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Kräne heben Schiffswrack aus dem Jangtse – Wohl 442 Tote

Kräne heben Schiffswrack aus dem Jangtse – Wohl 442 Tote

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Over 400 people missing after ship sinks in the Yangtze River Foto: dpa
Vier Tage nach dem Schiffsunglück auf dem Jangtse-Fluss in China soll das Wrack nun gehoben werden. Es sind vermutlich noch 350 Leichen an Bord.

Jianli. 

Nach der schlimmsten Schiffskatastrophe in China seit Jahrzehnten ist das Wrack auf dem Jangtse mit Kränen gedreht und aufgerichtet worden. Aller Voraussicht nach sind 442 der 456 Menschen an Bord des Touristenschiffes „Stern des Orients“ ums Leben gekommen. Das 2200 Tonnen schwere Schiff wurde langsam aus dem Wasser gehoben, um die Suche nach den Leichen im Rumpf zu erleichtern. Am Nachmittag Ortszeit schauten die oberen zwei Decks aus dem Wasser heraus.

Die „Stern des Orients“ war am Montagabend bei Jianli in der zentralchinesischen Provinz Hubei im Sturm gekentert. Nur 14 Menschen überlebten. Unter den Opfern waren meist ältere Touristen, die auf einer elftägigen Tour waren. Die Bergungsarbeiten an dem zunächst kieloben in 15 Meter tiefem Wasser liegenden Schiffs waren zuvor nur langsam vorangekommen. Das Jangtse-Wasser ist trübe, Taucher konnten kaum etwas sehen. So waren bis Freitag erst 97 Leichen geborgen worden.

Leichen sollen geborgen und identifiziert werden

Am Donnerstag kamen die Einsatzkräfte zu dem Schluss, dass niemand mehr überlebt haben dürfte. So entschieden sie sich, das Schiff aufzurichten, um die Bergung zu erleichtern. „Es war eine schwierige Aufgabe“, sagte Xu Chengguang, Sprecher des Transportministeriums. „So bestand die Gefahr, dass die Stahlseile reißen.“ Ein großes Netz wurde um das Wrack gelegt, um bei dem zweistündigen Drehmanöver zu verhindern, dass die Strömung die Leichen wegtreibt.

„Der nächste Schritt ist, das Schiff zu heben und das Wasser ablaufen zu lassen“, sagte ein Mitarbeiter der Bergungskräfte. Danach sollen die Leichen aus den Kabinen und den Gängen des Wracks geborgen und schließlich identifiziert werden. Bei der Drehung des Schiffes trat Öl aus dem Schiff. Einsatzkräfte versuchten, das Leck einzugrenzen.

Andere Schiffe waren wegen des Sturms vor Anker gegangen

Die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks laufen. „Viele Fragen bleiben unbeantwortet“, stellte Chinas Staatsfernsehen fest. Der Kapitän, der wie der Chefingenieur überlebte, hatte von einem Tornado gesprochen, der das vierstöckige Schiff in Schieflage und „in ein bis zwei Minuten“ zum Kentern gebracht habe.

Wegen des schlechten Wetters hatten mindestens zwei andere Schiffe in der Gegend gestoppt und waren vor Anker gegangen. Der „Stern des Orients“ dagegen war trotz des Sturms weitergefahren. (dpa)