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Joko, Klaas und das „Duell um die Welt“ für die TV-Chaoten

Joko, Klaas und das „Duell um die Welt“ für die TV-Chaoten

Gottschalk war gestern, Kerner erst recht. Die Zukunft gehört Moderatoren wie Joko & Klaas. ProSieben glaubt fest an sie. Der Sender spendierte den TV-Anarchos eine aufwendige Sause: „Das Duell um die Welt“ – zu sehen am Samstag um 20.15 Uhr.

Hamburg. 

Große Namen ziehen längst nicht mehr automatisch. Während Thomas Gottschalk und Harald Schmidt nach ihren Bauchlandungen glimpflich davonkamen, ist Johannes B. Kerner vorerst vom Bildschirm verbannt. Beim Fernsehen steht ein Generationen-Wechsel an. Beim TV-Nachwuchs hat sich vor allem ein Duo profiliert: Joko & Klaas. Am Samstag, 20.15 Uhr, treten die beiden Fernseh-Anarchos zum „Duell um die Welt“ an.

ProSieben hat für die Sause viel Geld in die Hand genommen. Den exakten Betrag mag der Münchner Sender, branchenüblich, nicht nennen. Für die abendfüllende Show – sie dauert bis 23.30 Uhr – haben sich Joko Winterscheidt (33) und Klaas Heufer-Umlauf (28) aufwendig um die ganze Welt gehetzt. So musste Joko beispielsweise in Mexiko zum Wrestling antreten – ausgerechnet gegen eine Frau. Klaas musste im Gegenzug in Macau, China, vom höchsten Bungee-Turm der Welt springen. 233 Meter geht’s in die Tiefe.

Das neue Format fängt da an, wo „neoParadise“ aufhört. Joko & Klaas mixen Freude und Schadenfreude. In ihren Sendungen treten sie auf wie zwei ungleiche Brüder, die sich in herzlicher Hassliebe verbunden sind. Film-Duos wie Bud Spencer und Terence Hill lassen grüßen. Ihr höchstes Glück – so scheint es – besteht darin, den anderen zu nerven.

Für derlei Formate gibt es ein US-Vorbild, das auf dem Sender lief, bei dem sich Joko & Klaas ihre ersten Verdienste erwarben: bei MTV. „Jackass“ heißt es. Die Sendung ist, wegen extrem riskanter Spiele, lediglich Freunden erlesen schlechten Geschmacks warm zu empfehlen. Nischenprogramm.

Verspielter Nonsens statt derber Bosheit

Um es für größere Zuschauer-Massen interessant und vor allem akzeptabel zu machen, musste eine Sendung her, in der die gröbsten Gemeinheiten fehlen: verspielter Nonsens statt derber Bosheit. Das Ergebnis war „neoParadise“ bei ZDFneo, das üblicherweise donnerstagabends läuft. „Jackass“ lebte zunächst fort in der Zweikampf-Kolumne „Aushalten“; heute heißt sie „Bis einer heult“. Es geht, hier wie dort, um leiden und leiden lassen. Joko & Klaas milderten diese schrägen Mutproben gottlob mit augenzwinkerndem Charme.

Und genau das ist auch vom „Duell um die Welt“ zu erwarten.

Was wie eine Schnapsidee klingt, ist das Ergebnis nüchterner Vorbereitung, wie Klaas bei ProSiebens Programm-Präsentation in Hamburg betonte: „Solche Sachen müssen mit kühlem Kopf entschieden werden. Es war ein Wunsch, der wir lange hatten.“ Mit jeweils sechs Mitarbeitern machten sich die beiden Modertoren gegenseitig das Leben schwer. Auch wenn die wohl talentiertesten Spielkinder des Fernsehens ihr Hobby zum Beruf gemacht haben: „Wir müssen“, betont Klaas, „genauso viel arbeiten wie die Redakteure.“

Was machen die jungen Wilden bei der Sparkasse?

Das Raffinierte dabei: Das Duo wirkt, trotz aller Professionalität vor und hinter der Kamera, glaubwürdig lässig, angenehm locker und fröhlich unberechenbar, stets bereit, einen drauf zu machen. Die Bildschirm-Chaoten sind ein Gegenentwurf zur Generation der unverbindlich netten TV-Langweiler, die so keimfrei wie Sagrotan daherkommen.

Joko und Klaas, die beiden Hoffnungsträger des Unterhaltungsfernsehens machen ihren Job inzwischen so gut, dass sie von gleich zwei Sendern umworben sind: von ProSieben und dem ZDF.

Neben dem Fernsehen haben Werbe-Agenturen das Potenzial der beiden jungen Wilden erkannt. So nutzt es eine Einrichtung, die mit ihnen ihr piefiges Image los werden will: die Sparkasse.