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Festnahme nach brutalen Überfällen auf Berliner Millionäre

Festnahme nach brutalen Überfällen auf Berliner Millionäre

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Pressekonferenz zum Storkower Entführungsfall Foto: dpa
Drei Opfer, zwei spektakuläre Kriminalfälle – ein festgenommener Mann hat nach Überzeugung der Polizei drei brutale Überfälle auf Mitglieder zweier Berliner Millionärsfamilien begangen. Zwei Jahre lang hatte die Sonderkommission „Imker“ – benannt nach der auffälligen Maske des Täters – ermittelt.

Potsdam. 

Die brutale Entführung eines wohlhabenden Geschäftsmanns bei Berlin ist laut Polizei rund ein Jahr nach der Tat aufgeklärt: Spezial-Einsatzkräfte nahmen einen 46-jährigen Berliner wegen des Verdachts des erpresserischen Menschenraubs und mehrfach versuchten Totschlags fest, wie die Ermittler am Mittwoch in Potsdam mitteilten. Gegen den Tatverdächtigen sei ein richterlicher Haftbefehl erlassen worden.

Der Mann soll im Herbst im brandenburgischen Storkow südlich von Berlin einen 51-jährigen Investmentbanker gekidnappt haben. Er wird zudem verdächtigt, im Herbst 2011 im brandenburgischen Bad Saarow auf einer Pferdekoppel auf die 25-jährige Tochter einer Berliner Millionärsfamilie geschossen und einen Personenschützer schwer verletzt zu haben. Die Polizei vermutet auch, dass der Festgenommene im Sommer 2011 auch die Mutter des Mädchens mit einem Knüppel im Ferienhaus der Familie angegriffen und dabei ebenfalls schwer verletzt hatte.

Die Festnahme des Mannes gelang den Angaben zufolge bereits am Dienstagabend im Südosten von Berlin. Dabei habe es sich um den umfangreichsten Einsatz des Mobilen Einsatzkommandos MEK seit 1991 gehandelt, erklärte die Polizei. Das Potsdamer Polizeipräsidium präsentierte 26 Kartons mit Ermittlungsakten. Entscheidende Hinweise erhielten die Ermittler offenbar auch durch Hinweise von Bürgern. Diese waren nach Fernsehbeiträgen eingegangen, in denen der Fall rekonstruiert wurde.

Tatverdacht durch lange Indizienkette

„Er ist für alle drei Delikte dringend tatverdächtig“, sagte der Leiter der Sonderkommission, Siegbert Klapsch, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Potsdam. Insgesamt kamen nach Angaben der Polizei 529 Hinweise von Bürgern. 40 Personen galten zwischenzeitlich als tatverdächtig, darunter auch sehr früh der festgenommene Berliner. Der äußerst fitte und durchtrainierte Mann habe schon früher einmal in einem Sumpfgebiet gelebt und sei Kajak gefahren.

„Er hat sehr spartanisch gelebt. Wir haben ihn auch beim Flaschensammeln beobachtet“, sagte Polizeipräsident Arne Feuring. Inzwischen wurde gegen den Mann Haftbefehl vom Amtsgericht Frankfurt/Oder wegen dreifachen versuchen Totschlags und erpresserischen Menschenraubs erlassen. Er hat nach Angaben der Ermittler keine persönliche Beziehung zu seinen Opfern. Er habe sich so vermutlich Geld beschaffen wollen.

Der dringende Tatverdacht gegen den Berliner gründe sich auf eine lange Kette von Indizien, was die Beweislage schwierig mache, sagte Klapsch. Ausschlaggebend sei gewesen, dass in beiden Fällen dieselbe Waffe – eine Ceska 75 oder 85 oder der chinesische Nachbau Norinco – verwendet worden sei. Eine Waffe solchen Typs habe der Tatverdächtige auch als vorübergehender Gast in einem Berliner Schützenverein benutzt. Eine Schlüsselrolle habe auch eine auffällig geblümte Decke im Entführungsfall Storkow gespielt. Diese konnte bis in ein Gewerbegebiet in Berlin verfolgt werden, wo keine 600 Meter entfernt der Mann zeitweise gelebt habe.

Innenminister gratuliert zum Fahndungserfolg

Im Oktober 2012 befragte ihn die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) als Zeugen, wobei er zum Teil wahrheitswidrige Angaben machte und sich zum Alibi ausschwieg, hieß es. Seit Januar 2013 gelte er als „Beschuldigter“, seit März dieses Jahres sei er observiert worden. Spekulationen, der Mann habe früher der Nationalen Volksarmee der DDR angehört, dementierten die Ermittler. „Er war kein Elitesoldat.“

In Berlin ist er nach Polizeiangaben als Gewalttäter bereits polizeibekannt. 1997 hatte er bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung geschossen und war zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach seiner Entlassung sei er an einer Serie von Brandstiftungen beteiligt gewesen.

Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher (SPD) gratulierte der Polizei am Mittwoch zu ihrem Fahndungserfolg. Die Beamten der Sonderkommission „Imker“ hätten durch „große Beharrlichkeit und Professionalität“ einen „herausragender Fahndungserfolg in einem außergewöhnlichen Kriminalfall“ erreicht. „In Fällen wie diesem lässt die Polizei niemals locker“, fügte der Minister hinzu. (afp/dpa)