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„Es kommt noch dicker“ auf Sat.1 – schlechte Dialoge und nervige Typen

Schlechte Dialoge und nervige Typen bei neuer Sat.1-Serie

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Foto: SAT.1/Petro Domenigg
„Es kommt noch dicker“ – der Name ist Programm: Die unter diesem Titel laufende neue SAT.1-Reihe steht eigentlich für Unterhaltung, bringt aber albernen Kinderkram. Die Dialoge sind schlecht, die Typen nerven.

München. 

Christoph Maria Herbst nimmt kein Blatt vor den Mund, nicht mal, wenn der Comedian das neue Programm der ProSiebenSat.1-Gruppe präsentiert. Für Sat.1 fand er einen Vergleich, der saß: „Sat.1 ist Stulle.“ Tatsächlich liefert der Münchner das Graubrot der TV-Unterhaltung – es wirkt weithin altbacken. Lediglich die Montagsserien sind Feinkost im Sortiment. Kein Wunder, dass die Erwartungen an die vier Neulinge in diesem Herbst groß sind. Den Anfang macht die Reihe „Es kommt noch dicker“, die am Montag (10.September) , 20.15 Uhr, mit einer Doppelfolge startet.

Die Comedy-Serie beruht auf Verwandlung, Verwechslung und der schlichten Gleichung, dass Schönheit Erfolg garantiert. Die dralle Hotel-Buchhalterin Rike (Theresa Underberg) verflucht eines Tages ihre gertenschlanke Managerin Jessica (Wolke Hegenbarth) – und ihr böser Wunsch wird über Nacht wahr. Es kommt zum Kilo- und zum Rollentausch: Rike soll fürderhin das Hotel managen, und Jessica steht ihr als pfundige Schwester und Assistentin zur Seite. Der Plan geht gründlich schief. Denn die Kilos schwanden, aber die Persönlichkeiten blieben. Das Moppel-Ich von Jessica kommandiert wie ehedem, und die Schrumpf-Ausgabe von Rike ist ein derart scheues Reh, dass es beim leisesten Gras-Geraschel gleich die Flucht ergreift.

Turbulenzen auf der Beziehungsebene

Kein Wunder, dass Hotel-Chef Carl (Manuel Witting) mehr als irritiert ist, zunächst darüber, dass seine angebetete Jessica von jetzt auf gleich weg ist und dann darüber, dass die dicke Assistentin sich stets wie die wahre Chefin aufführt. Natürlich knallt es auf der Arbeitsebene. Auch auf der Beziehungsebene gibt es Turbulenzen: Der polnische Saisonarbeiter Oleg (Bürger Lars Dietrich) will mit der fülligen Kollegin anbandeln, und Monteur Klaus (Daniel Keberle) wundert sich über sein mageres „Schwabbelchen“.

In der Auftaktfolge geht es ums Verlieren: Jessica verliert ihre Topfigur, Rike ihr Übergewicht, der Hotel-Chef seine Macht, Star-Friseur Roman Berger (Steffen Groth) seine Perücke – und der Zuschauer die Nerven.

Die Dickfrau-Serie der Haupt-Autorinnen Wiebke Jaspersen und Marko Lucht liefert Comic-Figuren von magerstem Gehalt. Die Konflikte und mehr noch deren Lösungen bewegen sich auf dünnstem Niveau. Die Dialoge bieten geistige Diät. Und das Spiel des Ensembles erinnert an Toastbrot: große Luftblasen, geringer Nährwert.

Unsympathische Hauptfiguren

Mag sein, dass die Serie vordergründig die Rache-Fantasien übergewichtiger, zorniger Frauen bedient. Doch im Ergebnis sind beide Hauptfiguren der Serie unsympathisch: Wolke Hegenbarth wirkt, mit nöligem Gesicht, dick und doof – und ihr kulleräugiger Schmal-Gegenpart Theresa Underberg wie eine unterbelichtete Ausgabe des ewigen Blondchens Ingrid Steeger.

Weil Sat.1 das Abendpublikum offensichtlich für dumm hält, dürfte sich auch der Titel der Serie unfreiwillig bewahrheiten. Für den gebeutelten Sender kam es in diesem Jahr schon dick. Mit derlei Kinderkram kommt es noch dicker.