Veröffentlicht inPanorama

Markus Schächter vermisst das Intendantenamt nicht

Markus Schächter vermisst das Intendantenamt nicht

Zehn Jahre stand Markus Schächter (62) an der Spitze des ZDF in Mainz, nun baut er an der Hochschule für Philosophie München einen Lehrstuhl für Medienethik auf.

Berlin/München (dapd). Zehn Jahre stand Markus Schächter (62) an der Spitze des ZDF in Mainz, nun baut er an der Hochschule für Philosophie München einen Lehrstuhl für Medienethik auf.

Schächter hatte im Januar 2011 überraschend verkündet, dass er nicht mehr für eine Wiederwahl als Senderchef zur Verfügung steht. Rückblickend sagt er der Nachrichtenagentur dapd: „Ich habe meine Arbeit bei allem Respekt vor der immensen Verantwortung sehr geliebt. In den zehn Jahren meiner Tätigkeit habe ich nun die gemeinsam gesetzten Ziele Punkt für Punkt abgearbeitet“, resümiert der Alt-Intendant. „Da konnte ich getrost und konsequent den Stabwechsel im Amt und mich selbst auf ein ganz neues Leben vorbereiten. Darin gibt es heute nur noch selbstbestimmte Kür – wunderbar.“

Seinen Abschied aus dem Tagesgeschäft nimmt er gelassen. „Die Bedeutung des Amtes ist geliehen“, betont er. Höchstens seinen Fahrer vermisst er manchmal: „Das Schwierigste ist das rückwärts Einparken“, erzählt er. Tiefgaragen seien nicht gerade sein Lieblingsterrain.

Der gebürtige Pfälzer begann seine Karriere nach dem Studium als Kulturredakteur beim Südwestfunk. Danach wurde er Sprecher der rheinland-pfälzischen Kultusministerin Hanna-Renate Laurien (CDU), bevor er 1981 zum ZDF kam. Dort war er unter anderem Mitbegründer der Sendereihe „Terra X“, später führte er als Leiter der Kinder- und Jugendredaktion die Kindernachrichtensendung „logo!“ ein. 1998 wurde er Programmdirektor.

Als sich die Politik im Jahr 2002 zunächst nicht auf einen Nachfolger für den langjährigen Intendanten Dieter Stolte einigen konnte, setzte sich am Ende Markus Schächter im fünften Wahlgang durch. Für ihn war das peinliche Geschacher um den Chefposten eine lehrreiche Erfahrung, sodass er stets auf Ausgleich und Konsens bedacht war. Seine Wiederwahl fünf Jahre später fiel mit 60 von 61 Stimmen fast einstimmig aus.

Für Schächter war der Chefposten auf dem Mainzer Lerchenberg die interessanteste Aufgabe, die in Deutschland zu vergeben ist. Schächter führte den Sender ins digitale Zeitalter. In seiner Amtszeit wurden die Digitalkanäle eingeführt, wie der junge Senderableger ZDFneo. „Mit der Mediathek zum Beispiel, mit den neuen Digital-Kanälen ist der ehemalige Einkanalsender ZDF für die digitale Zukunft gut positioniert“, betont Schächter. Im Hauptprogramm stieß die beißende Ironie der Satiresendung „Neues aus der Anstalt“ auf positive Kritik. Mehrmals verlängerte er die Moderation der Sendung „Wetten, dass…“ mit seinem Freund Thomas Gottschalk per Handschlag.

In seiner Amtszeit nahm der Druck auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Gebühren immer mehr zu. So musste er strenge Sparvorgaben der Politik umsetzen. 2009/2010 konnte er nicht verhindern, dass der Vertrag mit Chefredakteur Nikolaus Brender auf Druck des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) nicht verlängert wurde. Danach schien ihm die rechte Freude am dem Amt abhandengekommen zu sein, obwohl er mit dem raschen Vorschlag des Nachfolgers Peter Frey alles dafür tat, dass das ZDF möglichst wenig Schaden davontrug. Im März dieses Jahres wurde Thomas Bellut Intendant.

Schächter erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den renommierten Emmy Directorate Award, den Französischen Nationalverdienstorden sowie den Gregoriusorden des Papstes. Auch im Ruhestand hat er noch viele Ämter inne, so ist er Vorstandsmitglied der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stiftung Zukunft Berlin, und er führt den Aufsichtsrat der Stiftung Aktion Mensch. Schächter wohnt mit seiner Ehefrau in Mainz.

dapd