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Kurt Felix – der strahlende Lausbub des Fernsehens ist tot

Kurt Felix – der strahlende Lausbub des Fernsehens ist tot

Kurt Felix, aufgenommen im Jahr 1977 in der Schweiz.
Kurt Felix, aufgenommen im Jahr 1977 in der Schweiz. Foto: Foto: ap
Der Erfinder von „Verstehen Sie Spaß?“, Kurt Felix, ist tot. Der Sunnyboy des Fernsehens wurde 71 Jahre alt. Dann besiegte ihn der Krebs, den Felix eigentlich längst besiegt zu haben glaubte. In seinem persönlichen ABC kam der Krebs nicht vor, denn da stand die Komik.

Essen. 

Kurt, der Glückliche: Sein Nachname war Programm, sein Lächeln, das die Fernsehzuschauer auch heute noch vor Augen haben, wirkte schon zu Lebzeiten wie ewig. Nur einem wie Kurt Felix, dem Sunnyboy, dem die Harmlosigkeit und die Freundlichkeit unaufhörlich aus dem Gesicht strahlten, konnte das Fernsehen Sendungen anvertrauen, deren Kern im Grunde genommen aus Hinterhalt und Schadenfreude bestand: Dass eine versteckte Kamera wunderbar dazu taugt, echte Komik zu erzeugen, hatte der 1941 in Wil bei St. Gallen geborene Kurt Felix ab 1974 im Schweizerischen Fernsehen mit der Sendung „Teleboy“ herausgefunden – die Sendung hatte die bis heute unerreichte Rekord-Einschaltquote von 70 Prozent.

Im deutschen Fernsehen perfektionierte der gelernte Lehrer Felix das humorige Hereinlegen von arglosen Prominenten und Passanten ab 1980 mit „Verstehen Sie Spaß?“. Der größte Erfolg dieser Sendung mag darin liegen, dass sich Menschen bis heute in Situationen, die ihnen unglaublich vorkommen, umschauen und fragen: „Wo ist die versteckte Kamera?“ Die Einschaltquoten trugen seine Sendung, die er ab 1983 mit seiner zweiten Ehefrau, der Schlagersängerin Paola, moderierte, ein ganzes Jahrzehnt. Kurt Felix gehörte zur Wohnzimmereinrichtung der 80er Jahre. „Fernsehen ist mein Leben“, bekannte er einmal, doch er hatte die Größe, auf dem Höhepunkt seiner Karriere abzutreten, hinter die Kulissen: Mit seinem 50. Lebensjahr nahm er Abschied vom Showbusiness – vor der Kamera.

Die Eisenbahn war das große Hobby von Kurt Felix

Er wurde Berater für zahllose Sendungen in der Schweiz und in Deutschland, und er ging seinen Hobbys nach. Der Eisenbahn etwa, mit der er in einer seiner ersten Sendungen („Grüezi mitanand“) Musikanten kreuz und quer durch Europa fahren ließ, hier ein Ständchen, da ein Ständchen. Das Eisenbahn-Gen vererbte er auf seinen Sohn Daniel. Genau wie Kurt Felix liebte auch er es, neue Autobahnabschnitte noch vor der offiziellen Eröffnung abzuwandern. Und er hasste den künstlichen, hochgepeitschten Zwangsapplaus, wie er heute gang und gäbe ist. Er genoss den echten, den man sich verdient hatte wie ein „Schlummerbier nach einer Tagesleistung“. Sein Witz war hart erarbeitet, seine Fröhlichkeit der Schlussstein einer präzise gebauten Show-Maschine. Kurt Felix war stets exzellent vorbereitet, und er wusste genau, was er tat – und um dessen Grenzen: „Es ist gefährlich,“ hielt er wohl auch sich selbst vor, „sein Glück ausschließlich in die Hände anderer Menschen zu legen.“

An ganz andere Grenzen stieß Felix vor neun Jahren, als er von seiner Krebserkrankung erfuhr. Sofort zog er sich ins Privatleben zurück, kämpfte und hatte die Geißel der Moderne zwischenzeitlich besiegt. In seinem persönlichen ABC kam der Krebs nicht vor, denn da stand die Komik. Die Krankheit aber kam zurück, Felix blieb tapfer und sprach noch im Januar von einem Licht am Ende des Tunnels und davon, dass er jeden Tag nehme, wie er komme. Am Mittwoch aber kam sein letzter, Kurt Felix wurde in aller Stille bereits am Samstag in St. Gallen beigesetzt, in der noblen Dezenz, die passt zu diesem durch und durch netten Menschen, dem man noch viele gesunde Jahre gegönnt hätte.