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Ingwer-Whisky-Eis aus frischer Kuhmilch

Ingwer-Whisky-Eis aus frischer Kuhmilch

Behutsam lässt René Weiß exakt zehn Liter frischer Rohmilch aus einem Eimer in die Eismaschine laufen. Die Milch hat er sich gerade von einem benachbarten Bauernhof geholt. „Frischer geht es nicht. Die ist noch warm und kommt so unbehandelt direkt in die Maschine“, sagt Weiß. Heute macht er Ingwer-Whisky-Eis daraus.

Buchenhof (dapd-lmv). Behutsam lässt René Weiß exakt zehn Liter frischer Rohmilch aus einem Eimer in die Eismaschine laufen. Die Milch hat er sich gerade von einem benachbarten Bauernhof geholt. „Frischer geht es nicht. Die ist noch warm und kommt so unbehandelt direkt in die Maschine“, sagt Weiß. Heute macht er Ingwer-Whisky-Eis daraus. „Ich glaube, das geht gut auf der Grünen Woche“, freut sich der 35-Jährige auf seine unmittelbar bevorstehende Präsentation auf der weltweit größten Verbrauchermesse in Berlin.

Vor einem Jahr machte sich Weiß in Buchenhof im Landkreis Rostock mit einer kleinen Produktionsstätte selbstständig und stellt seither sogenanntes Bauernhofeis her. Die Franchise-Idee kommt aus Hooge Mierde in den Niederlanden. Dort hatte angesichts der unbefriedigenden Ertragslage vieler Landwirte das Unternehmen Bakker & Kok die Idee zur Eisherstellung auf dem eigenen Hof. Inzwischen machen Bauern in 17 europäischen Ländern mit. Einzige Voraussetzung: Sie müssen direkten Zugang zum Rohstoff Milch haben. Der gelernte Heizungsbauer Weiß war gleich Feuer und Flamme für die Idee.

Auf Festen unterwegs

Zunächst experimentierte er im Ökolandbetrieb seines Onkels mit dem Bauernhofeis, seit 2012 ist er selbstständig. Mit seinem Eiswagen ist Weiß auf Festen und großen Veranstaltungen in der Region unterwegs und bietet die Erfrischung in unterschiedlichen Variationen an. Künstliche Aromen, Farbstoffe, Konservierungsmittel, all das lässt das Prinzip des Bauernhofeises nicht zu, dafür alle möglichen natürlichen Zutaten.

Dabei hilft Weiß seine einzige Mitarbeiterin: die 86-jährige Großmutter. Sie sammelt als Saisonkraft im eigenen Garten, in Wald und Flur alles an Früchten ein, was ihr an Essbarem in die Finger kommt: Erd- und Johannisbeeren, Holunder- und Blaubeeren, auch Rhabarber und vieles mehr. Zu Hause in ihrer Küche verarbeitet sie all das zu Saft oder Püree.

„Was gefällt, wird ausprobiert und direkt beim Kunden getestet. Ist die Resonanz positiv, wird es in die Rezeptliste aufgenommen“, sagt Weiß. So gibt es inzwischen Löwenzahn-, Brennnessel-, Spargel-, Mohrrüben-, Kürbis- sowie auch Sellerie- und Porree-Eis.

Weiß selbst hat für das Fischerfest in Krakow am See Aaleis kreiert. „Das ging weg, wie warme Semmeln“, erinnert er sich. Dabei war alles ganz einfach. „Ein paar Stückchen Räucheraal drei Tage in Milch einlegen und den Sud zur Rohmilch mit in die Eismaschine geben und fertig.“

In Vorbereitung auf die Grüne Woche hat der Experte für Bauernhofeis mit Ziegenmilch experimentiert. „Die Fettsäuren werden vom Körper besser aufgenommen als vergleichsweise Kuhmilch. Die Verdaulichkeit ist optimal, der Nährwert höher“, sagt Weiß. „Auch Schafsmilch ist einen Versuch wert.“ Dieses Eis könnte auch für Allergiker interessant sein.

Milchlieferanten unterstützen Veredelung

Sven Grumbach vom Schaf- und Ziegenzuchtverband des Landes findet die Idee toll. „Je unterschiedlicher das Angebot, desto interessanter wird es für unsere Mitglieder. Ziegen- oder auch Schafskäse werden zunehmend stärker nachgefragt. Da gebe ich auch Eis durchaus eine Chance“, sagt der Zuchtleiter.

Ähnlich äußert sich der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbands, Martin Piehl. „Der Milchpreis, der derzeit von den Molkereien gezahlt wird, liegt für viele Landwirte unter den Herstellungskosten. Sie zahlen seit Monaten drauf. Da ist jeder gut beraten, wenn er sich selbst um Veredlungsmöglichkeiten kümmert“, sagt Piehl. Bauernhofeis hält er deshalb für eine gute Idee.

Im Sommer will Weiß ein eigenes Eiscafé auf dem Hof eröffnen. Ganz in der Nähe des von Touristen viel besuchten Warnowursprungtals hofft er auf viele neue „Verkoster“.

dapd