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Hurrikan „Sandy“ hinterlässt eine Schneise der Verwüstung

Hurrikan „Sandy“ hinterlässt eine Schneise der Verwüstung

Wirbelsturm „Sandy“ hat ein Chaos von historischem Ausmaß hinterlassen. Mindestens 50 Menschen kamen nach Behördenangaben ums Leben, mehr als 8,2 Millionen Menschen waren ohne Strom. Experten schätzen den wirtschaftlichen Gesamtschaden auf bis zu 50 Milliarden Dollar.

Washington. 

Der Wirbelsturm „Sandy“ hat in den Bevölkerungszentren an der Ostküste der USA eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Nach inoffiziellen Regierungsangaben starben mindestens 50 Menschen. In 18 Bundesstaaten hatten über acht Millionen Amerikaner in der Nacht zu Dienstag keinen Strom. Sie müssen möglicherweise noch bis zu eine Woche auf elektrisches Licht und warmes Wasser verzichten. Vielerorts fielen die Mobilfunkdienste aus. Im New Yorker Stadtteil Queens zerstörte ein Großbrand 80 Häuser. „Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass es hier aussieht wie auf Bildern vom Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. „Das Gebiet ist dem Erdboden gleichgemacht.“ Das öffentliche Leben kam streckenweise zum Erliegen. Die Auswirkungen waren bis weit ins Landesinnere zu spüren. Versicherer beziffern die Schäden auf bis zu 50 Milliarden Dollar (38,7 Milliarden Euro).

Etliche Menschen werden noch vermisst

Wie Präsident Obama sagte, wird es noch Tage dauern, bis Normalität zurückkehrt und etwa Verkehrsbetriebe wieder regulär die Arbeit aufnehmen können. Katastrophenschützer rechnen mit weiter steigenden Opferzahlen, da etliche Menschen noch vermisst werden. Am stärksten betroffen ist New York und der angrenzende Bundesstaat New Jersey. Dort traf das in der Karibik entstandene Sturmtief am Montagabend mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h zuerst auf die Küste und überschwemmte die Kasino-Stadt Atlantic City.

In Manhattan mussten 400 000 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen, weil der Sturm den Wasserpegel auf die Rekordhöhe von über vier Metern hatte steigen lassen. Allein in New York fielen mindestens zehn Menschen dem Sturm zum Opfer. 750 000 Menschen waren nach Angaben von Bürgermeister Michael Bloomberg auch gestern noch ohne Strom und Heizung. Das U-Bahn-System wurde so scher beschädigt wie nie zuvor in seiner 108-jährigen Geschichte. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten blieb die Börse im Finanzdistrikt Wall Street wetterbedingt zwei Tage hintereinander geschlossen.

US-Behörden nehmen wegen „Sandy“ drei Atomreaktoren vom Netz

Das Unwetter zwang die Behörden dazu, Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Im ältesten Reaktor Amerikas, Oyster Creek (Baujahr 1969), wurde Hochwasser-Alarm ausgelöst. Die Situation dort gilt aus Sicht der Reaktorsicherheitsbehörde in Washington als „noch nicht gelöst“. In New Jersey evakuierte die Nationalgarde Anwohner nach einem Dammbruch. Etliche Bundesstaaten wurden zu Notstandsgebieten erklärt und von der Regierung in Washington mit Hilfsgeldern unterstützt. Nach Zählung der Luftfahrt-Behörde wurde rund 17 000 Flüge zwischen Boston und Washington gestrichen. Der Betrieb am New Yorker Flughafen John F. Kennedy soll am Mittwoch eingeschränkt wieder aufgenommen werden. Auch am Newark International Airport in New Jersey sollen um 7 Uhr (Ortszeit) wieder Maschinen starten, wie die beiden Flughafenbehörden in der Nacht mitteilten.


Die Hauptstadt selbst kam insgesamt glimpflich davon. Auswirkungen des Unwetters, das mit starken Schneefällen und Stürmen im Landesinneren gestern noch voll im Gange war, auf die Präsidentenwahl am 6. November sind noch nicht absehbar. Amtsinhaber Barack Obama wird bescheinigt, den am stärksten mit Toten, Überschwemmungen, Häuserschäden und zusammengebrochener Infrastruktur geschlagenen Bundesstaaten bisher entschlossen zu helfen.

„Die Zerstörung ist unvorstellbar“, sagte der Gouverneur des ebenfalls schwer gebeutelten Bundesstaates New Jersey, Chris Christie. Dort will sich Präsident Barack Obama am Mittwoch ein Bild von den Folgen eines der größten Stürme in den USA seit Jahrzehnten machen. Die betroffenen Regionen bemühten sich trotz der großen Schäden um eine allmähliche Rückkehr zur Normalität.

New York Marathon lässt sich von Sturm „Sandy“ nicht stoppen 

Trotz der immensen Zerstörungen durch Wirbelsturm „Sandy“ soll der New York Marathon am kommenden Sonntag stattfinden. Der Veranstalter New York Road Runners äußerte sich am Dienstag zuversichtlich, das größte Massenlauf-Spektakel der Welt wie geplant ausrichten zu können. Die Vorbereitungen dazu würden vorangetrieben, sagte NYRR-Präsidentin Mary Wittenberg. Die Millionenmetropole und ihre Einwohner müssten zwar gerade eine sehr schwierige Stadt durchmachen. Aber der Marathon sei schon immer ein besonderer Tag für die New Yorker und ein Symbol für die Lebensfreude und Widerstandskraft dieser Stadt gewesen.

Vor allem die rechtzeitige Anreise der 20.000 Läufer aus dem Ausland stellt angesichts der durcheinandergewirbelten Flugpläne ein großes Problem dar. Aber auch die Anfahrt für die rund 30.000 Läufer aus den USA dürfte wegen der Schäden im öffentlichen Nahverkehr nicht einfach werden. Denn die durch den Sturm lahmgelegte New Yorker U-Bahn, die werktags 5,3 Millionen Menschen befördert, kann laut Bürgermeister Michael Bloomberg auch noch am Wochenende ausfallen.

Auch das Football-Spiel zwischen den New York Giants und den Pittsburgh Steelers soll wie geplant am Sonntag stattfinden, da das Metlife-Stadion den Sturm unbeschadet überstanden hat. Dagegen ist der Start in die neue Basketball-Saison der Profi-Liga NBA für die Brooklyn Nets gegen die New York Knicks am Donnerstag fraglich.

(Mit Material von dapd und rtr)

Kommentar: Hurrikan und Schicksalsmacht