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„Looking For Freedom“ – Musikproduzent Jack White wird 75

„Looking For Freedom“ – Musikproduzent Jack White wird 75

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Foto: dpa
Der Musikproduzent Jack White gilt als einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands – jetzt wird der ehemalige Profifußballer 75 Jahre alt.

Köln. 

Eigentlich heißt er ja Nussbaum. Vorname: Horst. „Aber so nennt mich niemand mehr, seit meine Mutter und meine Schwester gestorben sind“, sagt er. „Jack“ nennen ihn die Menschen, Nachname White. So steht es in seinem Ausweis, und unter diesem Namen ist er einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands geworden. Am Mittwoch (2. September) wird er 75 Jahre alt. So aussehen tut er nicht.

Voll ist das Haar, unbebrillt sind die Augen. Auf 60 würde man ihn vielleicht schätzen, er selber fühlt sich sogar ein paar Jahre jünger. „Gute Gene“ mutmaßt White. Und viel Disziplin. Er hat nie geraucht, achtet seit Jahrzehnten penibel auf seine Ernährung und macht viel Sport: „Vier- bis fünfmal die Woche eine halbe Stunde aufs Fahrrad und den Puls hochtreiben.“

Aus armen Verhältnissen – Sohn eines Metzgers in Köln

Das ist alles nicht üblich für die Branche, in der der gebürtige Kölner seit rund 50 Jahren arbeitet. Aber an White ist wenig typisch. „Vom Betteljungen zum Weltstar“ ist eine Formulierung, mit der er selbst gerne seine Leben beschreibt. Geboren wird er als Sohn eines Metzgers in Köln.

Der Vater macht sich aus dem Staub, da ist der Sohn gerade zwölf Jahre jung. Das Geld ist knapp, um die Mutter zu unterstützen, trägt er Brötchen und Zeitungen aus. Die Zeit in Armut habe ihn geprägt, glaubt White bis heute. „Ich bin immer bodenständig geblieben.“

White hat viele Talente, aber nur einen Traum. Er will Sänger werden. Dafür bricht er eine vielversprechende Karriere als Profi-Fußballer ab, wird von Horst Nussbaum zu Jack White. Ein Fehler, wie es zunächst scheint. Denn alle 15 Singles, die er unter diesem Namen veröffentlicht, werden Flops. Dann wechselt er die Seiten. „Der Rest ist Geschichte.“

„Schöne Maid“ war der Durchbruch

Die geht in Kurzform etwa so: Mit Roberto Blanco gewinnt er das Deutsche Schlagerfestival, „dann hat der liebe Gott mir Tony Marschall über den Weg laufen lassen“. Zusammen bringen sie den Deutschen die „Schöne Maid“. Keine Stunde braucht er um Text und Musik zu schreiben. „Das war der Durchbruch.“

Lena Valaitis, Jürgens Marcus, Andrea Jürgens – kaum ein Schlagerstar, der mit Whites Hilfe nicht an die Spitze der Hitparade schießt. Und in den frühen 80ern erobert White auch den Rest der Welt, schreibt „Self Control“ für Laura Branigan oder „When The Rain Begins to Fall“ für Pia Zadora und Jermaine Jackson.

Und dann ist da natürlich David Hasselhoff, der 1989 den White-Song „Looking For Freedom“ schmettert und später glaubt, er habe damit die Berliner Mauer einstürzen lassen. „Ist natürlich Quatsch“, sagt White. Insgesamt hat er rund eine Milliarde Tonträger verkauft. Was ihn so erfolgreich gemacht hat als Produzenten? White überlegt. Kann man schwer erklären. Er hat nie Musik studiert, aber „ich habe Ohren entwickelt“. Er hört, wenn Musik gut ist, und er „fühlt, wenn etwas nicht stimmt an einer Produktion“. „Das kann man nicht lernen, das ist wie eine Gabe.“

Hochzeit noch in diesem Jahr

Er hat viel gemacht aus dieser Gabe. Aber in den letzten Jahren sind die Hits ausgeblieben. In den Schlagzeilen war White dennoch. Über den Rosenkrieg mit seiner Frau, das Zerwürfnis mit Hansi Hinterseer oder die Biografie, in der er an manchen ehemaligen Schützlingen kein gutes Haar gelassen, bei Kollegen kein Blatt vor den Mund genommen hat. Doch mittlerweile hält sich White zurück. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen.“

Am Mittwoch wird gefeiert. „In ganz kleinem Kreis.“ Aber es soll nicht die letzte Party bleiben in diesem Jahr. In Kürze will White seine 44 Jahre jüngere Freundin heiraten. „Auch ganz bodenständig.“

Beruflich will er sich zurückziehen. Ende des Jahres soll Schluss sein. „Endgültig“ hat er neulich gesagt, hält sich mittlerweile aber schon wieder an das James Bond-Motto „Sag niemals nie“, denn: „Theoretisch kann man jeden Tag die Idee zu einem Superhit haben.“

Der Rest wäre dann wohl wieder Geschichte.