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Hannelore Elsner ist auch mit 70 noch sexy

Hannelore Elsner ist auch mit 70 noch sexy

Die ARD startet am Mittwoch die fünfte Staffel ihrer Reihe „Deutschland – Deine Künstler“ mit einem Porträt von Hannelore Elsner. Sie wird bald 70 und ist immer noch sexy. Was ist das Geheimnis ihrer Jugend?

Frankfurt. 

Sie wirft ihr volles, langes Haar kokett zurück, schnurrt sanft wie eine Katze, zeigt strahlend ihre Zähne und dabei brennt sie gleich ein ganzes Feuerwerk an Charme ab: Hannelore Elsner spricht mit der Filmemacherin Inga Wolfram über ihr Leben, und die Schauspielerin wirkt wie eine junge Frau beim Flirt. Niemand käme auf die Idee, dass die Schauspielerin in wenigen Tagen, am 26. Juli, 70 wird. Was ist das Geheimnis ihrer Jugend? Ein Filmporträt in der ARD-Reihe „Deutschland – Deine Künstler“ geht am Mittwoch, 21.45 Uhr, auf Spurensuche.

Natürlich, für die Elsner ist alles eine Bühne, das Studio, das Theater, der Saal bei einer Lesereise, ja der Alltag selbst. Sie weiß um ihre sinnliche Ausstrahlung, kennt die erotisierende Macht ihrer Stimme. Die Art, wie die Diva erzählt, zieht Publikum magnetisch in ihren Bann. Sie setzt Pausen gezielt, und das, was sie nicht erzählt, ist zuweilen wichtiger als das, was sie sagt. Wenn sie denn überhaupt was sagt.

„Ich kann Talk-Shows nicht leiden“

Das erste TV-Interview – die Doku zeigt einen Ausschnitt – gewährt die Elsner dem Moderator Roger Willemsen 1993. Da ist schon über 30 Jahre im Geschäft, eine Goldene Kamera hat sie schon lange. Willemsen fragt sie nach dem Grund ihrer Zurückhaltung. Da offenbart die Elsner, dass sie nicht nur zart, sondern auch hart sein kann: „Ich kann Talk-Shows nicht leiden.“

Gesprächspartnern öffnet sie sich ungern. Filmemacherin Inga Wolfram muss sie ganz offensichtlich mit Samthandschuhen anfassen. Persönliches gibt die Mutter eines Sohnes so gut wie gar nicht preis. Selbst über ihre Rollen redet sie oft nur widerwillig.

Seine erste Rolle hat das Mädchen, das bereits mit 14 die bayerische Provinz verließ, noch als Teenager. Für Aufsehen sorgt „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“, wie einer der frühen Elsner-Filme heißt, erst Jahre später, 1963. „Die endlose Nacht“ lässt ihren Stern aufgehen. Die 21-Jährige mimt ein Starlet so glaubhaft, dass die Grenzen zwischen Rolle und Realität vorübergehend verschwimmen.

Das damalige Girlie hing ab mit dem „Lümmel von der ersten Bank“

In den späten 60ern – die Weichzeichner-Doku spart sie aus – hat das damalige Girlie viel mit dem „Lümmel von der ersten Bank“ zu tun. Pennäler-Filme sind der letzte Versuch von Opas Kino, im aufkommenden TV-Zeitalter junge Zuschauer zu locken. Broterwerb. Die Elsner träumt von Kunst. Frankreich erscheint ihr als gelobtes Land – unerreichbar.

Die Elsner hingegen ist „Die Kommissarin“. Sie schafft als Fernsehfahnderin mit hohen Hacken, kurzem Rock und Lederjacke immerhin einen neuen TV-Typus. Zuvor ist Polizeiarbeit weitgehend Männersache gewesen. Bauchmensch Elsner („Ich fresse den Text“) kommt mit Feminismus auf die sanfte Tour: Sie macht einen Männer-Job, aber sie sieht aus wie ein Weibchen, die Dienstwaffe hält sie wie einen Strauß Rosen – die Doku zeigt es unfreiwillig. Das Publikum jedoch ist von der ARD-Serie begeistert, Elsner erhält gar einen Fernsehpreis, 1995.

Der Flirt mit Kamera und Kollegen

Die Rolle verleiht ihrer Karriere Flügel. Und siehe da: Die zuweilen unterschätzte Darstellerin zeigt, was sie drauf hat. Regisseur Oskar Roehler engagiert sie als „Die Unberührbare“. Die Elsner spielt in dem Film aus dem Jahr 2000 ihren Gegentyp: nikotinsüchtig, tablettenabhängig, schlaflos, nervös, unnahbar. Die Kritik ist begeistert. Es regnet Preise.

Vier Jahre später setzt sie noch einen drauf. Die Elsner gibt in „Alles auf Zucker“ (Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr) leichtfüßig die Gattin eines DDR-Sportreporters. An der Seite von Henry Hübchen zeigt sie in der bittersüßen Komödie im jüdischen Mileu der Hauptstadt ihr komisches Talent – und Mut zur Hässlichkeit.

Im Rückblick wundert sich die Grand Dame des deutschen Fernsehens darüber, dass sie heutzutage Frauen ihres Alters nur grau, krank und leidend spielen darf. Dabei wirkt sie doch so fit, so frisch, so fröhlich. Der ewige Flirt mit Kamera und Kollegen – er hält sie, so scheint’s, für immer jung.