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Hitler-Geschäft sorgt für Ärger in Indien

Hitler-Geschäft sorgt für Ärger in Indien

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Foto: AP
In Indien ist ein Einzelhändler in die Schlagzeilen geraten. Rajesh Shah hat in der Metropole Ahmadabad ein Bekleidungsgeschäft eröffnet. Der Name des Ladens: „Hitler“ – stilecht mit einem Hakenkreuz im I-Punkt. Die jüdische Gemeinde ist empört.

Ahmadabad. 

In ein paar Tagen kommt der israelische Konsul in die indische Provinz Gujarat, um Wirtschaftsverträge zu unterzeichnen. Es geht um Aufträge für indische Unternehmen und viel Geld. Nicht gerade förderlich für die Geschäftsbeziehungen zwischen der westindischen Provinz und Israel dürfte der Klamotten-Laden sein, der vor kurzem in der größten Stadt der Provinz, Ahmadabad, eröffnet hat. Er trägt den Namen des Mannes, der für den Tod von Millionen Juden verantwortlich gewesen ist: „Hitler“.

Rajesh Shah weiß nicht, warum der Name seines Geschäfts plötzlich falsch sein soll. „Als wir vor über einem Monat ein Banner „Hitler opening shortly“ aufgehängt haben, hat sich niemand beschwert“, sagte der Betreiber des Bekleidungsgeschäfts der Zeitung The Times of India. Er und sein Kompagnon hätten nichts Böses im Schilde geführt bei der Namensgebung.

Der Laden sei nach einem Geschäftspartner seines Großvaters benannt worden, einem peinlich genauen Mann, der deshalb „Hitler“ genannt worden sei. „Alles, was ich über Adolf Hitler wusste, ist, dass er ebenfalls sehr streng gewesen sein soll, ehrlich“, beteuerte Shah gegenüber der Zeitung. Von den schrecklichen Taten des deutschen Diktators vor und während des Zweiten Weltkriegs und dem Holocaust will er nichts gewusst haben.

Der Führer bringt gute Geschäfte

Nach den Protesten der kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt, hat sich der Inhaber jedoch bereit erklärt, den Namen seines Geschäfts ändern zu lassen. Allerdings nur, wenn man ihm die bisherigen Kosten (umgerechnet rund 570 Euro) ersetze, die ihm für Werbung und Visitenkarten bereits entstanden seien.

Die jüdische Minderheit in der Stadt glaubt aber nicht daran, dass Rajesh Shah und seine Partner die Bedeutung des Namens nicht gewusst hätten. Die Daily Mail schreibt, dass die Juden in der Stadt dahinter eine PR-Aktion vermuten. Als Mitglieder der Gemeinde ihm ihre Sorgen mitteilten und vorschlugen, einen anderen Namen zu verwenden, habe es seitens der Betreiber nur geheißen, dass „Hitler“ gute Geschäfte bringe.

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass mit der deutschen Nazi-Vergangenheit in Asien – ob kalkuliert oder aus Versehen – Aufmerksamkeit erregt wird. In Thailand sind im vergangenen Jahr Schülerinnen einer katholischen Schule mit Nazi-Uniformen und Hakenkreuzbinden bei einer Kostümparade mitmarschiert. Es sei ihnen nicht bewusst gewesen, dass ihre Kostüme eine negative Bedeutung hätten, hieß es zur Entschuldigung.

Nazi-Bettwäsche in Indien

Spiegel Online berichtete über einen Geschäftsmann, der in Indien ein Restaurant mit dem Namen „Hitlers Cross“ eröffnet hat – inklusive Führer-Portrait am Eingang. Ein anderer Hindu brachte eine „Nazi Collection“ heraus: Bettwäsche mit Hakenkreuzen, die mit dem hinduistischen Glückssymbol der Swastika, auf Grund der Namensgebung der Kuschel-Linie wohl nichts zu tun haben dürften. Das Buch „Mein Kampf“ liegt in indischen Büchereien gleich neben den Werken Mahatma Gandhis.

Eine Erklärung für den „Hitler-Kult“ in Fernost: In Thailand, wie auch in andern Ländern Südostasiens, spiele europäische Geschichte im Schulunterricht kaum eine Rolle. In manchen Schulbüchern Indiens, werde Hitler sogar als großer Staatenlenker gefeiert, der sich mit den Großmächten Großbritannien und USA angelegt hat. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass das heutige Deutschland mit dem Dritten Reich nichts mehr zu tun habe, berichten Korrespondenten aus Asien.