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Hannes Ringlstetter ist der Kabarett-Stern des Südens

Hannes Ringlstetter preist Hildebrandt als Vorbild

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Vereinsheim Schwabing Foto: ARD
Die ARD baut den lustigen Donnerstag aus. Bayerns Kabarett-Star Hannes Ringlstetter eröffnet das „Vereinsheim Schwabing“.

Regensburg. 

Er ist der aufgehende Stern am Kabarett-Himmel, genauer noch: der Stern des Südens. Hannes Ringlstetters Humor bezieht seine Kraft aus dem Gegensatz zwischen seiner niederbayerisch-ländlichen Heimat und der Weltstadt München. Der 44-Jährige kann aber mehr, als von der Bühne herab launige Sprüche zu klopfen. Das Multi-Talent ist zudem ein respektabler Gitarrist und Sänger. Selbst als Schauspieler macht der Künstler in der ARD-Serie „Hubert & Staller“ am Vorabend eine gute Figur. Jetzt darf er im Ersten auch am späten Abend seine Späße treiben – im „Vereinsheim Schwabing“ (23.30 Uhr).

Am späten Donnerstagabend reicht die ARD seit vorigem September das humoristische Betthupfel. Während sich Polit-Talker Reinhold Beckmann erfolglos gegen die übermächtige ZDF-Kollegin Maybrit Illner abstrampelte, machen Comedians und Kabarettisten auf demselben Sendeplatz erfolgreich ihre Arbeit. Das Publikum mag verlässliche Programm-Ansagen.

Zivildienst, Germanistik-Studium, Humor-Branche

Ringlstetter gilt in der Szene als „ganz heiße Nummer“, um den Titel eines seiner Filme zu zitieren. Vor zehn Jahren stieg der Lehrer-Sohn – nach Zivildienst und Germanistik-Studium – ins Humor-Gewerbe ein. Für Aufsehen in jeder Hinsicht sorgte er 2007 als buckeliger Knecht in der Bühnen-Saga „Der Watzmann ruft“.

Den Blick fürs Komische schärfte Ringlstetter im familiären Umfeld. „Es fing damit an“, gesteht er im Gespräch, „dass ich mich bei Familienfeiern als Parodist durchgeschlagen habe. Ich hatte eine Tante aus Franken, die schnell drauf hatte. Mir war einfach so langweilig. Ich dachte mir: Wenn keiner fun-mäßig was zu bieten hat, dann muss ich das wohl machen.“

„Nach dem Mittagessen haben wir die Johannes-Passion gehört“

Gern gehört wurden auch Klein-Hannes Darbietungen am Klavier. Doch der Junge stand keineswegs auf die Favoriten seines Vaters: „Nach dem Mittagessen haben wir die Johannes-Passion gehört. Davon musste ich mich irgendwann befreien.“

Als Befreiung sah es Ringlstetter auch, sich von seinem Geburtsort Alburg bei Straubing über Regensburg bis zur bayerischen Landhauptstadt durchzukämpfen. Dennoch zieht den Humoristen immer wieder in die Gegend seiner Jugendjahre zurück.

Wenn er schreibt, weiß er erklärtermaßen die Abgeschiedenheit des Landlebens zu schätzen – und die Ruhe von Cafés. „Ich sitze gerne beim Kaffeetrinken und schreibe dabei“, sagt er und teil nebenher einen Seitenhieb auf die Kaffee-für-unterwegs-Mode aus. Während Ringlstetter auf der Bühne die Rampensau gibt, überlässt er im Café gern den Gästen die Bühne. Schon in seiner Jugend sah sich Ringlstetter „eher als Beobachter, und das ist auch heute noch so“.

„Den Dieter habe ich verehrt“

Ringlstetter schaut dem Volk aufs Mund. „Ich beschäftige mich lieber mit dem niederbayerischen Landwirt, der genau weiß, wie er sich in der Subventionspolitik der EU bewegen muss, um gut über die Runden zu kommen“ als mit den „sogenannten Großen da oben, die Schweinerein anstellen“. Seine Pointen serviert er bei Heimspielen im niederbayerischen Dialekt, bei bundesweiten Auftritten spielt er nur mit der Mundart seiner Heimat. Das Publikum liebt ihn dafür.

Als Lehrmeister, die kleinen Schwächen seiner Mitmenschen satirisch zu überhöhen, dienten Ringlstetter Klassiker wie Kurt Tucholsky, aber auch Spötter wie Hildebrandt: „Den Dieter habe ich immer verehrt – wegen seiner Sprache und wegen seiner Haltung, die er hatte.“ Er sei ein Menschenfreund gewesen. Ringlstetter weiß, wovon er spricht. Er durfte den großen Satiriker kennenlernen, kurz vor seinem Tod. Bei Ringlstetter lebt er weiter.

Weitere TV-Termine: Mittwoch, 4. März, ARD, 18.50 Uhr, „Hubert & Staller“, neue Staffel; Donnerstag, 5. März, ARD, „Vereinsheim Schwabing“, 23.00 Uhr; „Kabarett-WG“, 23.45 Uhr