Veröffentlicht inPanorama

Lauterbach in Sauerland-Komödie als Menschenfeind mit Herz

Heiner Lauterbach gibt am Möhnesee Menschenfeind mit Herz

Letzte Ausfahrt Sauerland.jpg
Foto: ARD Degeto/Frank Dicks
Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun glänzen in „Letzte Ausfahrt Sauerland“. Zwei verschrobene Männer, die zu einer letzten Reise aufbrechen – zum Möhnesee.

Essen. 

Horst ist ein Menschenfeind der ganz knorrigen Art. Ein Einsiedler, der im finsteren Tann haust und die Mountainbiker mit der Schrotflinte von seinem schäbigen Wohnwagen vertreibt. Johann ist ein Schwerenöter, der sich mit Frauengeschichten über den öden Alltag hinweg setzt.

Außer ihrer Freundschaft haben die beiden eigentlich nichts retten können aus ihren verpfuschten Lebensentwürfen, aber da ist ja auch noch der Möhnesee und das Sauerland, das in diesem Roadmovie der etwas besonderen Art die „Letzte Ausfahrt“ markiert.

Die Endstation wird ausgerechnet an Horsts 66. Geburtstag ausgerufen. Neben dem „verschissenen“ Kuchen, den Horst normalerweise am Festtag serviert, liegt normalerweise eine Glückwunschkarte der Tochter auf dem wackligen Campingtisch, der als Festtafel herhalten muss.

Doch die fehlt, und deshalb ruft Horst bei der Tochter an, ziemlich gegen seine Gewohnheit, die Menschheit insgesamt und die Familie ganz besonders durch Missachtung zu bestrafen. Deine Tochter liegt im Krankenhaus, erfährt er vom Enkel Elyas, den er auch nicht leiden kann, ist halt halber Türke und deshalb garantiert ein Verbrecher.

Johnny Cash, Bob Dylan und eine gemächliche Geschichte

Und so reist Horst in die große Stadt, doch im Krankenhaus gibt es eine Überraschung: Tochter Lisa ist gar nicht krank. Sie hat den Vater vielmehr unter einem Vorwand angelockt, damit er sich mal untersuchen lässt.

Postbote Kalle, „das alte Verräterschwein“, hat nämlich besorgt gemeldet, dass Horst immer öfter die halbe Lunge aushustet, und deshalb geht es jetzt ab unters Röntgengerät, dann in den Computertomographen, das volle Programm, mit üblem Schlussakkord: Krebs. Im letzten Stadium.

Es ist eine lange Geschichte, die Story von Horst und Johann, gemächlich erzählt, mit viel Bob Dylan und Johnny Cash als Begleitung, und oft passiert eigentlich nichts Besonderes in diesem Film. Außer vielleicht, dass Horst und Johann aus dem Krankenhaus flüchten und einen Leichenwagen entführen und Enkel Elyas gleich mit.

Und dass auf der Reise ins Sauerland zuweilen merkwürdige Dinge passieren, gern trocken kommentiert. Etwa wenn beim Grillen das Kotelett auf dem Rost rotiert und Horst den Enkel fragt: „Apropos Schwein – wie geht es eigentlich deinem Vater?“

Wie ein altes Ehepaar

Heiner Lauerbach und Friedrich von Thun machen das ganz wunderbar als widerborstige Freunde, die sich angiften wie ein altes Ehepaar und doch nicht von einander lassen können. Die beiden haben zuletzt öfter zusammen gespielt, in „Harms“ etwa, einem ähnlich verschrobenen Projekt, und vor allem Friedrich von Thun kann hier demonstrieren, dass er noch ganz andere Sachen drauf hat als den Grandseigneur im Pilcher-Drama.

Auch der Drehort macht sich gut. „Letzte Ausfahrt Sauerland“ wurde hauptsächlich am Möhnesee und in Arnsberg gedreht und sorgte in der Region schon vor der Ausstrahlung für Schlagzeilen.

„Tingelhoffs Haus“, das im Film als Dorfkulisse genutzt wurde, entpuppte sich nämlich vor wenigen Wochen als Drogenplantage, in der die Polizei mehr als 2000 Cannabis-Pflanzen entdeckte.

Fazit: Eine anrührende Geschichte über Freundschaft und Liebe, Leben und Tod. Und wenn das Ende nicht so melodramatisch aus den Fugen geraten wäre, mit Botschaft an die Nachwelt und so, dann hätte es zur Topmarke reichen können.

Freitag, 15. Mai, ARD, 20.15 Uhr