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Kaum gute Noten für Handy-Reparatur-Dienste

Kaum gute Noten für Handy-Reparatur-Dienste

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Foto: michaklootwijk - Fotolia
Geht das Smartphone kaputt, beginnt die Suche nach einer Werkstatt. Stiftung Warentest hat sich einige angeschaut – mit ernüchternden Erkenntnissen.

Berlin. 

Rums, das Missgeschick dauert nur einen winzigen Augenblick: Beim Radfahren purzelt das iPhone aus der Tasche, fällt auf hartes Kopfsteinpflaster, danach rollt auch noch ein Auto darüber. Die Schnelldiagnose vom Straßenrand: Das teure Telefon ist reif für den Elektroschrott. Umso erstaunter war der Besitzer, als das mit Dellen und Kratzern übersäte Apple-Handy weiterhin seinen Dienst verrichtete.

Technisch war nach dem schweren Sturz also alles in bester Ordnung. Leider hatte sich aber auch die sogenannte Spider App installiert: das Display war zersprungen. Displayschäden bei Smartphones sind an der Tagesordnung. Im Internet buhlen zahlreiche Reparaturdienste um die Gunst der Kunden. Apple selbst war dem Betroffenen mit gut 200 Euro zu teuer, die Wahl fiel auf den Anbieter „iHelpstore“ aus Hamburg. Eine gute Entscheidung: Nach drei Tagen kam das Handy zurück, das Display war wie neu, und das alles zu einem sehr akzeptablen Preis: Für das neue Display für ein iPhone 5 verlangten die Hamburger 89 Euro.

27 Fälle im Test

Denn günstige Preise und ein guter Service bei der Smartphone-Reparatur sind nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest die Ausnahme. 27 Smartphones von sechs verschiedenen Herstellern mit einem Displayschaden und defekten Kopfhörerbuchsen wollten die Tester reparieren lassen. Ihr ernüchterndes Fazit: „Die Heilung des Handys ist oft ebenso schmerzlich wie der Sturz und seine Blessuren.“ Nur Apple und der chinesische Hersteller Huawei konnten im Test überzeugen.

Apple und Huawei

Der hauseigene Apple-Service bekam ein „gut“. Wer etwas mehr als 200 Euro investiert, „bekommt schnell sehr guten Ersatz“, urteilt die Stiftung. Apple repariert das Handy nicht, sondern schickt ein generalüberholtes Ersatzgerät zurück, das in der Regel auch ein neues Gehäuse, ein neues Display und einen neuen Akku bekommt. Bei den hohen Preisen für neue Apple-Smartphones kann sich das lohnen.

Richtig billig war auch Huawei nicht. 176 Euro stellten die Chinesen in Rechnung – dafür war die Reparaturqualität nach Einschätzung der Tester „sehr gut“. Der Huawei-Servicepartner nahm sich allerdings sehr viel Zeit, in einem Fall musste die Stiftung mehr als einen Monat auf die Rücksendung des Handys warten.

Samsung

Bei Samsung hängt die Reparaturqualität offenbar sehr vom Einzelfall ab: Bei einem Vor-Ort-Besuch bei einem Händler hielten die Tester schon nach 50 Minuten ein tadellos repariertes Smartphone in ihren Händen. Allerdings bekamen sie auch hier eine üppige Rechnung über 170 Euro präsentiert. Weniger Glück hatte die Stiftung mit eingesendeten Samsung-Geräten: Eins kam mit ganzem Display, aber unverändert defekter Kopfhörerbuchse zurück, Endnote für die Koreaner: „befriedigend“.

Sony und LG

Deutlich schlechter schnitten LG und Sony mit einem „ausreichend“ ab. So habe Sony stets „nur die Hälfte“ repariert, LG übersah in einem Fall die defekte Kopfhörerbuchse.

HTC

Den Vogel abgeschossen hat HTC. Bei zwei defekten Modellen „One X“ lehnte der Servicepartner des taiwanesischen Herstellers die Reparatur ein halbes Jahr nach der Garantiezeit ab, weil angeblich keine Ersatzteile mehr lieferbar seien. Das Angebot: Das Smartphone wird kostenlos entsorgt oder für 21 Euro an den Besitzer zurückgeschickt… In einem Fall kam sogar ein anderes Smartphone zurück. Fast noch bizarrer: Das dritte eingesandte HTC-Handy wurde nach 25 Werktagen zwar repariert – allerdings für die regelrecht unanständige Summe von 469 Euro. „Selbst aktuelle HTC-Spitzenmodelle sind neu günstiger“, stellt die Stiftung dazu lapidar fest. Endnote für HTC: „mangelhaft“. HTC hat inzwischen reagiert und einen neuen Servicepartner verpflichtet.

Drittanbieter

Die Stiftung nahm zusätzlich drei unabhängige Online-Reparaturdienste unter die Lupe. „Handyreparatur123“ aus Jena etwa repariert Samsung, Apple, HTC, Nokia, Sony, LG, Motorola und Huawei: „Mittelmäßig, teils recht teuer, aber relativ flott“ urteilen die Tester. „Letsfix“ bekam ein „ausreichend“, schickte aber zwei von drei Geräten mit defekter Kopfhörerbuchse zurück.

Der Anbieter „Phonecare“ erschien den Testern „kurios, relativ teuer“ und „teils langwierig“ bei der Abwicklung. Die Ersparnis gegenüber Neugeräten hielt sich bei allen Anbietern – mit Ausnahme der teuren iPhones vielleicht – in sehr überschaubaren Grenzen.

Auch in zwei Filialen von „Mister Minit“, bislang eher fürs Schuhbesohlen und Schlüsselnachmachen bekannt, war die Erfahrung der Tester (nur Apple und Samsung) ernüchternd. Was man zusätzlich bedenken muss: „Drittanbieter verwenden statt Originalteilen oft Nachbauten“, warnt die Stiftung Warentest.

Reparatur gut überlegen

Fazit: Im Falle eines Falles sollte man sich eine Reparatur gut überlegen. Oft fährt man besser, das alte Handy bei Ebay zu verkaufen und sich ein Neugerät oder ein aktuelles Gebrauchtgerät zu kaufen. Apple ist wegen der hohen Preise bei neueren Geräten eine Ausnahme. Wegen der immer kürzeren Produktzyklen und des rasanten Preisverfalls rechnet sich eine Reparatur eines älteren Gerätes oft nicht. Und noch etwas: Eine gute Schutzhülle kann bei einem Sturz das Schlimmste verhindern.