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„Stralsund: Kreuzfeuer“ – Ziemlich hart für Samstagabend

„Stralsund: Kreuzfeuer“ – Ziemlich hart für Samstagabend

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Stralsund - Kreuzfeuer Foto: ZDF
Katharina Wackernagels gelungene Rückkehr als Ermittlerin in „Stralsund: Kreuzfeuer“: Für einen Samstagabend-Krimi geht es heftig zur Sache.

Mainz. 

Polizisten wälzen sich schreiend am Boden, der Scharfschütze auf dem Rathausdach kennt keine Gnade und drückt immer wieder ab. Für einen deutschen Samstagabend-Krimi um viertel nach acht geht es heftig zur Sache, aber die Grenzen werden natürlich nicht überschritten. Nina Petersen und ihre Kripo-Kollegen bekommen es mit einem Verzweifelten zu tun, der seinen Hass auf Uniformen auslebt. „Kreuzfeuer“ heißt die sechste Folge der Krimireihe „Stralsund“ und das ist auch nicht übertrieben.

Mehr als ein Jahr ist seit der letzten Episode vergangen, es gab wohl Zweifel, ob man nach dem Ausstieg von Wotan Wilke Möhring als Ermittler an der Seite von Katharina Wackernagel weitermachen wollte – die Entscheidung, fortzusetzen war mit Blick auf den neuen, ausgesprochen spannenden Fall nicht falsch. Gleichwohl wirken die Rückblendenhäppchen für den, der „Stralsund“ nicht kennt, ein wenig irritierend. Möhrings Figur Lietz tritt freilich nicht mehr auf, sitzt laut Martin Eiglers Drehbuch im Gefängnis; dass seine Kollegin und Freundin Petersen ihn bei ihren beiden Besuchen nicht zu sehen bekommt, wird mit fragwürdigen Ideen erklärt.

Eine Polizistinmit schwerem Ballast

Petersen selbst muss mit dem Trauma einer Schussverletzung leben, der ihr ungeborenes Kind zum Opfer fiel. Schwerer Ballast also, den die Polizistin mit sich schleppt, und den Eigler natürlich immer wieder thematisiert. Katharina Wackernagel hält die Balance zwischen einer psychisch angeschlagenen Frau und einer ehrgeizigen Polizistin gut. Petersens strenger Chef, den Michael Rotschopf hart am Klischee entlangsteuert, drängt einigermaßen vergeblich auf Therapie.

Und Max Morolf (Wanja Mues), der als Kollege in Lietz’ Fußstapfen treten soll, fällt erst einmal unangenehm auf: Beim blutigen Anschlag auf dem Rathausplatz bleibt er in Deckung, zur Rettung der Kollegen riskiert ausgerechnet der alte Hase Karl Hidde sein Leben, obwohl sein linkes Bein zur Hälfte aus einer Prothese besteht. Alexander Held, der längst zu den großen deutschen Schauspielern zählt, sticht auch hier heraus, gibt den väterlichen Freund für Petersen, den selbstlosen Routinier.

Mit André Hennicke ist auch die Gegenseite brillant besetzt. Der Mann mit dem ausgemergelten Körper hat sich zu einem Spezialisten für Grenzgänger entwickelt, ohne sich darauf festlegen zu lassen. Hier spielt er einen todkranken, ehemaligen NVA-Soldaten, ein Choleriker, der sich als Opfer sieht und Rache nehmen will.

Der junge Lars Gunnar Lotz inszeniert die Auseinandersetzung flott und verheddert sich nicht auf den Handlungsebenen. Geschickt verknüpft er privates Schicksal und eigentliche Krimihandlung.

Fazit: Hartes Krimidrama mit guten Schauspielern. Mehr als das Übliche am Samstagabend.

ZDF, 20.15 Uhr