielt den Uli, einen alternden Frauenhelden, dessen Pensionierung mit dem Ableben der Ehefrau zusammen fällt, mit dem lakonischen Charme eines Berliner Boulevardcharmeurs. Passenderweise wurde ihm Barbara Schöne, in Jahrzehnten Kudamm-Komödie gestählt, als Gattin zur Seite gestellt. Sie vererbt ihrem plötzlich verwitweten Schwerenöter eine Denksportaufgabe. Welches der drei Kinder ist aus dem Kuckucksei geschlüpft?

Das ist die Frage, die unseren Uli schon während der Beisetzung nicht mehr loslässt, und die Suche nach einer Antwort hätte eigentlich genug Stoff für einen netten Film liefern können. Daraus wurde aber leider nichts. Ein zähes Drehbuch mit bemühten Dialogen stellt vielmehr die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe. Pointen werden ausgewalzt, und alles bis zum allseits erwarteten Finale ist vorhersehbar, weil aus der Kulisse permanent (und penetrant) der erhobene Zeigefinger droht.

Riesige Dogge mit Knautschgesicht

Das hat der Uli nun davon, dass er es selbst mit der Treue nicht so ernst genommen hat! Immer wieder gab es Seitensprünge, selbst beim Abschiedsfest wird die Stewardess angebaggert, die den pensionierten Piloten höflich, aber bestimmt darauf hinweist, dass sogar ihr eigener Vater um einiges jünger ist. Für einen Roadtrip quer durch die Republik reicht der Dynamo des Alt-Casanova aber noch allemal. Auf dem Beifahrersitz: eine riesige Dogge mit zerknautschtem Gesicht. Lustige Hunde werden in solch einem Film erfahrungsgemäß genommen, um die Durch­hänger der Geschichte zu verbellen.

Die Kinder, dem meist aushäusigen Vater bis dahin weitgehend unbekannt, werden nun eins nach dem anderen aufgesucht und auf Herz, Nieren und Abstammung überprüft. Gar nicht einfach. Also der Thomas, der kommt sicher nach dem Vater. Lässt auch beim Junggesellenabschied nix anbrennen. Bettina wiederum lebt duldsam und züchtig, also leicht verdächtig, und Christian scheint völlig aus der Art geschlagen. Tolerant, Hausmann, das heißt in solch einem Film immer auch gleich Weichei. Am Ende kommt es, wie es kommen muss, und die Tragik in dieser angeblichen Komödie liegt darin, dass ein guter Stoff vergeudet wurde.

Fazit. Ohne Biss und Tempo. Aber wegen Michael Gwisdek dennoch: Zwei von fünf Sternen.

ARD, Freitag, 5. Juni, 20.15 Uhr