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Metal-Band Sodom rockt mit Roberto Blanco

Metal-Band Sodom rockt mit Roberto Blanco

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Foto: obs
Rocken, Chaos, Spaß haben: Seit knapp 30 Jahren steht die Gelsenkirchener Band Sodom für Metal der ausgelassenen Art. Für einen Spot der Alzheimer Gesellschaft haben sie jetzt mit Schlagerstar Roberto Blanco die Bühne gestürmt.

Gelsenkirchen. 

Wenigstens einmal im Leben sollte jeder einen Song von Sodom gehört haben. Denn das pustet richtig schön die Gehörgänge durch! Seit knapp 30 Jahren steht die Kult-Band aus Gelsenkirchen wie eine Eins für Metal der ausgelassenen Art, ihre jaulenden Gitarrenriffs sind laut, schnell und angriffslustig.

Zwar weisen die obligatorischen Haarmähnen der Herren mittlerweile verdächtig lichte Stellen auf – aber sonst: „Alles fit bei uns“, strahlt Sänger Thomas Such, den jeder Metal-Fan nur unter seinem Künstlernamen kennt: Tom Angelripper. Wie es dazu kam, dass die harten Metaller ausgerechnet mit Schlagerstar Roberto Blanco für den guten Zweck gemeinsame Sache machten, davon später mehr.

Wir schreiben das Jahr 1982. Während Nicole der Welt „Ein bisschen Frieden“ wünscht, wächst in Gelsenkirchen-Buer ein Sound heran, den die Deutschen noch nicht gehört haben. „Heavy Metal war damals völlig neu“, erinnert sich Tom. Motörhead und Venom waren die englischen Vorbilder, Sodom setzten dem druckvollen Gitarrenspiel mit grölendem Gesang die Ruhrpott-Krone auf.

Platz 36 der deutschen Charts

Mit Erfolg. Ihren ersten Plattenvertrag bekamen Sodom von ihrem Manager Manni Schütt mit den legendären Worten überreicht: „Das klingt dermaßen beschissen, das muss sich verkaufen!“ Tom kündigt seinen Job unter Tage auf Zeche Hugo, und gemeinsam mit Frank Blackfire an der Gitarre und Chris Witchhunter am Schlagzeug gelingt ihm 1989 der Paukenschlag: Das Album „Agent Orange“ schafft es in den deutschen Charts auf Platz 36. „Als erste Metal-Band überhaupt waren wir da drin“, sagt Tom stolz.

Was darauf folgt, ist ein jahrzehntelanges Touren um die Welt. Ob in Brasilien, Japan oder im hintersten Winkel Australiens: Sodom-Fans gibt es überall. Chaos und Spaß gehören bei Sodom zur Tagesordnung. Unterwegs nach Ungarn wird Tom an einem Rastplatz einfach vergessen. „Ich hatte nur Unterhosen und Schlappen an, da war plötzlich der Tourbus weg“, erinnert er sich schmunzelnd. „Nicht mal Kippen hatte ich dabei.“ Weil niemand im Bus das Verschwinden das Bandchefs bemerkt haben will, muss sich Tom mit Hilfe von Bahn und Bahnhofsmission („Die haben mir eine Knifte geschmiert“) allein durchschlagen.

Berüchtigte Trinklieder

Mit wechselnder Besetzung ist Sodom bis heute aktiv, 14 Alben hat die Band veröffentlicht. Manches Plattencover zeigt Unzüchtiges, weshalb das Album „Mortal Way Of Life“ bis heute nur mit schwarzem Deckblatt verkauft werden darf. Von der Urbesetzung ist nur Tom selbst übrig, der sich nebenher um eine weitere Band kümmert: Onkel Tom bürstet berüchtigte Trinklieder wie „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ auf Krawall um.

Vielleicht liegt es genau an diesem Hang zum Populären, der dazu führte, dass Sodom jetzt für den guten Zweck einen Spot mit Roberto Blanco drehte. Für die Deutsche Alzheimer Stiftung haben die harten Metall-Jungs und der Schlagerkönig in Ludwigsburg auf der Bühne gestanden. Der Spot ist lustig, stimmt aber auch nachdenklich: Blanco spielt einen Entertainer, der völlig fehl am Platz mitten in ein Sodom-Konzert platzt. Aus dem Off sagt eine Stimme: „Den Ort verwechselt? Für 1,2 Millionen Deutsche ist das Alltag. Sie leiden an Demenz.“

Zum Happy-End singen Blanco und Sodom zwar gemeinsam „Ein bisschen Spaß muss sein“, doch Respekt und auch etwas Angst hat Tom vor einer solchen Krankheit schon: „Seit den Dreharbeiten habe ich mich damit beschäftigt“, sagt er. „Demenz kommt ja schleichend. Das möchte wohl niemand von uns erleben.“ Ob Blanco und Sodom noch einmal gemeinsame Sache machen, ist ungewiss, aber immerhin: „Das hat echt Spaß gemacht!“ Und das typische Handzeichen aller Metal-Fans, die „Pommesgabel“, hatte Roberto auch gleich gelernt. „Das ist Rock’n’Roll!“

Den Clip gibt es im Internet unter: www.deutsche-alzheimer.de