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Fall von Jeremiah Duggan wird neu aufgerollt

Fall von Jeremiah Duggan wird neu aufgerollt

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Foto: dpa
Trieb Sekte den jüdischen Studenten in Deutschland in den Tod?

London. 

Jeremiah Duggan, war 21 Jahre alt, als er 2003 auf einer Straße in Wiesbaden starb. „Suizid durch Verkehrsunfall“, befanden die deutschen Behörden damals. Doch jetzt gibt es Indizien, die darauf hindeuten, dass der junge britische Jude auf der Flucht vor der LaRouche-Sekte war. Eein Richter in London hat jetzt einen Termin für eine neue Untersuchung der Todesumstände angesetzt.

Jeremiahs Mutter hat es nie gelaubt, dass ihr Sohn sich umgebracht hat. Sie hat Nachforschungen anstellen lassen, nachdem die Ermittlungen der deutschen Behörden zeitnah eingestellt wurden. Sie hat Dienstaufsichtsbeschwerden eingelegt. Und sie hat eine in der deutschen Rechtsgeschichte durchaus seltene Ermittlungserzwingung erreicht, wonach ein Beschluss des Oberlandesgericht Frankfurt die Wiesbadener Staatsanwaltschaft anwies, nochmals Ermittlungen durchzuführen. Getan hat sich aber nicht viel. Der gleiche Polizist, der 2003 den Fall bearbeitete, bekam ihn auch 2012 wieder zugewiesen, und man kann nicht behaupten, dass er schnell und zügig gearbeitet hätte.

Zwölf Jahre nach dem Tod von Jeremiah Duggan versucht jetzt eine gerichtliche Untersuchung in Großbritannien Licht auf die Causa zu werfen. Am Dienstag begann in Barnet, Nord-London, eine dreitägige Untersuchung, die zumindest eines zeigen dürfte: Nämlich dass die Lesart der deutschen Behörden nicht stimmen kann.

Nach deren Auffassung wurde Jeremiah zuerst von einem Peugeot erfasst, in die Luft geworfen und anschließend von einem VW Golf überrollt. Zu Beginn der Untersuchung in London nahm ein Sachverständiger Stellung. Paul Canning hatte sich 42 Fotos genauer angeschaut, die vom Unfallort und den Fahrzeugen gemacht wurden. Er konnte „nicht die geringste Spur von Blut, Gewebe oder Kleidung“ auf den beiden Autos entdecken. Auch auf der Fahrbahn sei keinerlei Blut oder menschliches Gewebe zu finden. Canning: An dem angeblichen Unfallort kann es zu keinem Unfall gekommen sein.

Anruf bei der Mutter

Sollte das stimmen, dass bekommt auch jene Version Glaubwürdigkeit, die Erica Duggan für wahrscheinlicher hält: Dass hinter dem Tod ihres Sohnes die LaRouche-Organisation stecken würde.

Diese von der Bundesregierung als „Politsekte“ eingestufte Bewegung tritt unter den Decknamen von „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“, „Schiller-Institut“ oder „Europäische Arbeiterpartei“ in Erscheinung, und gilt als notorisch antisemitisch.

Jeremiah Duggan war im März 2003 auf einer Veranstaltung des dortigen Schiller-Instituts und outete sich als Jude. Offenbar unter konkreter Gefährdung von Leib und Leben. Am 27. März rief er aus Wiesbaden seine Mutter an: Er sei in Schwierigkeiten, sie solle bitte sofort kommen. Eine Dreiviertelstunde später war er schon tot.

Erica Duggan vermutet, dass Jeremiah von Mitgliedern der LaRouche-Organisation in den Tod gejagt, wenn nicht ermordet wurde. Eine Reihe von Indizien sollen nun in der dreitägigen Anhörung zur Sprache kommen.