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Jöran Steinhauer und Elaiza machen Werbung für Europa

Wieso Elaiza und Jöran Steinhauer Werbung für Europa machen

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Deutscher Sänger will für Lettland ins ESC-Finale Foto: dpa
Die beste Werbung für Europa kommt aus Kopenhagen, dem ESC sei Dank. Jöran Steinhauer wie Elaiza leben die europäische Idee. Der Bochumer singt für Lettland, und das deutsche Trio bezieht seine Kraft aus seinen polnisch-ukrainischen Wurzeln.

Kopenhagen/Bochum. 

Die beste Werbung für die europäische Idee kommt nicht aus Brüssel, sie kommt aus Kopenhagen. Beim Eurovision Song Contest am 10. Mai ist die europäische Idee zu sehen und zu hören. Das Trio Elaiza, beispielsweise, hat Wurzeln in Osteuropa und singt für Deutschland. Bei Jöran Steinhauer ist es umgekehrt. Der Sänger kommt aus Bochum. Doch mit seiner Band tritt er am Dienstag im ESC-Halbfinale für Lettland an. Mit etwas Glück stehen Jöran Steinhauer und Elaiza am Samstag gemeinsam im Finale.

Der 27-Jährige aus dem Ruhrgebiet kann es immer noch nicht fassen. „Das Ganze ist ein modernes Märchen“, schwärmt der Folk-Gitarrist. Mit seiner Band „Aarzemnieki“ – zu Deutsch: Ausländer – hat er für seine Wahlheimat eine flockige Gute-Laune-Nummer aufgenommen. „Cake To Bake“ heißt sie, und es geht in dem Song darum, dass er einen Kuchen backen soll, aber nicht weiß, wie. Die Letten indes glauben fest daran, dass es Jöran und seine Spaßgesellen bei Europas größtem Musikwettbewerb gebacken kriegen.

Jöran Steinhauers Liebe zu Lettland

Vor 14 Jahren hat Jöran, dem ESC sei Dank, das nordosteuropäische Land lieben gelernt. Die lettische Band Brainstorm hatte ihn so beeindruckt, dass er sich mit CDs eindeckte. Steinhauer wollte zudem Land und Leute kennenlernen, erst als Austausch-Schüler, später als Zivi. Nach eigenem Bekunden mag Steinhauer, dass Letten viel Gemeinschaftsgefühl entwickelt haben und zusammenstehen. Das erinnert ihn an seine Heimat im Revier. Die Letten haben diese Liebe schnell erwidert. „Und nun stehe ich selbst für Lettland auf der Bühne – das ist unglaublich toll“, sagt Steinhauer, freudig fassungslos.

Ihr Glück kann auch Ela Steinmetz von Elaiza nicht fassen. Erst hatte sich ihr Trio die Wildcard für den nationalen Vorentscheid ersungen, dann hatten sie ihn prompt gewonnen. Die Geschichte der 21-jährigen Liedermacherin (Mutter: Polin, Vater: Ukrainer) und ihren Kolleginnen Yvonne Grünwald (Akkordeon) und Natalie Plöger klingt so, als habe Katja Ebstein 1970 mit ihrem Grand-Prix-Hit „Wunder gibt es immer wieder“ die pure Wahrheit verkündet.

Elaiza wollen keine Stars sein

Kein Wunder, dass die Drei von der Tanzstelle auf einer sprichwörtlichen Woge bester Laune nach Dänemark gesurft sind.

Dennoch wollen Ela Steinmetz & Co. auf dem Boden bleiben. „Tja, das ist schon komisch“, sagte die Band-Chefin dieser Zeitung auf dem Weg in die dänische Hauptstadt, „vor ein paar Monaten kannte uns niemand, und jetzt werden wir auf der Straße angesprochen: ,Ihr seid ja jetzt Promis.’ ,Nö’, sage ich dann, ,wir sind Musikerinnen.’ Wir wollen auch gar keine Stars sein, wir wollen einfach Musik machen, unseren Spaß haben und anderen Menschen eine Freude bereiten.“ Mit leichter Hand hat Ela Steinmetz zugleich ihre Ambitionen umrissen. Ihre Botschaft klingt olympisch: Dabei sein ist alles. „Wenn wir dahingehen und sagen, wir müssen unbedingt gewinnen, dann wäre das etwas uncool.“

Hit-Potential und „Pijökel“

Dabei hat ihr Song „Is It Right“ Potenzial. Er ist eingängig, nach Dutzendware klingt er nicht. Leichte Schwermut weht durch den Song – und ein Hauch osteuropäischer Folklore.

Das kommt an. Mehr als 24.000 Fans haben auf der Internet-Seite von Elaiza schon den „Gefällt mir“-Daumen gehoben, auch aus dem Osten gibt es positive Reaktionen. Wenn alles nichts hilft, können die Elaiza-Damen ihren Zaubertrank einsetzen: einen Edelschnaps namens Pijökel. Das Getränk haben sie mitgenommen – als Geschenk. „Das“, sagt Ela Steinmetz augenzwinkernd, „ist unsere Art der Gastfreundschaft.“